Kreativ und gesund essen
Nach meinen Gesprächen mit der Auwald Destille und den Gründern der Paulaner Beach Days, habe ich mich für das neue Startup Interview im Ahoi Magazin mit Rosa und Johann von der fantastischen Whole Food Box getroffen. Die beiden sind nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar und versenden seit mittlerweile zwei Jahren ihre Food Box.
Im Interview sprechen wir darüber, warum die beiden mehr Menschen für eine gesunde Ernährung begeistern wollen, wie sie es mit der Zeit geschafft haben, Business und Familienleben unter einen Hut zu bekommen und welchen Tipp sie sich selbst zu Beginn ihrer Selbstständigkeit gegeben hätten.
Wie funktioniert die Whole Food Box und was ist drin?
Die Whole Food Box ist eine Überraschungsbox für vollwertige, pflanzliche Food Produkte. Das bedeutet, wir verschicken jeden Monat eine Box mit 8 – 10 Produkten, die alle frei von tierischen Bestandteilen sind, frei von raffiniertem Zucker, weißem Mehl, Zusatzstoffen und co. Unser Ziel ist es, jeden Monat eine neue Inspirationsquelle für einen gesunden Lebensstil zu liefern. Dabei möchten wir auch motivieren, kreativer zu werden, neue Dinge zu probieren und vielleicht sogar dauerhaft das ein oder andere nährstoffarme Lieblingsprodukt gegen eine nährstoffreichere Alternative aus unserer Box zu tauschen.
„Unser Ziel ist es, jeden Monat eine neue Inspirationsquelle für einen gesunden Lebensstil zu liefern.“
Wie ist die Idee entstanden?
Rosa ist ausgebildete Ernährungsberaterin und hat nach einer Möglichkeit gesucht, vollwertige Ernährung mit einem gewissen Spaß-Faktor zu kombinieren. Ernährung ist für viele Menschen ein sehr emotionales Thema, das hat Rosa in ihren Beratungen sehr schnell gelernt. Auf der Suche nach Alternativen zur herkömmlichen Beratung ist die Idee mit der Überraschungsbox entstanden. Man weiß nie, was einen erwartet, packt gespannt aus und probiert sich neugierig durch die Produkte. Und ändert so ganz nebenbei die ein odere eher ungesunde Gewohnheit. Ein Ersatz für eine richtige Ernährungsberatung ist das natürlich nicht, aber die Whole Food Box kann Motivation und Inspiration bieten.
Wie viele Boxen verschickt ihr im Monat?
Das variiert von Monat zu Monat. Insbesondere zu Weihnachten und Ostern, aber auch wenn wir ein mal im Jahr unsere Jubiläumsbox verschicken, schnellen die Verkaufszahlen in die Höhe. Im Sommer dagegen ist es meist etwas ruhiger. Unser Ziel ist es, bis Mitte 2019 die 1000 Boxen im Monat zu knacken.
Was ist Eure Mission?
Wir möchten gerne so vielen Menschen wie nur möglich für vollwertige, pflanzliche Ernährung begeistern! Wir sind so dankbar dafür, dass wir erfahren durften, dass man sich vollwertig und nährstoffreich und dennoch ohne Verzicht in Bezug auf den Geschmack ernähren kann. Wir haben so viel Freude daran, uns jetzt im Sommer leckeres Eis aus gefrorenen Bananen oder Cashewkernen und Datteln zu machen und dann endlos Eis zu schlemmen – und dabei zu wissen, dass wir unsere Körper gerade etwas Gutes tun! Schlechtes Gewissen gibt es bei uns schon lange nicht mehr und das ist ein wunderbares Gefühl, das wir gerne mit so vielen Menschen wie nur möglich teilen möchten. Uns geht es dabei nicht darum, dogmatisch zu sein, sondern einfach neue Begeisterun für Lebensmittel zu entfachen, die uns gut tun.
„Jetzt im Sommer lieben wir es, leckeres Eis aus gefrorenen Bananen oder Cashewkernen und Datteln zu machen und dann endlos zu schlemmen.“
Unter welchen Kriterien stellt ihr den Inhalt der Box zusammen?
Uns ist es wichtig, dass die Produktauswahl immer verschiedene Kategorien abdeckt; so muss immer ein Basic zum Kochen mit drin sein, dann mindestens ein Snack, den man mit ins Büro oder in die Uni nehmen kann. Außerdem nehmen wir gerne Getränke mit auf, um gerade jetzt im Sommer Alternativen zu Softdrinks aufzuzeigen. Oft ist auch ein Gewürz mit drin und/oder eine Würzsoße wie z.B. ein Ketchup ohne Zucker oder ein besonderer Senf. Wir versuchen immer eine Mischung aus solchen Produkten zu finden, mit denen garantiert jeder was anfangen kann – und Produkten die ganz neu und vielleicht auch noch sehr fremd sind, wie z.B. „Pasta“ aus Algen.
Ist Leipzig eine gute Stadt zum Gründen?
Ja! Wir haben immer gesagt, wenn wir gründen, dann hier. Zunächst einmal ist die Gründerszene sehr groß und so vielseitig, so dass man garantiert jemanden findet „der zu einem passt“ und mit dem man sich gern vernetzt und vielleicht auch zusammenarbeitet. Wir teilen uns unser Lager z.B. mit dem tollen Start Up Sauberkasten. Außerdem sind die Mieten in Leipzig immernoch verhältnismäßig günstig und so hat man auch als Start Up die Möglichkeit Lager-und Büroraum anzumieten, ohne sich gleich in Schulden zu stürzen. Wir sind auch sehr dankbar für die Wirtschaftförderung der Stadt und für das Social Impact Lab, wo wir 2016 Stipendianten waren.
„Wir planen die Woche sehr detailliert und setzen uns auch unter der Woche zwei Mal zusammen, um zu schauen, wo wir stehen.“
Wie bekommt ihr das Familienleben mit Eurer Tochter und Euer Business unter einen Hut?
Gute Organisation und Planung ist das A und O, wenn man Familie, Eheleben, Freizeit und Business irgendwie unter einen Hut bringen möchte. Wir planen die Woche sehr detailliert und setzen uns auch unter der Woche zwei Mal zusammen, um zu schauen, wo wir mit der To Do Liste stehen, wer noch mehr Arbeitszeit braucht, wer Zeit mit unserer Tochter verbringt und ob wir eine Nachtschicht einlegen müssen oder nicht. Wenn alles gut geplant ist und jeder weiß, wann er die anstehenden Aufgaben erledigen kann, entsteht auch kein Stress und man kann die Zeit mit Kind genießen, ohne ständig Mails auf dem Handy schreiben zu müssen. Samstag und Sonntag sind bei uns frei und Sonntag ist Familientag, da unternehmen wir immer was zu dritt. Solche Prioritäten sind uns sehr wichtig.
Seit 2 Jahren gibt es Euer Startup. Welchen Tipp würdet ihr Euch aus jetziger Sicht geben, wenn ihr auf den Anfang zurückblickt?
Zunächst mal, sind wir sehr dankbar dafür, dass wir am Anfang noch nicht wussten, was alles auf uns zukommt. Hätten wir am Anfang schon alles gewusst, wir wären vielleicht nie gestartet, aus Respekt vor den vielen vielen Aufgaben und Hürden. Von daher wäre ein Tipp defintiv einfach anzufangen! Alles andere ergibt sich dann schon; diese Erfahrung haben wir jedenfalls gemacht. Und ein anderer Tipp wäre wohl, dafür zu sorgen, dass die Motivation stets hoch bleibt. Wenn man hoch motiviert ist, schafft man alles. Zurückblickend vielleicht sogar viel mehr, als man sich jemals zugetraut hätte. Aber wenn man in der Arbeit steckt, vergisst man manchmal, warum man eigentlich macht was man macht und verliert vor lauter Bürokratie-Hürden die Motivation. Die immer wieder zu finden und aufzufrischen ist unserer Meinung noch wichtiger, als alles Know How der Branche. Dafür ist es hilfreich sich mit Leuten zu umgeben, die ebenfalls hoch motiviert sind!
„Wenn man hoch motiviert ist, schafft man vielleicht sogar mehr, als man sich jemals zugetraut hätte.“
Was war die größte Herausforderung bis jetzt?
Uns als Familie zu organisieren ohne ständig im Stress zu sein. Wir mussten erst lernen uns perfekt zu organisieren und alles genau zu planen. Am Anfang hat uns das oft die Nerven gekostet, wenn wir nicht wussten, wann wir die endlosen To Do Listen endlich abarbeiten können; das wirkte sich natürlich auch auf die Stimmung unserer Tochter aus und so kommt man schnell in einen Teufelskreis. Zum Glück haben wir das mittlerweile richtig gut in Griff – und dass es uns besser geht sieht man direkt auch am Umsatz! Die größte Herausforderung war somit wohl neben der guten Organisation auch zu lernen und zu akzeptieren, dass das Wichtigste immer ist, dass es uns als Individien und uns als Familie gut geht.
Wo seid ihr in Leipzig am Liebsten unterwegs?
Wir wohnen im tiefen Westen und lieben es hier! Das Café S1 in der Sattelhofstr. 1 ist unser zweites Wohnzimmer und manchmal auch Büro, von da sind wir schnell in unserem Whole Food Box Lager oder in unserem Schrebergarten, der zwar immer etwas chaotisch aber eine wichtige Oase für uns ist.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview erschien in der Juli-Ausgabe des Leipziger AHOI-Magazins.