Glücklich, dankbar und auch ein bisschen privilegiert – so ungefähr habe ich mich bei dem Gedanken gefühlt, dieses Jahr mit einer Reise beginnen zu können. Coronabedingt zwar nur nach Brandenburg. Aber immerhin! Alles besser als zu Hause zu sitzen. Als wir zwei Tage nach Silvester bei fünf Grad und Nieselregen in Bad Saarow, etwa 50 Kilometer östlich von Berlin, ankommen, bereue ich meine Entscheidung zutiefst. „Wird uns das nicht schrecklich langweilig werden?“, frage ich mich. Grauer Himmel. Grauer See. Schilf, Kiefern und ein paar traurige Vögel dazu.
„Wird uns das nicht schrecklich langweilig werden?“
Aus dem Augenwinkel beobachte ich meinen Freund Paul. „Bestimmt ist er auch schon ganz unzufrieden und enttäuscht“, fürchte ich und denke an unsere Freunde und Bekannten, die sich der Pandemie zum Trotze in die Schweiz oder nach Thailand wagen. Zwei Stunden, die sich wie zwei Tage anfühlen, überlege ich ernsthaft, die Sachen zu packen und einfach nach Hause zu fahren. Schließlich wartet da auch noch genug Arbeit auf mich. Eine Tasse Tee und ein tränenreiches Gespräch später habe ich mich wieder beruhigt. Die Sonne kommt raus. Und ich schaffe, was ich mir eigentlich auch vorgenommen habe: Einfach mal ausruhen und loslassen, ohne allzu große Erwartungen zu stellen.
„Man flanierte, sinnierte und erfreute sich der Einfachheit des Lebens.“
Früher einmal muss Bad Saarow unglaublich charmant gewesen sein. Um 1900 entdeckten Künstler, Literaten, Schauspieler und gut betuchte Berliner Sommergäste den See für sich. Eine Bahnstrecke und ein putziger Bahnhof wurden gebaut. Zwischen Kiefern und Strand entstanden großzügige Villen. Man flanierte, sinnierte und erfreute sich der Einfachheit des Lebens. So ungefähr jedenfalls. Eine kurze, goldene Zeit, die mit dem Dritten Reich, dem Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Besatzung schon bald ein jähes Ende nahm.
Heute ist Bad Saarow ein anderer Ort. Nicht unbedingt schön und harmonisch. Eigentlich zu touristisch. Eigentlich zu zugebaut. Und trotzdem gibt es hier etwas, das einen sofort gefangen nimmt. Das klare Wasser. Das Glitzern der Wintersonne im Schilf. Das Gefühl, nichts tun zu müssen, außer ganz lange Frühstück zu essen, spazieren zu gehen und mal wieder ein Buch zu lesen.
„Also, eigentlich gar nicht so schlecht, wenn ihr gerade frisch verliebt oder schon Rentner seid!“
Also, eigentlich gar nicht so schlecht, wenn ihr gerade frisch verliebt oder schon Rentner seid! Oder wenn euch – wie in unserem Fall – eine Pandemie und ein kleiner Babydino, der nicht gern lang im Auto sitzt, einen Strich durch die Urlaubsrechnung machen.
Tipps für den Urlaub mit Kleinkind
Zum Schluss noch einige Tipps für alle anderen erholungshungrigen Eltern da draußen: Wir haben ein Hotel mit Sauna, Pool und Babyspielzimmer gebucht und es nicht bereut! An den richtig ungemütlichen Tagen sind wir einfach drinnen geblieben. Ebenfalls gut für die Seele: Im benachbarten Wendisch-Rietz gibt es einen kleinen Ferienpark, in dem ihr Hühner füttern und Glühwein trinken könnt. Wir haben außerdem trotz Eiswetter Fahrräder ausgeliehen und die Schleichwege rund ums Ufer erkundet. Wer ganz mutig ist, springt dann wie Paul nackt in den See. Viel zu kalt? Finde ich auch! Gönnt euch lieber einen schönen Mami-, Papi- und Baby-Verwöhntag bei 36 Grad Wassertemperatur in der Bad Saarower Therme.
Am Ende fällt uns sogar der Abschied schwer. So helle Tage, so schöne Bilder. Kein bisschen grau, nur bunt!
Und was sagt Papa Paul?
Tag 1: „Beim nächsten Mal bitte wieder Berge buchen.“ Tag 5: „Komm, wir verlängern um einen Tag!“