Meine erste Reise allein mit Kind
Seit der Trennung vom Papa meines Kindes dreht sich mein Leben vorwiegend darum, den Alltag für meinen kleinen Jungen trotz der neuen Situation so schön wie möglich zu gestalten. Das ist zugegebenermaßen nicht immer leicht.
Vor allem, weil ich selbst noch viel mit Trauer und Erschöpfung zu kämpfen habe. Single-Mami sein – das wollte ich eigentlich nie. Davon hatte ich keine Vision für mich selbst.
Wer bin ich als alleinerziehende Mutter? Wer möchte ich sein? Und was will ich auf keinen Fall?
Es ist wie ein Mosaik aus vielen kleinen bunten Steinen, das ich erst neu zusammensetzen muss. Das viel Zeit braucht. Und Geduld.
Der Blick auf meine starken tollen Single-Mami-Freundinnen hilft mir sehr dabei . Ich lese viele Artikel von Frauen in meiner Situation, folge anderen Müttern und Vätern auf Instagram. Und ich schau mir auf Netflix an, wie sich Reese Witherspoon in „Your Place or Mine“ als alleinerziehende Mutter mit nerdigem Kind durchs Leben kämpft, um am Ende – natürlich – mit ihrem super smarten, umwerfend gutaussehenden und reichen besten Freund zusammenzukommen. Genauso darf es laufen! Hätte ich mir auch nicht besser ausdenken können.
Aber zurück zum Thema. Eine Überlegung war bereits ganz früh nach der Trennung da:
Wenn ich schon keinen Partner habe, zeige ich meinem Kind die Welt.
Reisen hatte für mich von jeher etwas unglaublich Erfüllendes. Das war etwas, woran ich sofort anknüpfen konnte.
Winterurlaub im Tiefschnee stand schon lange auf meiner Bucket List. Deshalb haben wir uns gewagt und sind mit Bahn und Kinderwagen zum Schlittenfahren ins Ötztal gereist.
In die große Vorfreude mischten sich diesmal viele Ängste ein. Schaffe ich das logistisch überhaupt ganz allein mit meinem Kleinen und dem vielen Gepäck? Was ist, wenn der Kinderwagen einfach im Schnee stecken bleibt? Werden wir uns nicht komisch und einsam fühlen im Hotel?
Heute bin ich glücklich, dass wir uns nicht aufhalten lassen haben.
Es war keineswegs leicht, aber unglaublich schön, harmonisch und wirklich erholsam. Die fast 7-stündige Anreise im Kleinkindabteil der Bahn klappte wunderbar. Mein Junge spielte quasi durch. Und ich hatte immer andere Eltern, mit denen ich währenddessen plaudern konnte. Beim Umsteigen halfen mir jeweils Mamas, den Kinderwagen aus dem Zug zu heben. Ein Hoch auf die Solidarität unter Frauen!
Dann sind wir endlich da: In unserem gemütlichen, familienorientierten Hotel fühlen wir uns auf Anhieb wohl. Ein Haupthaus mit Restaurant, Wellnessbereich und Spielzimmer. Rundherum kleine Holzhütten im traditionellen Stil. Viele Familien – mit Mama und Papa – aber komisch angeguckt werden wir nicht. Alle sind freundlich und zugewandt.
Geradezu euphorisch starten wir in unseren Urlaub. Eine Runde auf dem Bett hüpfen und ab geht’s zum Spielen mit den anderen Urlaubskindern. Ein heißer Tee und ein Apfelstrudel für die Mama.
Mehr brauche ich gerade gar nicht für ein kleines bisschen Glück.
Der erhoffte Tiefschnee erreicht unser Tal leider nicht. Doch dank nahe gelegener Seilbahnstation ist es nur ein Katzensprung ins Schneeparadies auf 2000 Metern Höhe. Jeden Tag wagen wir uns ein bisschen weiter. Entdecken immer neue Schneespielplätze, Schlittenpisten und Dörfer zwischen den Gipfeln. Ganz eingenommen sind wir von der wunderschönen Landschaft und den vielen neuen Eindrücken um uns herum.
Dann, am dritten oder vierten Tag, tritt so etwas wie Gewöhnung ein. Plötzlich ist da wieder Platz zum Grübeln.
Für die Erinnerung an all das, was in unserem Leben gerade schwierig ist und an das, das – oder den – der uns gerade fehlt.
„Ich bin traurig. Ich vermisse meinen Papa“, höre ich meinen Jungen sagen, während die Seilbahn durch die stillen Puderzuckerwipfel schwebt. „Ich bin auch traurig“, gebe ich zu. Und kämpfe selbst kurz mit den Tränen. Wie oft sind wir früher an warmen Sommertagen noch zu dritt Seilbahn gefahren.
40 Minuten später haben wir es allein zu zweit mit unserem Schlitten bis zu einer Almhütte geschafft. Dankbar wärmen wir uns auf. Bestellen Germknödel und heißen Tee. Kichern und kitzeln uns. Mein Kleiner probiert zum ersten Mal meine Kamera aus. Ich bin so stolz auf ihn und fühle mich wieder besser.
Auch wenn es manchmal noch heftig schmerzt, weiß ich, wir sind auf dem richtigen Weg.
Es wird ein weiterer guter Tag.
Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben. Mut bedeutet, seine Angst zu überwinden. Und vielleicht verhält es sich mit dem Glück ganz ähnlich. Es kommt nicht von allein. Es braucht die Kraft, der Traurigkeit, der Dunkelheit manchmal ins Gesicht zu sehen. Aber auch den Willen, wieder nach vorn zu schauen. Dafür strahlt es dann doppelt hell. „Mama, du bist mein Stern“, sagte mir mein kleiner Junge einmal. „Du leuchtest immer.“
Das sagt unsere LAYERS Community auf Instagram: „Als (single)MAMA hatte ich letztes Wochenende einen wunderschönen Kurztrip in die Berge mit meiner nun 18-jährigen Tochter. Es ist so wunderbar, zu wissen, dass man diesem tollen Menschen trotz aller Widrigkeiten das Leben mit all seinen Facetten schenkte. Nunmehr kann ich mehr über das (aktuelle) Leben von ihr erfahren, als sie von mir. Sie studiert nun selbst und zeigt mir, dass ich damals mit 15 Jahren die richtige Entscheidung traf. Urlaub hatten wir bis dato nie! Mein eigenes Studium/Nebenjob/Finanzen und ihre Schulferien ließen sich nicht vereinbaren. Wir wissen diesen Privileg nun sehr zu schätzen und freuen uns auf weitere Urlaube miteinander. ❤️ #gehtauchohnepapa„ @suzi.ree