Über müde Geister und mittellose Künstlerinnen
Puh, was soll ich bloß dazu sagen?! Here we go again, LOCKDOWN – Klappe die Zweite, da bist du schon wieder! Ich weiß, das war irgendwie zu erwarten und trotzdem hab ich´s richtig gern verdrängt. Bis Mitte September war ich nämlich noch gut damit beschäftigt, durstigen Sonnenanbetern Pina Coladas & Co. am Störmthaler See zu mixen. Dort durften wir mit unserer mobilen AUWALD Bar glücklicherweise stranden, nachdem alle Stadtfeste, Festivals etc. abgesagt wurden. Mitte Oktober ging es für uns gleich überraschend weiter: seitdem hat die AUWALD Bar nämlich ein richtiges Dach übern Kopf und zwar im Foyer der Schaubühne Lindenfels. Whoop whoop! Sechs Tage lang haben wir das in vollen Zügen genossen, bevor es wieder hieß: „Aus die Maus, Lockdown Nummer 2 steht vor der Tür“.
Die Schockstarre vom Frühjahr hat sich mittlerweile in eine riesige Müdigkeit verwandelt. Und wären die gegenwärtigen Corona Entwicklungen nicht schon beunruhigend genug, steht uns allen ein langer, grauer Winter bevor. Na klasse! Durchhaltevermögen, was war das nochmal? Und hat hier jemand noch eine Portion davon für mich übrig?
„Durchhaltevermögen, was war das nochmal?“
Weil mich mein Mimimi allerdings höchstens in eine Depression befördert, auf die ich nicht scharf bin, schau ich lieber fix auf die Haben Seite meines Lebens: ich bin gesund, meine Lieben sind es auch, mein Zuhause ist kuschlig, ich habe bald Geburtstag, in der Schaubühne geht es irgendwann weiter, es ist zur Zeit gar nicht so grau draußen wie befürchtet UND es sieht stark danach aus, dass ich mich während der nächsten Tage und Wochen in einen Bücherwurm verwandeln darf. Gar nicht mal soooo übel, oder was meint ihr?
„Ich greife das erste Mal in meinem Leben zu einer Graphic Novel!“
Um den müden Geist nicht gleich zu überfordern, habe ich mir ein besonderes Buch für diese Kolumne ausgesucht. Die / Der ein oder andere weiß vielleicht um meine kleine Leidenschaft: ich liebe Comics, insbesondere Lustige Taschenbücher. Zu denen greife ich immer sehr gern, wenn´s mir nach Unterhaltung steht, Augen und Hirn aber zu müde für schnelle Bilder und Dialoge, sprich Netflix & Co., sind.
Aber keine Sorge, ich rezensiere jetzt nicht die letzte Ausgabe des Lustigen Taschenbuchs. Ich greife das erste Mal in meinem Leben zu einer Graphic Novel! Das ist quasi die erwachsene Form eines Comics, sozusagen ein illustrierter Roman und der perfekte Ausgangspunkt für die Bücherwurm-Transformation.
Das Graphic Novel Debüt beschreite ich mit einer Geschichte über das erstaunliche Leben und Wirken der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, illustriert und verfasst von Elisa Macellari. Kusamas Werke kennen mit Sicherheit alle, die sich gern auf den Online-Pinnwänden von Pinterest tummeln. Charakteristisch für Ihre Kunst ist u.a. die Arbeit mit Punkten, gern großflächig verteilt und gern die Grenzen von Raum und Zeit auflösend. Mir war beispielsweise vage im Gedächtnis, dass Kusama seit vielen Jahren freiwillig in einer psychiatrischen Klinik in Japan lebt und arbeitet.
Kusama ist eine faszinierende Frau und Künstlerin, die mittellos Anfang der 60er nach New York kam, große Erfolge inmitten der männerdominierten Kunstszene feierte, nie einen Hehl um ihre psychische Krankheit machte und bis heute von vielen Altersgruppe in der ganzen Welt gefeiert wird.
Ich empfand das farbenfrohe Buch als angenehm kurzweilig und sehr inspirierend. Um sich dem Leben und Wirken eines/r KünstlerIn zu nähern, erscheint mir die Form der Graphic Novel als sehr geeignet. Der Roman selbst wurde richtig cool illustriert und wird definitiv dabei helfen dem Grau in Grau vor der Haustür zu entfliehen!
„Ich empfand das farbenfrohe Buch als angenehm kurzweilig und sehr inspirierend.“
Und jetzt bin ich sehr gespannt auf eure Erfahrungen und Tipps rund ums Thema Graphic Novel! Könnt ihr mit dieser Roman Form etwas anfangen oder eher nicht? Was habt ihr schon gelesen oder möchtet ihr unbedingt lesen? Ich freue mich wie immer auf den Austausch mit euch!
Vielen Dank an den Laurence King Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.