An drei Tagen in der Woche arbeitet die studierte Chemikerin Karoline Bischof als Lehrerin. In der restlichen Zeit geht sie ihrer kreativen Leidenschaft, dem Malen, nach und widersetzt sich mit ihrer farbenfrohen Kunst einem Frauen- und vor allem Körperbild, dem sich viele von uns von den Medien und der Gesellschaft ausgesetzt fühlen.
Was die Farbe Pink damit zu tun hat, wie Karoline die Malerei für sich entdeckt hat und was sie mit ihrer Kunst bei jungen Frauen bewirken möchte, erzählt sie uns im Interview.
Karoline, drei schnelle Entweder-Oder-Fragen für den Start: Bunt oder schwarz?
Definitiv bunt.
Stadt oder Land?
Stadt.
Galerie oder Streetart?
Schwierige Frage, aber ich tendiere eher zu Galerie.
Wann hast du deine Liebe zur Kunst entdeckt?
Das war erst zum Ende meines Chemiestudiums. Ich habe als Teenagerin zwar schon gemalt und war auch in Zeichenkursen, aber während des Studiums war dafür einfach keine Zeit. Am Ende des Studiums brauchte ich dann einen Ausgleich und habe angefangen zu malen. Dabei habe ich gemerkt, dass es mich einfach glücklich macht.
Vor allem beim abstrakten Malen habe ich mich zum ersten Mal wieder richtig frei gefühlt in dem, was ich tue.
Weibliche Figuren kommen häufig auf deinen Bildern vor. War das schon immer so?
Hauptsächlich habe ich immer sehr schlanke Frauen gezeichnet, da ich das so aus dem Fernsehen und den Medien kannte.
Ich habe mein Bild davon, wie Frauen aussehen sollten auf meine Kunst übertragen.
Außerdem war ich mit mir selbst nicht zufrieden und dadurch auch nicht mit den Frauen auf meinen Bildern. Das führte dazu, dass ich aufhörte zu malen. Erst im Laufe meiner 20er habe ich mich mit der Problematik meines Körperbildes auseinandergesetzt und habe verstanden, dass es total bescheuert ist, sich so an die Welt anzupassen und konnte loslassen. Ich habe mich persönlich weiterentwickelt und so auch meine Kunst. Bis heute male ich sehr gerne Frauen, aber jetzt in einem viel breiteren Spektrum.
Was möchtest du mit deiner Kunst ausdrücken?
Ich möchte Frauen in all ihren Facetten abbilden und zeigen, dass Frauen mehr sind als die Verkörperung einer Schönheitsnorm. Auch die Bodypositivity-Bewegung hat da viel bei mir gemacht und in meine Kunst mit reingespielt. In den sozialen Netzwerken war ich dann zum Glück in der richtigen Bubble.
Möchtest du mit deiner Kunst etwas bewirken?
Ich setze mich für mehr Selbstliebe ein. Leider sind so viele Frauen mit ihrem Körperbild unzufrieden. Mit meiner Kunst möchte ich Frauen Frauen zwischen 20 und 40 Jahren ansprechen, da sie häufig mit ihrem Körperbild struggeln. Das sind meiner Meinung nach die Generationen, die das am meisten betrifft und mit denen ich mich am besten identifizieren kann. Doch mir ist es wichtig, dieses Denken nicht an die nächste Generation weiterzugeben und klarzumachen, dass ein ungesundes Selbstbild einiges kaputt macht. Mein essgestörtes Verhalten hatte vieles in meinem Sozialleben zerstört, da ich nicht mehr Ausgehen, meine sozialen Kontakte eingeschränkt habe oder ins Freibad wollte.
Mir ist es wichtig an die junge Generation weiterzugeben, dass jeder Körper schön ist.
Was hat es mit der Farbe Pink auf sich?
Ich liebe diese Farbe einfach. Sie strahlt sehr viel Energie aus. Klar, sie ist sehr feminin besetzt, das will ich gar nicht absprechen. Trotzdem finde ich, dass es keine weiche, sondern eine energetische Farbe ist. Gerade mit Rottönen ergibt sie eine Harmonie, die mich anspricht. Ich möchte gerne ins Auge fallen, was zwar sehr konträr zu meiner Persönlichkeit ist, da ich eher introvertiert bin, aber mit meiner Kunst ist das anders.
Wie erklärst du dir das?
Gute Frage. Ich denke ich habe viel zu sagen, nur Probleme damit vor Leuten über meine Gefühle. Mit den Farben kann ich das viel besser ausdrücken.
Mit welchen Materialen arbeitest du? Du hast bereits erzählt, dass du dich ausprobieren willst. Wie hast du es bisher gemacht?
Ich finde mein Stil hat sich dadurch entwickelt, dass ich immer etwas Neues ausprobiert habe. Angefangen habe ich mit Acryl, wie vermutlich alle. Ölfarbe habe ich auch ausprobiert, doch das war nichts für mich.
Mein Stil hat sich dann entwickelt, als ich beschloss auf Papier zu malen.
Mein damaliges Atelier war bereits voll mit Leinwänden und dann habe ich andere Materialien wie Tusche oder Pflanzenfarben genutzt und das war der Punkt, als ich dachte, dass ich auch auf Leinwänden z.B. mal mit Aquarellfarbe malen kann. Ich probiere viel aus und schaue, wo es mich hintreibt. Es ist falsch zu sagen, ich hätte meinen Stil gefunden und den fahre ich nun die nächsten Jahre, denn so könnte ich mich gar nicht weiterentwickeln.
Wie hast du dir dein Kunst-Business neben dem Beruf als Lehrerin aufgebaut?
Als ich als Lehrerin angefangen habe, war das Malen für mich nur ein Hobby. Bis zu meiner Schwangerschaft währned der Corona-Pandemie, wo ich dann nicht mehr zur Schule gehen konnte und viel Zeit für das Malen hatte. Da habe ich auch angefangen mich mit Kunstmarketing auseinanderzusetzen, da mir diese Komponente bis dahin noch fehlte. Je mehr ich mich zeigte, desto mehr Nachfragen kamen. So habe ich gemerkt, dass meine Kunst wirklich beliebt ist und ich etwas Eigenes, vor allem mit der Farbe pink, geschaffen habe.
Ich habe die Schlafzeiten meiner Tochter genutzt und mich ans Malen und Marketing gesetzt und mir beides parallel aufgebaut.
Ich würde sagen, dass ich erst ab der Elternzeit darüber nachgedacht habe, es nebenberuflich zu machen, weil ich immer selbstbewusster mit meiner Kunst wurde.
Gibt es ein bestimmtes Ziel, welches du mit deiner Kunst verfolgst?
Ich habe vor, die Art wie ich male immer weiterzuentwickeln. Ich habe viele Ideen, was ich noch machen möchte, zum Beispiel mehr in Richtung mixed-media Art gehen. Ansonsten ist mein Ziel auf jeden Fall eine Ausstellung.
Du bist Autodidaktin. Ist es schwer, sich immer selbst anzuleiten, wo andere in einem Studium durchgeführt werden?
Dass ich nie Kunst studiert habe, ist manchmal in meinem Hinterkopf. Aber das sind falsche Gedanken, zum Beispiel, dass ich deshalb nicht gut genug bin. Letztendlich glaube ich aber, dass das egal ist. Sich da selbst durchzumanövrieren, finde ich gar nicht schlimm und gerade das Ausprobieren macht mir Spaß. Ansonsten macht mich das fehlende Kunststudium nicht verrückt, zumindest nicht wegen des Handwerks. Aber es gibt so viele tolle KünstlerInnen, die es auch ohne Kunststudium gerockt haben.
Worauf bist du stolz?
Am meisten stolz bin ich darauf, dass sich meine Persönlichkeit so entwickelt hat, dass ich mich von diesem gesellschaftlichen Druck, einem Idealbild entsprechen zu müssen lösen konnte und das auch mit meiner Kunst aussagen kann.
Stolz bin ich auch darauf, dass ich mich immer traue Neues auszuprobieren und keine Angst vor dem Scheitern habe.
Wenn es nicht funktioniert, dann klappt es eben nicht und ich glaube, das ist etwas, was viele zurückhält.
Wo sollte einmal ein Bild von dir hängen?
Auf jeden Fall in einer Galerie. Ansonsten freue ich mich immer sehr, wenn jemand mein Bild kauft und ich es dann auf Social Media in den eigenen vier Wänden hängen sehe. Das ist das größte Glücksgefühl, vielleicht sogar etwas besser als in einer Galerie. In einer Galerie ist es nur für einen kurzen Moment, aber wenn es bei jemanden zu Hause steht, dann hat sich diese Person dazu entschieden. Uns verbindet dann über das Bild etwas miteinander.
Vielen Dank für das Interview, Karoline!
Mehr über Karolines Kunst erfahrt ihr hier auf ihrer Artist Homepage. Folgt Karoline für jeden Menge farbenfrohe und positive Inspiration auch auf Instagram.