Ein Gespräch mit dem Musiker, Chorleiter und Organisator der Mitsingnacht aus Leipzig
Nach meinem ersten Interview im Zug für das S-Takt Magazin, das ich mit Mark Pohl von den Design Apartements Weimar geführt habe, ging es vor ein paar Wochen wieder auf die Schienen zum Gespräch zwischen Haltestellenansagen und neugierig bis belustigt schauenden anderen Reisenden. Mit dabei diesmal: unser Freund und Leipziger Musiker Neo Kaliske.
Wer lieber klassisch Papier in der Hand hält beim Lesen wird an der S-Bahn Station oder in der Regionalbahn seines Vertrauens fündig. Das Interview ist in der aktuellen Ausgabe des S-Takt Magazins zu finden. Alle anderen können jetzt einfach weiterlesen!
Ende letzten Jahres begeisterte er Tausende Fernsehzuschauer als Teilnehmer bei der Castingshow „The Voice of Germany“, bei der er es im Team von Andreas Bourani ins Viertelfinale schaffte, nun sitzt er im Regionalexpress direkt neben mir. Ich begleite den Leipziger Musiker und Songschreiber Neo Kaliske auf seiner Reise nach Dresden, wo er mit Ministerin Petra Köpping die nächste Mitsingnacht, eine Veranstaltung, die er ins Leben gerufen hat, plant. Generell ist Neo musikalisch äußerst vielfältig unterwegs. Neben unzähligen Konzerten und der Eventorganisation ist er auch als Leiter von zwei Kinderchören aktiv und arbeitet an neuen Songs. Fast immer dabei: seine Ukulele, auf der er im Zug spontan ein Ständchen zum Besten gibt.
„Achtung, einfahrender Regionalexpress auf Gleis 21.“
Neo, macht singen glücklich?
Es gibt Studien, die beweisen, dass singen glücklich macht. Es lockert, entspannt und man kann sich frei entfalten. Außerdem fördert es die Intelligenz und den Humor.
Ein Konzert, das du nie vergisst?
Ein Konzert, das mir sehr gut gefallen hat, war mit kompletter Band in Hamburg vor über 1.000 Leuten. Ich habe dort am John Lennon Talent Award teilgenommen und bin aus über 2.500 Musikern ins Finale gekommen. Wir waren mit Violine, Gitarre, Posaune und Bratsche auf der Bühne und haben meine Songs gespielt. Vor den vielen Menschen zu stehen und zu fühlen, wie man ankommt, das werde ich nie vergessen.
Wann hast Du zuletzt etwas Neues ausprobiert und was war das?
Letzten Samstag habe ich zusammen mit einem befreundeten Rapper etwas musikalisch Neues ausprobiert. Ich habe mich ans Klavier gesetzt, er hat mir seine Beats gezeigt und wir haben gemeinsam Hip Hop gemacht. Generell probiere ich musikalisch aktuell sehr viel aus und lasse mich von verschiedenen Stilen inspirieren.
„Nächster Halt: Kühren. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.“
Was kochst Du, wenn wir Dich zu Hause besuchen?
Es gibt Lammkotelett drei Minuten von jeder Seite in Olivenöl angebraten und mit Rosmarin gewürzt. Dazu könnten wir Couscous machen mit Cherry-Tomaten und Zitronensaft. Das schmeckt fantastisch!
Welches Album sollte jeder gehört haben?
Das Album „Rennen“ von Sohn hat mich sehr inspiriert.
Du singst auf Deutsch?
Nachdem ich vier Jahre lang englische Texte gesungen habe, singe ich nun auf Deutsch. Ich habe viel englische Musik konsumiert, von Hip Hop über Rock bis hin zu Elektro. Ich schreibe alle meine Songs auch auf Englisch und übersetze sie dann ins Deutsche. Genauso wie die Melodie ist von Anfang an die erste Text-Idee in meinem Kopf. Später bringe ich alles in Form.
Fährst Du oft Bahn?
Ich fahre sehr regelmäßig Bahn und liebe es. In den letzten vier Jahren habe ich in ganz Deutschland Konzerte gegeben und bin überall mit der Bahn hingefahren. Man hat keine Verantwortung, kann entspannt im Zug sitzen, sich vorbereiten und inspirieren lassen. Das geht nicht im Bus oder Auto. Der Zug ist eine Oase für Musiker. Man kann sich zurücklehnen, aus dem Fenster schauen und Texte schreiben. Viele meiner Songs sind im Zug entstanden.
„Nächster Halt: Riesa. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts.“
Was war das erste Lied, das Du auf der Gitarre spielen konntest?
Das war ein eigener Song! Mit den allerersten zwei Akkorden, die ich konnte, habe ich sofort ein Lied komponiert. Ansonsten war „Angie“ von den Rolling Stones das erste Lied, das ich auf der Gitarre gespielt habe. Da war ich 14 Jahre alt.
Was ist eine Mitsingnacht?
Die Mitsingnacht ist ein Spektakel für Jung und Alt, das ich 2015 ins Leben gerufen habe. Einen Abend lang singen Chöre gemeinsam mit Familien, Firmen und allen, die Lust haben, bekannte Lieder. Es hat etwas sehr Magisches, wenn 1000 Menschen in der Leipziger Peterskirche gemeinsam singen, alles um sich herum vergessen und mit glücklichen Gesichtern nach zwei Stunden nach Hause gehen. Die nächste Mitsingnacht findet am 7. November in Leipzig statt. In Zukunft sollen aber weitere Städte folgen. Die sächsische Staatsministerin Petra Köpping ist als Schirmherrin im Boot und war bei der letzten Mitsingnacht persönlich vor Ort. Durch das positive Feedback entstand der Wunsch die Mitsingnacht in ganz Mitteldeutschland zu etablieren.
Was bedeutet Erfolg für Dich?
Erfolgreich bin ich jedes Mal, wenn ich während eines Konzertes in lächelnde Gesichter schauen kann, die sich durch meine Kreativität berührt und angesprochen fühlen. Dann weiß ich genau: Das, was ich tue ist wertvoll, ganz egal, ob ich vor acht Leuten oder vor 800 spiele.
„Nächster Halt: Coswig. Ausstieg in Fahrtrichtung links.“
Wen bewunderst Du?
Den Sänger und Liedermacher Ko Kokott für die Art und Weise wie er Lieder schreibt und dafür, dass er bis ins hohe Alter 100 Konzerte im Jahr spielt und sich dennoch von dem ganzen Leistungsdruck nie beeindrucken lässt. Er beweist, dass es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch eine ganz angenehme Grauzone dazwischen gibt.
Deine Lieblingsstadt?
Das ist Leipzig. Ich habe viele andere Städte gesehen, aber an Leipzig kommt keine andere Stadt heran.
Welchen Ratschlag gibst Du Deinem 18-jährigen ich?
Gar keinen, weil man mit 18 nicht auf Ältere hört.