Unsere Eindrücke von der New York Fashion Week
Im September ging für Steffi und mich ein großer und lang gehegter Traum in Erfüllung. Oft waren wir schon in Berlin auf der Fashion Week, was immer spannend und inspirierend war, doch eines Tages wollten wir das Spektakel auch einmal in New York erleben, wo alles eine Nummer größer, lauter, bunter und internationaler ist.
Wie es mit Träumen so ist, bleiben sie im Kopf, man denkt ab und zu an sie, vergisst sie dann eine Weile und sie fallen einem wieder ein, wenn sich eine Chance ergibt. Wenn es soweit ist, hat man zwei Möglichkeiten: entweder man ergreift sie oder man lässt es bleiben und weiß, dass es wichtigere Träume in die Tat umzusetzen gilt. Dreimal dürft Ihr raten wofür wir uns entschieden haben, als uns unser Local Hero Sven Hentschel von Hair by Hentschel fragte, ob wir ihn im September auf die New York Fashion Week begleiten wollen?
Mit Sven und seinem Team arbeiten wir schon seit mehreren Jahren zusammen und begleiteten sie zum Beispiel im Januar und Juli diesen Jahres auf die Fashion Week in Berlin, wo wir Backstage beim Styling der Models über die Schulter schauen durften. In New York ist Sven gemeinsam mit seinen Kollegen Marco Vogt aus Düsseldorf und Marcel Hampel aus Zürich als Hairstylist für verschiedene Designer unterwegs. Auch hier bekommen wir Dank Marco, Kopf des Teams, Access all Areas und können so einen umfassenden Eindruck gewinnen. Nicht nur aus unserer Blogger-Sicht spannend, sondern auch, weil wir ja selbst die eine oder andere Fashion Show veranstalten und es natürlich interessant ist, wie die internationalen Kollegen das Ganze umsetzen.
„Einen 8-stündigen Flug und heftigen Jetlag später finden wir uns mitten zwischen Wolkenkratzern, gelben Taxis und geschäftigen Menschenmengen in Manhattan wieder.“
Auf geht es also nach New York! Einen 8-stündigen Flug und heftigen Jetlag später finden wir uns mitten zwischen Wolkenkratzern, gelben Taxis und geschäftigen Menschenmengen in Manhattan wieder und sind ganz froh noch drei Tage Freizeit zu haben bevor die Fashion Week losgeht. Wer schon einmal in New York war, weiß: um diese Stadt aufnehmen zu können, braucht es mehr als einen Spaziergang um den Block. Wir schlendern durch den Central Park, lassen uns am Strand von Coney Island den atlantischen Wind um die Nase wehen, stöbern durch Secondhand-Läden in Greenwich Village und staunen im MomA über Kunst bis wir mit den letzten Besuchern raus gefegt werden. Mehr zu unseren Eindrücken und Entdeckungen abseits der Fashion Week erfahrt Ihr bald hier auf dem Blog..
Am Abend vor der ersten Show lernen wir das deutsche Styling-Team stilecht auf der Rooftop-Bar ihres Hotels im Meatpacking District kennen und stimmen uns gemeinsam auf die bevorstehenden, anstrengenden Tage ein. So richtig können wir noch nicht glauben, dass wir wirklich hier sind, aber wir stoßen mit den Jungs an und verlassen uns darauf, dass der Kopf dem Körper schon irgendwann nachreist.
„Cheers – das Abenteuer New York Fashion Week kann beginnen!“
Freitag, 08. September 2017
Es geht los! Wir starten in die New York Fashion Week. Die meisten Shows finden in den Skylight Studios, einem ehemaligen U-Bahn Terminal im Meatpacking District, direkt hinter einem großen UPS-Logistikzentrum, statt. Von außen ganz unscheinbar, lassen nur die vielen Fotografen, die auf den nächsten schicken Streetstyle warten, ahnen, dass hinter diesen Mauern die neusten Trends präsentiert werden. Kurz vor den Shows avanciert der Zebrastreifen vor der Halle zum Catwalk: Journalisten, Blogger, Einkäufer, Models und Designer schreiten heran. Diese Bilder gehen Minuten später um die Welt und setzen seit einigen Jahren mehr Trends, als die eigentlichen Shows und Kollektionen der Designer. Wir sichten einige bekannte Streetstyle-Stars und bahnen uns den Weg durch den Objektiv-Dschungel.
„Kurz vor den Shows avanciert der Zebrastreifen zum Catwalk.“
Anschauen können wir uns als Erstes die Kollektionen der Project Runway (eine beliebte amerikanische Castingshow für Designer) Finalisten. Wir sehen fünf komplett unterschiedliche Stile, alle Kollektionen haben aber eins gemeinsam: sowohl Outfits für skinny Girls als auch für Frauen mit Kurven sind dabei. Ein afroamerikanisches Plus-Size-Model präsentiert selbstbewusst einen bunten Badeanzug und wird dafür vom Publikum gefeiert wie Beyoncé – das macht Spaß! Moderiert wird das Ganze vom German girl Heidi Klum, die wir nach der Show sogar kurz persönlich treffen und uns ein wenig über ihre wachsfigurenartige Ausstrahlung wundern.
Weiter geht es mit dem holländischen Label Maison the Faux. Drei Stunden vor der Show betreten wir mit dem Styling-Team den Backstage-Bereich, wo bereits die ersten Models geschminkt werden. Uns fällt sofort auf: das wird keine normale Fashionshow wie wir sie kennen. Die Models sind keine gut aussehenden, jungen Mädchen, sondern spezielle Typen und besondere Charaktere. Diversität im großen Stil! Auch das Styling ist nicht nur auf hübsch gemacht: passend zur Kollektion des holländischen Labels, das gern provoziert und bestehende Strukturen in der Modebranche durchbrechen möchte, wurden die bunten Haare und das wilde Make-up vor allem von David Bowie und den Punk Kids der 80er Jahre inspiriert. Explizite Anweisung an die Models vor der Show: Look creepy and disturbing! Diese Aufgabe meistern sie im besten Sinne und bereichern uns zudem um die Erkenntnis, dass Männer manchmal besser auf Highheels laufen können als Frauen. So außergewöhnlich wie die Mode und Models der Show ist auch das Bühnen-Setup: in lilafarbenes und rotes Licht getaucht umrahmen vier monströse Solarien eines deutschen Herstellers den Laufsteg. In ihnen werden einige der Models am Ende der Show verschwinden und nicht wieder auftauchen. Welch ein Spektakel! Diese Show ist auf keinen Fall Standard, aber zeigt uns direkt am ersten Tag, dass wir von New York wohl einiges erwarten dürfen.
Die Anweisung an die Models: Look creepy and disturbing!
Samstag, 09. September 2017
An Tag 2 stehen gleich zwei Shows hintereinander auf der Agenda. Als erstes begeben wir uns mitten in den Backstage-Trubel der koreanischen Designerin Son Jung Wan, die für die nächste Sommersaison eine traumhaft schöne, zarte und elegante Kollektion unter dem Motto The French Riviera präsentiert. Während die Stylisten ihre Arbeit aufnehmen und immer mindestens zu zweit, meist zu dritt, an einem Model das gewünschte Styling umsetzen, sortieren Ankleidehilfen die Outfits, um den Models später während der Show schnell hinein und hinaus zu helfen. Die Designerin persönlich ist natürlich auch vor Ort, kümmert sich allerdings nicht um die Models oder ihre Kollektion, sondern beantwortet einer Reihe von Journalisten geduldig alle Fragen. Gutes Marketing ist eben die halbe Miete.
Das Styling-Team hat gut gearbeitet: alle Models sind pünktlich fertig und es bleibt sogar Zeit für einen Kaffee und eine Zigarette vor der Tür. Doch selbst hier haben die Mädels keine Ruhe, denn sofort ist eine Horde Fotografen zur Stelle, die die Models vor die Linse bekommen möchte. Ist aber auch kein Wunder bei dem Styling. Blau glitzernde Cat Eyes und eine mit Nadel und Faden eingenähte Banane mit Pferdeschwanz – definitiv einer unserer Favoritenlooks. Ein weiteres Highlight und wahrer Mädchentraum: die silber glänzenden Fransen-Highheels, für die sich Carrie Bradshaw mindestens drei Monate lang freiwillig von Tütensuppe ernährt hätte. Erst 30 Minuten bevor die Show startet, erfahren die Models wie sie laufen müssen und können einen Probewalk absolvieren. Das muss reichen, aber die meisten der Mädels sind Profis und laufen während der Fashion Week für mehrere Designer.
„Ein wahrer Mädchentraum: die silber glänzenden Fransen-Highheels.“
Direkt nach Son Jung Wan geht es für uns mit Sven, Marco und Marcel weiter zur nächsten Show des noch jungen Labels der Amerikanerin Julianna Bass. Das besondere hier: für das Styling der Haare ist Marco verantwortlich und musste im Vorfeld in Absprache mit der Designerin eine eigene Kreation entwickeln. Diese teilt er nun dem versammelten Styling-Team mit und zeigt an einem Model wie der Look aussehen soll und wie er entsteht. Die Haarstylisten aus aller Welt hören aufmerksam zu und strömen dann in Zweierteams zu den Models aus, die bereits auf sie warten. Der Look für die Show: glatte Haare mit einem gekreppten Detail am Hinterkopf. Einige Mädchen bekommen zusätzlich ein Fake-Pony verpasst. Das Make-up ist eher schlicht und natürlich. Während der Show quetschen wir uns ans Ende des Laufstegs zwischen die Fotografen und versuchen die verspielt-femininen Outfits so gut es geht einzufangen.
„Der Look für die Show: glatte Haare mit einem gekreppten Detail am Hinterkopf.“
Sonntag, 10. September 2017
Nach einem entspannten Vormittag, den wir mit den Jungs beim Trödeln durch Greenwich Village und an ihrem Hotelpool verbringen, machen wir uns am Nachmittag gemeinsam auf zur letzten Show. Die Zeit ging so schnell vorbei. Ein wenig traurig sind wir schon, doch es bleibt keine Zeit, um Trübsal zu blasen, schließlich steht noch eine Show bevor. Und was für eine! Der Backstage-Bereich hier ist ungefähr fünf Mal so groß wie die bisherigen. In einem lichtdurchfluteten, hellen Loft wuseln Designer, Stylisten, Fotografen, Choreografen, Anziehhilfen und Models durcheinander. Sogar drei elfengleiche und absolute Ruhe ausstrahlende Yoginis stehen bzw. sitzen bereit, um bei Bedarf mit den Models eine Runde zu meditieren. Das haben wir bisher auch noch nicht erlebt.
Insgesamt ist die Koordination der vielen Menschen dennoch um einiges chaotischer als bei den anderen Shows. Allerdings werden diesmal auch gleich vier unterschiedliche Designer vom Council of Aspiring American Fashion Designers, kurz CAAFD, präsentiert. Der CAAFD ist eine unabhängige Vereiniung amerikanischer Designer, Künstler und Stylisten, die aufstrebenden Jungdesignern helfen wollen sich zu professionalisieren und einen Fuß in die manchmal ziemlich fest verschlossene Tür namens Fashion Business zu bekommen. Ein bemerkenswerter Ansatz und für uns daher auch die nicht ganz perfekten Show entschuldigend. Das sehen allerdings nicht alle so. Als während der Shows einige der Models, die offensichtlich auch noch keine Vollprofis sind, nicht exakt in der Mitte des Laufstegs im Licht laufen, fangen die Fotografen an, sie anzubrüllen. Thank you for nothing! Puh, nicht nur ein kreatives, sondern auch ein hartes Pflaster, diese New York Fashion Week..
„Drei elfengleiche und absolute Ruhe ausstrahlende Yoginis stehen bzw. sitzen bereit, um bei Bedarf mit den Models eine Runde zu meditieren.“
„Wir fliegen zurück nach Leipzig mit einem Koffer voller Erinnerungen und New York Vibes.“
It’s a Wrap!
Das war’s! Aus, vorbei, finito. Unsere Köpfe sind voller Eindrücke, neuer Erfahrungen, interessanter Menschen und traumhafter Mode. Wir durften die wahnsinnige Energie dieser verrückten Metropole am eigenen Leib spüren und sind dankbar für dieses einmalige Erlebnis! Wir fliegen zurück nach Leipzig mit einem Koffer voller Erinnerungen und New York Vibes (und ja, auch ein paar neuer Klamotten ;). Ein Empire-State-Building großes Dankeschön für diese Möglichkeit an Marco Vogt und unseren Local Hero Sven Hentschel! It was a pleasure!
H.Steiner
Toll, ich bin begeistert von diesem wunderschönen
Beitrag.
FranziBlogger
Danke, das freut mich sehr!
Bella
Großartige Bilder und ein sehr cooler Blick hinter die Kulissen!
FranziBlogger
Vielen Dank, Bella! Es war auch wirklich ganz fantastisch!