Wir stellen vor: Texter und Herausgeber Richard aus Leipzig
Ich gebe es zu: in den letzten Jahren habe ich mein seit Kindheitstagen eigentlich ziemlich ausgeprägtes Interesse an Magazinen und Zeitschriften etwas verloren. Zum Einen lag es sicher an der immer aufdringlicher werdenden Konkurrenz der sozialen Medien und des Internets – Inspiration ist schließlich nur noch einen Mausklick entfernt. Zum Anderen lag es aber auch am Zeitschriftenmarkt an sich.
Die klassischen Mode- und Frauenzeitschriften (by the way: furchtbares Wort..) langweilen seit Jahren mit den immer gleichen und immer absolut unrelevanten und blutleeren Themen und natürlich Werbung en masse – und ich meine hier nicht nicht die gekennzeichneten Anzeigen und Advertorials. Andere Zeitschriften mit Geschichten, die mich interessieren könnten, nerven entweder mit anstrengendem ADHS-Layout (Business Punk) oder aufgezwungenem Achtsamkeitsspam (Hygge, Flow etc.). Und einige Kunstmagazine sind zwar schick anzusehen, aber mehr oder weniger inhaltslos. Ihr merkt: auch, wenn ich gerade natürlich etwas übertreibe, bin ich ein wenig demotiviert, wenn es um Zeitschriften geht und habe in letzter Zeit immer weniger gelesen.
An einem Freitagnachmittag traf ich dann Richard im Leipziger Dankbar Café und er schob mir quer über den Tisch an meinem Milchkaffee vorbei sein eigenes Magazin. Das transform Magazin. Ich verprach es mir mal anzuschauen und was soll ich sagen: am Sonntagabend hatte ich nicht nur noch mehrere Kaffee intus, sondern auch jede einzelne Seite des Magazins durchstöbert. Sowohl der Name transform – Das Magazin fürs Gute Leben und die amüsanten bis philosophischen Artikel, als auch das detailreich, aber übersichtlich gestaltete Layout, die liebevollen Illustrationen und die persönliche Note (jedes Redaktionsmitglied wird vorgestellt), bringen mich zum Schmunzeln und Nachdenken. Jede Ausgabe widmet sich einem anderen Motto, das dann aus allen erdenklichen Perspektiven beleuchtet wird, zum Beispiel Widersprüche, Arbeit, Kinder oder Luxus. Im Heft findet ihr ausschließlich kreative, redaktionelle Arbeiten und 0% Werbung. Bisher gibt es vier Ausgaben. Die 5. ist gerade in Arbeit und kann hier vorbestellt werden. Hinter dem Magazin steckt nicht nur Richard, sondern mit ihm ein großes, immer mal wechselndes Team aus Leipzig, Berlin und Hamburg. Jeder hat einen anderen Hintergrund und bringt so eigene Erfahrungen und Ansichten mit – das erklärt den wunderbar bunten Mix im transform Magazin.
„Sowohl die amüsanten bis philosophischen Artikel, als auch das detailreich, aber übersichtlich gestaltete Layout, die liebevollen Illustrationen und die persönliche Note, bringen mich zum Schmunzeln und Nachdenken.“
Nun habe ich gleich zwei gute Nachrichten für euch: die erste ist, dass ihr nur ein kleines Stück weiterscrollen müsst, um mein Interview mit transform Gründer und Herausgeber Richard zu lesen. Er erzählt, welcher Gedanke hinter dem Magazin steckt, wie es entsteht und was er bei einem Kreativtief macht. Die zweite gute Nachricht ist, dass wir in Zukunft hier auf dem Blog regelmäßig ausgewählte Beiträge aus dem transform Magazin veröffentlichen werden. Nice, oder?! Das soll euch natürlich nicht daran hindern, das Magazin auch in der ausführlichen Printversion zu kaufen, sondern vielmehr ein kleiner Appetithappen sein. Schon in Kürze wird der erste Artikel zum Thema Freundschaftsheuchelei und erzwungene Harmonie auf Arbeit online gehen. Seid gespannt. Nun aber erst einmal viel Vergnügen mit dem Interview mit Richard:
Richard, was machst du beruflich?
Ich arbeite als Werbetexter und Herausgeber eines kleinen Magazins in Leipzig.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Magazin herauszubringen?
Wir haben das transform Magazin gegründet, weil es überall immer nur darum ging, was alles nicht geht. Also wollten wir einmal darüber schreiben, was man alles besser machen kann und andere auch schon tun. Die Welt ist nicht so sehr zugrundegerichtet, dass wir sie bereits aufgeben können. Tatsächlich laufen viele Sachen ziemlich gut. Die Zukunft muss nicht furchtbar sein. Darüber schreibt nur niemand beziehungsweise niemand will darüber lesen. Wir versuchen’s trotzdem.
Von der Idee bis zum ersten gedruckten Exemplar in deinen Händen: was war die größte Herausforderung?
Durchhalten auch wenn andere bereits ähnliche Ideen haben. Am Ende ist die Idee nicht viel wert, wenn sie nicht auch durchgezogen und weiterentwickelt wird.
Wer sollte das transform Magazin lesen?
Alle die glauben, es muss sich was verändern und die bisher vielleicht noch nicht politisch aktiv geworden sind. Es tut nicht weh. Nagut, ein bisschen vielleicht.
Wie legst du die Titelthemen fest?
Die beschließen wir in unserer Redaktion, die sich in Berlin trifft. Die ersten Vorschläge kläre ich dann noch einmal kurz mit Angela Merkel und dann stimmen wir in der Redaktion darüber ab, was uns am meisten interessiert. Immerhin beschäftigen wir uns dann ein gutes halbes Jahr mit dem Thema.
Welche Menschen stecken hinter dem Magazin?
Eine Gruppe von Medienleuten, Doktoranden, Studierenden. Typische Elfenbeinturm-Crowd eben. Leute zwischen Anfang zwanzig und Mitte dreißig. Wir verteilen uns vor allem auf Hamburg, Berlin und Leipzig. Im Prinzip kann aber jede und jeder mitmachen, egal wo sie oder er wohnt oder welcher Abschluss in der Tasche steckt. Einfach eine Mail an uns und wer nicht total durchgeknallt ist, unsere Grundwerte weitgehend teilt und obendrein noch gut schreiben kann, ist schon dabei.
Wie kombinierst du Selbstständigkeit und Privatleben?
Ich versuchte mein Möglichstes, nicht ständig auf das verdammte Handy zu schauen, wenn ich nicht mehr arbeite. Im Gegensatz dazu nutze ich jede Gelegenheit, etwas Privatleben in die Arbeitszeit zu schmuggeln.
Bist du strukturiert?
Ich nehm’s mir immer wieder vor. An besonders produktiven Tagen mache ich mir eine kleine Liste, was ich heute tun will und setze dann kleine, befriedigte Häkchen hinter die Elemente. Wenn ich durch bin, verlasse ich das Büro sofort.
Hast du eine Morgenroutine?
Ich versuche den Start des Tages immer wieder aufs Neue hinauszuzögern. Wenn dann die Schwelle zwischen Schläfrigkeit, Schamgefühl und Arbeitsdruck erreicht ist, trinke ich in der Regel erst einmal einen Kaffee und trotte dann allmählich los.
Hattest du schon mal ein Kreativtief? Wenn ja, was hast du getan?
Ständig! In der Regel hilft Aufschieben. Wenn das nicht mehr geht, schließe ich alle Fenster an meinem Computer und lese noch schnell was richtig Gutes. Das spornt mich an und dann mache ich mich mit treibender Musik auf den Kopfhörern ans Eingemachte. Klappt meistens. Tipp aus persönlicher Erfahrung: Nicht noch in der Nacht abschicken.
Was macht dich glücklich?
So zu tun, als hätte ich nichts mehr zu tun.
Wo ist dein Lieblingsort?
In aufsteigender Reihenfolge: im Café, im Bett, in Amsterdam.
Vielen Dank für das Gespräch, Richard!