3 Ideen, um mit Kindern zu einer gerechten, vielfältigen und sicheren Welt beizutragen

Ohnmacht, Ratlosigkeit, Verständnislosigkeit – das ist es, was bleibt nach der Europawahl 2024. Vielleicht kennt ihr dieses Gefühl auch? Nach dem ersten Schock über die hohen Zahlen für eine offensichtlich rassistische, frauenfeindliche und klimaschädliche Partei, hat unsere LAYERS Redaktion den Drang etwas zu tun.

Mit dem Wunsch nach einer gerechten, vielfältigen und sicheren Welt, in der ihr Kind aufwachsen kann, entscheidet unsere Autorin Pia, diesen Weg mit ihrem Sohn gemeinsam zu gehen. In diesem Artikel zeigt die Journalistin und Texterin ihre drei Ideen, wie sie mit ihrem Kind einen Beitrag zu einer bunteren Zukunft leisten möchte.

What the fuck?

Der Bayerische Rundfunk hat im März 2024 Zahlen veröffentlicht, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen: Die AfD-Fraktion und ihre Abgeordneten (im fucking Bundestag!) beschäftigen demnach mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Organisationen aktiv sind, die von deutschen Verfassungsschutzämtern als rechtsextrem eingestuft werden. Diese Partei wird maßgeblich von Rechtsextremen gelenkt, steht für rassistische, frauenfeindliche, gewaltvolle, hasserfüllte und klimaschädliche Politik. Und TROTZDEM (oder vielleicht gerade deshalb, was noch viel schlimmer wäre) wünschen sich 16 Prozent der Deutschen, die AFD im Europaparlament. WHAT THE FUCK?! Ich bin sicher:

Wir dürfen jetzt nicht in Gleichgültigkeit verfallen, wir MÜSSEN laut sein für eine gerechte, vielfältige und sichere Welt. Diese wünsche ich mir für alle Menschen, vor allem aber für mein Kind.

Und deshalb ist es für mich der logische Schritt, ihn mit ins Boot zu holen. Aber wie?

1. Das Vorbild sein

Kinder ahmen ihre Bezugspersonen nach, das ist nichts Neues. Das Gute: Sie sprechen nicht nur das „Scheiße“ oder „Alter“ nach, das einem hier und da mal rausrutscht, sondern nehmen sich auch Alltagsrituale, Gewohnheiten und Umgangsformen ihrer Nahestehenden an.

So versuche ich, meinem Kind genau das Verhalten vorzuleben, das ich mir von unserer Gesellschaft wünsche.

Ich schalte das Licht aus, wenn ich aus dem Raum gehe, drehe den Wasserhahn ab, wenn ich mir die Hände einseife, nehme Müll mit, wenn ich ihn in der Natur liegen sehe, repariere Kleidung und Gegenstände und kaufe gebrauchte Dinge. Wir nehmen das Rad oder die Öffis um von A nach B zu kommen, ich esse kein Fleisch, verwende beim Reden immer die männliche UND weibliche Sprachform, gehe respektvoll mit meinen Mitmenschen um, schreite ein, wenn ich Ungerechtigkeiten erlebe. Wir versuchen eine gleichberechtigte Partnerschaft vorzuleben. Ich zeige ihm, dass ich alles schaffen und sein kann – na ja ihr wisst schon. Es sind scheinbar Kleinigkeiten, die aber zu entscheidenden Gewohnheiten und zur Normalität für mein Kind werden. 

2. Probleme aufzeigen, erklären & besprechen

Natürlich ist es toll, wenn Kinder wie selbstverständlich im Alltag Verhaltensweisen an den Tag legen, die unsere Großeltern in Schockstarre versetzen. Wenn mein Kind beispielsweise seine Tante darauf hinweist, dass es nach dem Pipi machen reicht, die kleine Taste an der Klospülung zu tätigen oder seinen Opa, der von „Polizisten“ spricht mit „und Polizistinnen, Opa“ verbessert. Doch ist auf lange Sicht nicht vermeidbar zu wissen, warum wir das tun und warum andere Menschen das nicht tun.

Wie vermutlich die meisten Vierjährigen ist auch mein Kind wissensdurstig, möchte verstehen und am liebsten jedes noch so kleine Detail erfahren. Das macht es leicht, auf kindliche Art Themen anzugehen.

Nun bin ich weder Pädagogin noch Politwissenschaftlerin, Klimaforscherin oder

Gleichstellungsbeauftragte, also suche ich mir Hilfe. Diese finde ich beispielsweise in der Bücherei und im Buchladen. Das sind meine vier liebsten Kinderbücher zu Rassismus, Politik und Klimawandel:

Was ist Rassismus?, Usborne Verlag

Was ist eigentlich Demokratie?, Sally Lisa Starken und Tina Ruthe

Können wir die Eisbären retten?, Usborne Verlag

Alle anders | Das sind wir!, Usborne Verlag

3. Buntes Leben umsetzen

Durch das Lesen und Sprechen über Klimawandel, Rassismus und Gleichberechtigung merke ich, wie sensibilisiert mein Kind im Alltag wird. Er sieht Ungerechtigkeiten, erkennt Situationen, in denen beispielsweise etwas umweltschädliches getan oder jemand diskriminiert wird. Wir reden darüber, wie sich Erwachsene in so einer Situation verhalten müssen und was er tun kann. Gemeinsam schauen wir, was wir an unseren Gewohnheiten verbessern können, basteln Geschenke statt sie zu kaufen, reparieren Spielzeug und Kleidung statt es weg zu schmeißen, verzichten auf die Fahrt mit dem Auto und gucken uns Bauernhöfe an. Ich nehme ihn mit auf (familienfreundliche) Demonstrationen, in die Wahlkabine und zum Müllsammeln am Strand.

Je älter er wird, desto detaillierter können wir sprechen, desto mehr lernen wir (alle) dazu und desto größer werden die Möglichkeiten, sich gemeinsam einzusetzen.

Und ich merke es nicht nur an ihm, sondern auch an mir, dass bewusstes Verhalten zur Routine, zur Normalität und zum Alltag wird. Das gibt Hoffnung oder? Für unsere bunte Welt.

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Auf LAYERS begibt sich Pia auf die Suche nach der perfekten neuen Arbeitswelt. Wie sieht ein produktives Home Office aus, sollten wir unsere Kinder bei einer Bewerbung verheimlichen und warum redet eigentlich keiner offen über Geld? All diesen und vielen weiteren Fragen rund um das Thema New Work geht Pia nach.

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