Selbst & Ständig – Interview mit Fotografin Elena Heymann
Obwohl immer mehr Frauen in Deutschland selbstständig arbeiten, waren im Jahr 2023 nur 5,8 Prozent aller weiblichen Erwerbstätigen hierzulande beruflich selbstständig (Quelle). Unter den erwerbstätigen Männern lag der Anteil bei 10 Prozent fast doppelt so hoch. Diese Zahlen machen deutlich:
Unsere Mission, selbstständig arbeitende Frauen sichtbar zu machen, damit sie als Vorbild und Inspiration dienen können, ist noch lange nicht erfüllt!
Natürlich muss nicht jede Frau gründen und auch ein Job als Angestellte kann Erfüllung und Flexibilität bieten. Doch unsere Erfahrung zeigt: Viele wollen gern, trauen sich aber nicht oder werden gar von ihrem Umfeld abgehalten. In unseren „Selbst & Ständig“-Interviews stellen wir euch regelmäßig spannende Frauen vor, die den Schritt schon gewagt haben und ehrlich von ihren Erfahrungen und Learnings berichten. Und so vielleicht bei der ein oder anderen Frau für den letzten nötigen Funken sorgen, der das Feuer endgültig zum Lodern bringt.
Eine ganz ähnliche Mission hat auch Elena Heymann. Die Fotografin aus Leipzig sorgt mit authentischen Fotos dafür, dass Frauen sich und ihr Business sichtbar machen können. Egal, ob Anwältin, Yoga-Lehrerin und Store-Inhaberin: Menschen kaufen von Menschen und wollen sehen, wer hinter einem Business steckt.
Wie kaum eine andere schafft Elena es mit ihrer lockeren und sympathischen Art eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, in der sich auch schüchterne Menschen vor der Kamera trauen, ganz sie selbst zu sein.
In unserem Interview verrät Elly, was sie als Kind eigentlich werden wollte, warum sie die Selbstständigkeit liebt und welche Aufgaben sie vorher unterschätzt hat. Außerdem teilt sie, wie sie bei Fotoshootings eine Wohlfühlatmosphäre kreiert und wie es jede schafft, locker und authentisch vor der Kamera zu agieren. Here you go:
Elly, was wolltest du als Kind mal werden, wenn du groß bist?
Das ist eine gute Frage: Tierärztin, aber als ich dann das erste Mal beim Blutabnehmen meines Pferds dabei war, hat sich dieses Lebenskonzept ganz schnell verdünnisiert. Aus heutiger Perspektive interessiert mich die Arbeit als Meeresbiologin sehr: Wale kategorisieren und fotografieren, besser verstehen und mit ihnen im Wasser sein. Das wird allerdings für immer ein Traum bleiben, denn Wasser und der offene Ozean sind leider gar nicht mein Element.
Als was und seit wann arbeitest du selbstständig?
Eigentlich schon seit fast 20 Jahren. Ich hatte direkt mit Beginn meiner Studienzeit ein bzw. mehrere Gewerbe angemeldet, um als Messehostess, in der Gastro oder als Promoterin arbeiten zu können. Diese Möglichkeit hat mich auch nach dem Studium begleitet. So konnte ich jeden Job annehmen, der gerade gepasst hat und habe dadurch auch schon gefühlt alle Jobs mal gemacht. Ein paar Jahre war ich mit einer Veranstaltungsfirma für Lesungen und Events in Deutschland unterwegs. Die Fotografie begleitete mich fast die komplette Zeit.
2014 hätte ich mich fast schon ausschließlich auf die Fotografie konzentriert, aber hatte dann irgendwie Angst, weil ich nicht wusste, wie man an KundInnen gewinnt.
2021 war dann das Jahr indem ich mich nun endlich meiner Bestimmung gewidmet habe. Seitdem bin ich richtig glücklich und erfüllt.
Was hast du vorher gemacht?
Nach jahrelanger Zeit in Hotels und ständig wechselnden Wirkungsstätten wollte ich mich mal fester niederlassen und habe 2019 ein Café mit gegründet, was mich aber leider überhaupt nicht erfüllt hat.
Wer sind deine KundInnen und was genau setzt du für sie um?
Ich liebe es, selbstständigen Frauen eine Plattform zu bieten und sie dabei zu unterstützen, mit schönen und authentischen Bildern in ihrem Business durchzustarten. Dieses Brainstorming vorab und zu hören, was die Frauen machen, ist auch für mich inspirierend. Auch, wenn man jedes Mal im gleichen Studio ist, die Bilder werden immer anders – je nachdem, wen ich vor der Linse habe.
Wozu brauchen selbstständige Frauen Fotos und worauf achtest du besonders?
Erstmal liebe ich es, wenn Frauen selbstständig sind in einer so männerdominierten Welt und dennoch finde ich, dass sich viel zu wenig Frauen trauen sich zu zeigen. Sie haben tolle Ideen und Produkte und dann zeigen sie sich nicht. Deine Marke bist DU.
Personal Brand Fotos zeigen nicht nur, was du machst – sondern wer du bist.
Menschen kaufen von Menschen, gerade, wenn alles im Überfluss da ist. Starke Bilder sind kein Nice-to-have, sondern ein Must-have. Ich achte besonders darauf, dass wir die Essenz deines Business zeigen. Ob in der Kulisse, die dein eigener Store sein kann, oder in einem cleanen Studio mit Accessoires, die für dich und dein Business stehen. Wir erstellen vorab ein Moodboard zusammen und gehen deine Outfits gemeinsam durch und ich erinnere dich auch gerne nochmal, dass du den Laptop oder deinen Lieblingsstift einpacken sollst. Wir kreieren gemeinsam eine Wohlfühlatmosphäre in der du so sein kannst wie du bist und vor der Kamera glänzen kannst.
Wie wird man vor der Kamera locker und kommt authentisch rüber?
Ich glaube wirklich, dass es zu 100% an der Verbindung zwischen FotografIn und Kundin liegt. Das Geheimnis ist, der Fotografin zu vertrauen und wenn du eine gute Fotografin hast, unterhältst du dich die 1-2 Stunden einfach mit ihr und sie erwischt dich in den richtigen Momenten, wo du gar nicht mehr merkst, dass du fotografiert wirst. This is when the magic happens – manchmal dauert es 10 Minuten und manchmal 45 Minuten, aber die richtige Fotografin wird es aus dir raus kitzeln. Trust me!
Wie hast du deinen fotografischen Stil gefunden?
Das war schon ein recht langer Prozess, der immernoch anhält. Es gibt immer Tage an denen ich meine Bearbeitung in Frage stelle, aber am Ende des Tages sind es nur kleine Adjustments. Und solange meine Kundinnen happy sind bin ich auch super happy!
Wie sieht ein typischer Tagesablauf bei dir aus?
Nach dem Aufstehen gehe ich erstmal mit meiner Hündin Elsie raus, danach setze ich mich an meinen Rechner, beantworte E-Mails, muss mich um mein Marketing kümmern und auch Instagram crashed jederzeit rein.. Wenn Shoots anstehen bereite ich ein Moodboard vor und spreche das dann mit meiner Kundin ab. Jeder Tag ist irgendwie anders und es gibt immer etwas zu tun.
Was ist deine größte Stärke?
Empathie – ich kann mich in mein Gegenüber hineinversetzen und ihr ein gutes Gefühl geben und mit viel Humor eine ganz entspannte und fröhliche Atmosphäre kreieren, in der man sich wohlfühlen kann. Dann wird auch mit der Kamera gespielt.
Bist du gerne selbstständig?
Sehr gerne, ich kann auch gar nicht anders. Ich bin nicht als Angestellte geboren.
Was ist der größte Vorteil für dich?
Dass ich mich selbst organisieren kann und für alles selbst verantwortlich bin. Mein Business – meine Regeln.
Welchen Part oder welche Aufgabe hast du vorher unterschätzt?
Sagen wir mal, dass die Finanzen und Buchhaltung nie zu meinen Lieblingsaufgaben gehört haben und auch Kundenakquise oder der Verkauf meiner Dienstleistung fällt mir immer richtig schwer.
Gerade in der heutigen Zeit ist es kräftezehrend, nicht für alle ein passendes „Preis-Leistungsverhältnis“ bieten zu können.
Fällt es dir schwer Feierabend zu machen oder in der Freizeit abzuschalten?
Manchmal ja und manchmal nein. Es hilft immer, wenn mein Freund nach Hause kommt und meine Audience verlangt.. Wenn ich allerdings im Hyperfokus bin, kann auch er mich nicht aus dem Büro locken.
Wie sorgst du für’s Alter oder potentielle Ausfallzeiten vor?
Eigentlich gar nicht, aber ich weiß natürlich, dass das nicht geht. Meine Sichtweise auf Geld als notwendiges Übel und „wer hat überhaupt gesagt, dass Geld etwas wert ist“, hilft mir natürlich nicht, diese notwendige Maßnahme voran zu treiben. Aber ich investiere immerhin einen kleinen Teil in ETFs, weil ich nicht mehr so viel Zeit habe.
Welchen Tipp hast du für alle, die auch überlegen sich (als FotografIn) selbstständig zu machen?
Einfach machen und Vertrauen haben: In dich, dein Können und dass dich schon die richtigen KundInnen finden werden. Dein Stil und du als Person machen ganz schön viel aus und es gibt immer genug zu tun. Verkaufe dich aber nicht unter Wert.
Auf Elenas Website findet ihr alle wichtigen Informationen rund um ihre Fotografie. Schaut gern auch auf Elly Instagram Accounts Personal Branding Fotografie und Elena Heymann Fotografie vorbei.