Kiss & Tell Gastautor Norbert Schaal über Männermode
Während das ganze Jahr über der Anblick von klassischen Hüten im Leipziger Straßenbild eher unüblich ist, so werden pünktlich zum 1. Mai die eingestaubten Kopfbedeckungen hervorgekramt, um sie beim Aufgalopp im Scheibenholz auszuführen. In der Masse fällt man nicht so auf, an einem anderen Tag im Jahr würden sich wohl die wenigsten mit ihrem Hut auf die Straße trauen. Das finden wir schade und sprechen uns, genau wie unser Gastautor Norbert, eindeutig für die Kopfbedeckung bei Männern, jenseits des Baseballcaps, aus!
Der Hut – Ausdruck von Persönlichkeit
Die Möglichkeit sich auf einem leichten Weg besonders charakterstark zu kleiden. Vor Jahren noch ein absolutes ‚Must have‘ zum komplettieren des eigenen Outfit und zugleich die Erfüllung einer Kleidervorschrift.
Kopfbedeckungen, Krawatten und die perfekten Schuhe gehörten bis in die 60er Jahre gemeinsam zum guten Ton. Ohne Hut war man deutlich außerhalb der gesellschaftlichen Norm. So außergewöhnlich wie es ohne Hut vor Jahren war, so schaut man mittlerweile Männern mit klassischer Kopfbedeckung erstaunt hinterher. Die Bedeutung eines Hutes lag darin, sich vor Nässe, Kälte, Schmutz und Staub zu schützen. Getreu Thomas Manns Spruch im Zauberberg, „man soll einen Hut aufhaben, damit man ihn abnehmen kann, bei Gelegenheiten, wo es sich schickt“.
Wer heute im Alltag Hut trägt, tut dies in der Regel im festen Bewusstsein des Außergewöhnlichen, fast Exzentrischen. Zu besonderen Anlässen trägt der Herr nach wie vor Hut – oder besser Zylinder, diesen bitte nur zu einem Frack oder Cut (Day Suit), anderweitig ist es ein offenkundiger Fauxpas. Für eine optisch passende Wirkung ist natürlich auch der entsprechende Haarschnitt nötig. Ein Hut verträgt sich am Besten mit einer haarfreien Stirn. Haare, die unter der Hutkrempe hervorschauen ähneln einem heraushängendem Hemd unter einer Weste. Passen Eure Haare nicht unter den Zylinder, dann solltet Ihr Etikette gerecht den Kopfschmuck in der Hand halten.
Leider hat der Hut mittlerweile seine Funktion weitgehend verloren und findet sich im heutigen Stilempfinden der Allgemeinheit nicht mehr wieder. Ähnlich ist es mit der Taschenuhr und dem Stockschirm geschehen – es werden leider so gut wie keine Westen getragen, in denen die Uhr hineingesteckt werden könnte und für den Gebrauch des Stockschirms ist die Spaziergangskultur abhanden gekommen.
Zum Aufgalopp am 1. Mai habt Ihr in Leipzig verstärkt wieder Hutträger in der Nähe der Pferderennbahn erleben können – welche Modelle sind euch aufgefallen? Klassische Huttypen sind Zylinder, Bowler, Trilby, Strohhut, Panamahut, Borsalino, Tweedmütze und Baskenmütze.
Die Baskenmütze
Als charakterstarke flache französische Mütze wird sie gern vom ‚Mann des Geistes‘, als vom eleganten Herrn geschätzt und ist ein gänzlich zeitloses Modell.
Der braune Trilby
Häufig auf Rennplätzen und überwiegend durch Angehörige des Adels, sowie Geldadels getragen, gilt der Trilby als Erkennungszeichen der Pferdesportfreunde. Am besten kombiniert man den Hut mit einem Tweedanzug oder mit der typisch gewachsten Barbour-Jacke.
Der Panamahut
Der beliebteste Herrenhut zu den ‚All England Tennis Championships‘ in Wimbledon getragen, auch wenn es in England eher selten sonnig wird! Die Hüte wurden gern durch amerikanische Ingenieure während dem Bau des Panamakanal getragen, dadurch hat die Hutform wohl auch den Namen erhalten. Der sommerliche Klassiker wird aus den Blättern der Panamapalme gefertigt – so hat sich der lichtdichte und leichte Hut vor Ort durchgesetzt. Auf Grund des Abenteuercharakter hat sich das Tragen des „verwegenen“ Hut sehr schnell in Europa durchgesetzt und ist bis heute ein akzeptierter Sommerhut.
Der steife Strohhut
Er ist in Deutschland auch als ‚Kreissäge‘ bekannt. Seit den 20ern ist der ‚Strat‘ (Kurzform von straw-hat) auf Siegestour als Sommerhut und wird heute noch zur traditionellen Ruderregatta in Henley (England) getragen.
Der Bowler
Ursprünglich trugen die Londoner Bänker und Börsenhändler diese Hutform, heutzutage sieht man den Kopfschmuck eher selten.
Der Zylinder
Der förmlichste aller Hüte ist seit dem 15. Januar 1797 zu sehen und wurde erstmals vom Londoner Hutmacher John Hetherington getragen, der für seine neue Kreation sogar seinerzeit eine Geldstrafe zahlen durfte – dafür wurde die Karriere des Zylinders nicht aufgehalten.
Der Borsalino
Meist wird ein Borsalino auf nur einen bestimmten Typ Hut aus alten Gangsterfilmen reduziert, dafür ist die Firma Borsalino eine angesehene italienische Hutmacher Fabrik mit sehr unterschiedlichen Hutmodellen.
Die Tweedmütze
Die typisch flache englische Jagd- und Reitkappe ist eine absolut akzeptierte sportliche Mütze.
Seid alle gut beHÜTET und genießt die Möglichkeiten der Individualität und Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten! Vielen Dank für die visuelle Unterstützung an „Der Hutladen“ in der Strohsackpassage!