Interview mit der Gewinnerin des Euro Fashion Blogger Awards
Vor ein paar Wochen waren wir im schönen Görlitz unterwegs und durften Gast bei der Verleihung des 1. Euro Fashion Awards sein. Die Show und Preisverleihung im historischen Kaufhaus Görlitz, in dem schon Wes Anderson „The Grand Budapest Hotel“ drehte, war ein tolles Erlebnis, zumal auch wir einen Preis verleihen durften.
Gemeinsam mit anderen Bloggern aus ganz Deutschland saßen wir in der Jury für den Blogger Award und durften an einen der elf Nachwuchsdesigner einen eigenen Preis vergeben. Lange wurde diskutiert, beratschlagt und gewertet. Die Wahl fiel uns nicht leicht, da wahnsinnig viele richtig starke Kollektionen vertreten waren. Letztenendes konnten wir uns aber doch einigen und haben so unseren Award an Designerin Katharina Buczek verliehen. Ihre Männerkollektion „BAD NEWS“ überzeugt durch Individualität, starke Schnitte mit unerwarteten Brüchen und dennoch immer wieder tragbaren Stücken. Im Interview möchten wir Euch Designerin Katharina nun genauer vorstellen und haben sie nach ihrer Ausbildung, ihren Inspirationen und Plänen für die Zukunft gefragt.
Katharina, wie bist Du zum Modedesign gekommen?
Da ich aus einer Handwerkerfamilie komme, wurde auf eigene Beschaffung und Herstellung immer viel Wert gelegt. Aus einer natürlichen Entwicklung heraus kam bei mir der künstlerische Anspruch und meine Liebe zu Stoffen dazu. Irgendwann stand dann nichts anderes außer Modedesign mehr in Frage.
Welchen Beruf würdest Du ausüben, wenn Du nicht Designerin geworden wärst?
Da ich aus einer natürlichen Entwicklung zum Modedesign kam, fällt es mir schwer auf diese Frage zu antworten. Zwar interessieren mich viele andere kreative Bereiche, aber ich weiß nicht ob ich in denen genauso glücklich geworden wäre.
Interessierst Du Dich mehr für Mode und Trends oder eher für das Handwerk?
Trends in Mode interessieren mich gar nicht, ich mag es mit Klassikern und Essentials zu arbeiten. Das Handwerk dagegen ist etwas Selbstverständliches, da ohne gute Passform und Verarbeitung es sich nicht lohnt, Energie und Zeit zu investieren. Bei mir steht allerdings das Konzept und eine umfassende theoretische Recherche sowie eine logische Umsetzung in die Praxis an erster Stelle. Es geht nicht nur darum, ästhetische und funktionale Kleidung herzustellen, sondern auch darum, damit etwas auszusagen, was bei mir immer eine kritische Auseinandersetzung mit Mode im Allgemeinen ist.
Du hast in Essen Deine Ausbildung zur bekleidungstechnischen Assistentin absolviert und dann erst in Hannover und später in Kopenhagen studiert. Was hat Dich nach Dänemark verschlagen?
Ich habe während meiner Studienzeit in Hannover ein Praktikum und ein Auslandssemester in Schweden gemacht, weil mich das skandinavische Verständnis für Design schon immer interessiert hat. Den Master in Kopenhagen zu machen, war eine Bauchentscheidung. Als ich einen Tag während der Fashion Week da war, habe ich mich sowohl in die Stadt als auch in Royal Danish Academy verliebt.
Welche Unterschiede gibt es zur Lehre in Deutschland und allgemein im Verständnis von Mode in beiden Ländern?
In Skandinavien ist Design im Allgemeinen ein natürlicher Bestandteil des Lebens, während in Deutschland es in erster Linie um Pragmatik geht. Ich bin glücklich darüber, dass ich nun beide Perspektiven habe.
Beim Euro Fashion Award hast Du eine Männerkollektion präsentiert. Designst Du lieber für Männer oder auch für Frauen?
Ich habe im Studium mit Womenswear angefangen und habe nach einigen Semestern mit Menswear gearbeitet. In meiner Bachelorkollektion habe ich mich intensiv mit Unisexkleidung beschäftigt und bin im Masterstudium zurück zur Menswear, da ich mich auf eine Richtung konzentrieren wollte. Der Fokus auf Details und geradlinige Schnittführung liegt mir dabei eher. Außerdem fand ich es spannend für das andere Geschlecht zu entwerfen, ich denke, dass man dadurch einen objektiven Blick auf das Ganze behält.
Die Kollektion trägt den Namen „BAD NEWS“. Welchen Hintergrund hat das und welcher Inspiration liegt die Kollektion zugrunde?
Inspiriert von verzerrten Kopien der Realität wird in meiner Menswear Kollektion BAD NEWS klassische und traditionelle Männerbekleidung verfremdet. Basierend auf Jean Baudrillards Theorien zur Hyperrealität wird durch die direkte Gegenüberstellung von Original und kunstvoller Kopie das „Hype“ Phänomen im Modesystem hinterfragt. Ich denke heutzutage wissen wir Originale nicht genug zu schätzen und möchte damit die Sehschärfe des Betrachters testen und definitiv auch irritieren, wie der Titel verrät.
Du hast bereits mehrere Modepreise gewonnen (1. Platz beim European Fashion Award FASH 2016, 3. Platz beim Baltic Fashion Award und 1. Modepreis Hannover). Mit welchen Erwartungen bist Du nach Görlitz zum EFA gefahren? Wie war die Zeit vor Ort und was bedeutet der Blogger Preis für Dich?
Meine Erwartungen waren hauptsächlich eine gute Zeit zu haben und interessante Leute zu treffen, die alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten: eine tolle Show auf die Beine zu bringen. Das Team war super und auch wenn es ein Wettbewerb war, war die Atmosphäre entspannt und freundschaftlich. Über den Blogger Preis habe ich mich riesig gefreut, da bei meiner Kollektion nicht nur Kreativität, sondern auch Tragbarkeit im Vordergrund steht, was bei diesem Award im Vordergrund stand. Mit den Geldpreisen kann man sicherlich einiges realisieren, aber sehr wichtig ist es auch von den Medien vertreten zu werden.
Wie geht es nun weiter? Hast Du schon konkrete Ziele für die Zukunft?
Ich habe meinen Master in Kopenhagen erst vor kurzer Zeit abgeschlossen und habe mir eine kurze Auszeit zur Orientierung und für Wettbewerbe genommen. Das nächste Ziel ist so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln und eventuell irgendwann mal etwas Eigenes auf die Beine stellen.
Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Katharina alles Gute für die Zukunft!