Finnisches Design, Glas und Silber
Dichte Wälder, schneebedeckte Bergketten und eiskalte, glasklare Seen – die scheinbar unendlich weite, unberührte Natur Lapplands ist ein Paradies für Aussteiger! Was viele nicht wissen: einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Designer des 20. Jahrhunderts verbrachte genau hier einen großen Teil seines Lebens und ließ sich vor allem von der Natur im nördlichen Teil Finnlands für seine Werke inspirieren.
Formgestalter Tapio Wirkklala ist nun eine neue Sonderausstellung im Leipziger Grassi Museum gewidmet, die Ihr Euch bis zum 03. Oktober anschauen könnt. Eine wahrlich beeindruckende Menge an Glas- und Silberobjekten aus der in über 30 Jahren gewachsenen Sammlung eines finnischen Kunstsammlers kann hier begutachtet und vor allem bestaunt werden.
Die Skandinavier scheinen seit jeher einen unverkennbar simpel-lässigen und zugleich innovativen und funktionalen Stil zu besitzen. Ob es nun an den langen, kalten Wintermonaten liegt, die zu Hause verbracht werden und in denen man es sich besonders gemütlichen machen möchte oder an der engen Bindung zur Natur- fest steht: der Stellenwert von gutem und hochwertigem Design bei Einrichtung und Alltagsgegenständen ist bei den Nordeuropäern um ein vielfaches höher als bei uns Deutschen. So wundert es auch nicht, dass in so gut wie jedem finnischen Haushalt Produkte von Tapio Wirkkala zu finden sind – ob es nun Besteck, Gläser, Zuckerschalen, der Herd oder das Fersehgerät ist. Dass Gestalter sowohl Kunst als auch Gebrauchsgegenstände entwerfen und fertigen, ist in Finnland nichts Neues. Einfach jeder hat ein Recht auf guten Stil.
Nachdem Wirkkala 1946 den Wettbewerb der Iittala-Glashütte gewann und als Designer im Unternehmen angestellt wurde, nahm seine Karriere einen rasanten Lauf. Über die Jahre fertigte er unzählige Objekte, experimentierte mit neuen Formen und Techniken und entwarf für mehrere internationale Firmen, wie zum Beispiel auch das deutsche Unternehmen Rosenthal.
In seinen Arbeiten suchte Wirkkala stets nach technischen Neuerungen. In ein gegossenes Objekt stach er zum Beispiel mit einem nassen Holzstab, woraufhin Wasserdampf entstand, der wiederum dekorative Blasen in dem Objekt erzeugte. Schon wenig später wurden die Grundlagen dieser Technik für die Serienproduktion adaptiert. Auch Tapio Wirkkalas Ausbildung zum Bildhauer prägte seine Glas- und Silberarbeiten. Seine Designs entsprachen nicht den traditionellen Vorstellungen; Wirkkala ließ sowohl geometrische als auch organische Formen einfließen und suchte stets nach dem Unkonventionellen, Innovativen und dennoch Anmutigen.
Die finnische Natur und vor allem das Eis und dessen verschiedene Zustände und Formen prägten ganz besonders Wirkkalas Formsprache. In zahleichen Skulpturen lassen sich unschwer Eiszapfen, Kristalle, Schneeflocken und Effekte von gefrorenem Eis erkennen. Sogar eine Wodkaflasche stammt aus Wirkkalas „Feder“. Die Anzahl von Objekten, die er in seinem Leben schuf, ist unmöglich zu benennen. Im Grassi Museum befinden sich nun rund 250 von ihnen.
Jedem Freund von gutem Design können wir die Ausstellung wärmstens ans Herz legen! Neben den beeindruckenden Objekten und Skulpturen von Tapio Wirkkala gibt es außerdem ausgewählte Fotografien von Hans Hansen zu sehen und ein typisch finnisch eingerichtetes Zimmer inklusive gemütlichen Fellen, Blick in die Wildnis und – wie könnte es anders sein – Produkten von Tapio Wirkkala.
Weitere Eindrücke gibt’s in der Galerie:
Alle Informationen auf einen Blick:
Was? Sonderausstellung Tapio Wirkkala
Wann? 02.06. – 03.10.2016, Die. – So., Feiertage 10 bis 18 Uhr
Wo? GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig
Wie? Eintritt: 8€, ermäßigt: 5,50/4€, bis 18 Jahre frei
Pssst: Rund um die Ausstellung finden übrigens auch Führungen und Workshops statt, weitere Infos findet Ihr hier.