Wir stellen vor: die Autorinnen Natalie und Julia
Wie aufregend, nervenzerreißend und spannend es ist ein eigenes Buch zu schreiben und herauszubringen, haben wir im vergangenen Jahr am eigenen Leib erfahren. Umso mehr haben wir uns gefreut, als wir erfuhren, dass unsere Bloggerkollegin Natalie Sontopski gemeinsam mit ihrer Partnerin in Crime Julia Hoffmann im letzten Sommer anscheinend genauso fleißig über einem tollen Projekt geschwitzt hat.
Die beiden Leipzigerinnen sind einigen vielleicht schon als die Code Girls bekannt, einer Gruppe Mädels, die sich zusammengetan haben und regelmäßig treffen, um gemeinsam die Welt des Programmierens zu erobern. Denn das können nicht nur schüchterne Nerds mit Hornbrille, sondern jeder, der sich für das Erstellen von Websites, Apps oder Programmen interessiert. Auch wir waren schon bei einem ihrer Workshops dabei und finden es super, dass einfach jeder kommen kann und das Gefühl vermittelt wird, dass es so etwas wie blöde Fragen nicht gibt. Jeder ist willkommen, egal ob man schon Vorkenntnisse hat oder erst mal wissen möchte was dieses WordPress eigentlich ist. Julia und Natalie organisieren diese Treffen im Plagwitzer Social Impact Lab und beschäftigen sich selbst schon seit mehreren Jahren mit dem Programmieren. Grund genug also, um ihr Wissen mit uns allen zu teilen, dachte sich die Verlagsgruppe Seemann Henschel und so entstand mit den beiden sympathischen Girls das Buch We love Code – das 101 des Programmierens, das pünktlich zur Leipziger Buchmesse im März erschien. Das 192-seitige Werk ist nicht nur optisch ein neonfarbenes Knallbonbon, sondern bietet auch inhaltlich allerlei Hintergrundwissen, interessante Anekdoten und natürlich das ABC des Programmierens. Doch wer ein trockenes Werk über html und Plugins erwartet, liegt falsch! Das Buch liest sich angenehm locker-flockig und vermittelt das Gefühl, dass wirklich jeder mit ein bißchen Übung das Programmieren lernen kann.
Wir haben die beiden Autorinnen zum Interview getroffen und mit ihnen darüber gesprochen was sie am Programmieren fasziniert, wie es sich anfühlt, das erste eigene Buch in den Händen zu halten und wie es nun weitergeht.
Wer seid Ihr und was macht Ihr?
Wir sind Julia und Natalie aus Leipzig. Mittlerweile arbeiten wir beide, Julia ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an einem biowissenschaftlichen Forschungszentrum und Natalie arbeitet im Bereich Recruiting für ein Leipziger Software-Unternehmen und bloggt auf Endemittezwanzig.
Wie habt Ihr beide Euch kennengelernt und wie kam es zur Gründung der Code Girls?
Kennengelernt haben wir uns während unseres Studiums über Freunde, wie das eben so läuft. Wir haben uns dann oft in der Albertina zum Kaffee trinken getroffen, während wir beide an unserer Abschlussarbeit saßen und sind dort ins Gespräch gekommen. Und dabei fanden wir dann zufällig heraus, dass uns das Thema „Code und Programmieren“ fasziniert, wir aber beide nicht viel Ahnung davon hatten. Als Natalie dann 2012 Freikarten für das Technologie-Festival „Campus-Party“ in Berlin gewann, sind wir zusammen hingefahren. Ein Vortrag begeisterte uns ganz besonders: Die Berliner Rails Girls erzählten, dass es nicht so schwer sei, programmieren zu lernen. Leider gab es die nur in Berlin, deswegen beschlossen wir nach unserer Rückkehr: Das machen wir eben auch in Leipzig!
Was fasziniert Euch am Programmieren?
Wir kommen beide aus der geisteswissenschaftlichen Ecke, da wird viel theorisiert ohne, dass man letzten Endes etwas handfestes in der Hand hat. Das ist einer der Gründe, warum wir Programmieren als Hobby spannend finden: Schreibt man ein Programm oder eine App, hat man am Ende ein reales Ergebnis in der Hand. Das ist ein schönes Gefühl. Außerdem sind wir beide neugierig: uns interessiert, wie die digitale Welt aufgebaut ist, nach welchen Regeln dort gespielt wird und wie wir als Nutzer Einfluss nehmen können. Und da kommt man am Thema Code nicht vorbei.
Wie kam es dazu, dass Ihr ein ganzes Buch über das Thema geschrieben habt?
Zur unserer großen Überraschung hat Google uns letztes Jahr für eine Kampagne gefilmt. Das Video wiederum hat Annika Back vom Verlag Koehler & Amelang gesehen und fand uns wohl ziemlich symphatisch. Sie hat dann bei uns angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, ein Buch aus der Code Girls Perspektive zu schreiben. Und wir haben selbstverständlich „Ja!“ gesagt.
Könnt Ihr uns einen kleinen Einblick in die Arbeit am Buch geben? Wie lange hat es gedauert? Wie seid Ihr vorgegangen? Hat alles so funktioniert, wie Ihr Euch das vorgestellt habt oder seid Ihr zwischendurch auch mal verzweifelt?
Wir wussten von Anfang an, dass unser Buch rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse erscheinen soll. Wir haben im Juli mit dem Schreiben begonnen und das Manuskript Anfang November abgegeben. Zum Glück gab es keine Schreibblockaden, was auch daran lag, dass wir die Themen aufgeteilt haben: Julia hat zum Beispiel das Kapitel über Datenschutz geschrieben, während Natalie sich wiederum um die Biographien gekümmert hat. Dass wir zu zweit waren, hat sehr geholfen, so konnten wir uns austauschen und bei einem Motivationstief gegenseitig Mut machen. Erstaunlicherweise hat also alles ziemlich gut geklappt, was bestimmt auch daran liegt, dass wir davor schon an Projekten zusammengearbeitet haben und deswegen wussten, dass wir das schaffen.
Wie fühlt es sich an das erste eigene Buch in den Händen zu halten?
Das war im ersten Moment total surreal, da man ja monatelang den Text nur in Form einer Word-Datei gesehen hatte. Dann stellte sich aber ziemlich schnell ein „Wow“-Effekt ein, denn das Buch ist wunderschön geworden: Unser Illustrator Jonas Pietsch hat unsere Texte toll in Szene gesetzt. Wir waren auch ein bisschen erleichtert, dass alles gut geklappt hat und die Zeichnungen, der Satz und die Gestaltung mit der doch sehr auffälligen Sonderfarbe genauso aussieht wie wir uns das vorgestellt haben.
Welchen Tipp gebt Ihr Mädels mit auf den Weg, die das Programmieren lernen möchten, aber noch gar keine Erfahrung haben?
Liebe Mädels, wenn Ihr in Leipzig wohnt, dann kommt Dienstags zu einem unserer Treffen ins Social Impact Lab. Die genauen Termine erfahrt Ihr auf unser Homepage oder auf Facebook. Alle Veranstaltungen sind kostenlos und bestens für Anfängerinnen geeignet. Ansonsten gibt es auch im Internet eine Fülle an tollen Kursen, die für Einsteigerinnen sehr gut geeignet sind. In unserem Buch findet ihr eine große Auswahl, wir empfehlen gerne die Kurse von codecadamy oder das Spiel „Human Ressource Machine“.
Ihr kennt Euch in der Szene ja bestens aus. Was meint Ihr: Hat unser Bild vom nerdigen, soziophoben Hacker eine Berechtigung oder ist es ein längst überkommenes Klischee?
Wir haben mit Entwicklern und Hackern bislang nur gute Erfahrungen gemacht: Alle haben uns unterstützt, wo es nur geht und sind so gar nicht soziophob. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass wir beide auch kleine Nerds sind und uns deswegen in der Szene ganz wohl fühlen. 😉
Habt Ihr bestimmte Vorbilder, die Euch beeindrucken oder motivieren?
Ein Vorbild von uns beiden, die allerdings nichts mit Programmieren am Hut hat, ist die Autorin Laurie Penny. Ihre Bücher haben uns auf jeden Fall inspiriert unser Ding durchzuziehen. Ansonsten haben wir großen Respekt vor den ENIAC-Girls, das ist eine Gruppe von sechs Frauen, die Mitte der 40er Jahre den ersten elektronischen Computer in den USA programmiert haben. Ohne Bedienungsanleitung und vor allem auch ohne Programmiersprachen – die gab es damals noch nicht. Leider wurde ihr Engagement lange Zeit verschwiegen und sie haben erst in den letzten Jahren die Anerkennung bekommen, die sie verdienen.
Wie geht es jetzt weiter? Welche Pläne habt Ihr für die Zukunft?
Erst einmal heißt es: Urlaub! Nach der Hektik der letzten Wochen lassen wir die Seele baumeln. Danach sind wir erst einmal weiter mit der Promotion für das Buch beschäftigt und hoffen, dass wir da viele Unterstützer finden. Außerdem gilt es neue Workshops für die Code Girls zu planen und wir freuen uns auf viele neue Gesichter!
Wo seid Ihr in Leipzig am Liebsten unterwegs? Habt Ihr noch einen Geheimtipp für uns?
Wir trinken abends nach einem Code Girls Workshop gerne ein Glas Wein im Rudi oder im Noch Besser Leben. Natalie wohnt im Westen gegenüber der besten Bäckerei Leipzigs: Die Konditorei Krüssmann hat unglaublich leckere Torten, sehr zu empfehlen ist zum Beispiel die Baiser-Johannisbeer-Torte. Julia entspannt gerne bei Fahrrad-Ausflügen in die Umgebung, ihr liebestes Ziel im letzten Sommer war die Kirchenruine Wachau in Markkleeberg.
Vielen Dank für das Interview! Das Buch „We love Code – das 101 des Programmierens“ ist für 16,95€ hier erhältlich.