Kunst für die Ohren
Thomas Eberlein ist seit 2013 Wahlleipziger und seit 2016 Kreativkopf in seinem Einzelunternehmen KlangKlima, mit dem er akustisch schwierige Räume auf dekorative Weise in wahre Klangwunder verwandelt. In Plagwitz hat er seit Kurzem seine eigene Galerie. Für das AHOI Leipzig Magazin habe ich mich mit Thomas zum Interview in seinem lichtdurchfluteten Showroom getroffen und über sein Startup gesprochen.
Thomas, was genau ist KlangKlima?
KlangKlima bietet Lösungen für eine optimale und individuell gestaltete Raumakustik – für Privat-, Arbeits- oder öffentliche Räume. Dabei spielen meine akustisch wirksamen Objekte und Akustik-Klangbilder eine wichtige Rolle. Dank eines äußerst effektiven schallabsorbierenden Materials und der Möglichkeit individueller druckfähiger Oberflächen, werden diese zu Design-Objekten. Die Ästhetik und Design sind dabei immer im Vordergrund.
Wie ist deine Idee entstanden?
Das Interesse an Klang hatte ich schon mein Leben lang und ich liebe elektronische Musik. Ausschlaggebend war mein Umzug nach Leipzig. Ich fühlte mich in meinem eigenen Wohnzimmer unwohl. Es war schön, aber kühl und ungemütlich. Dazu enttäuschte mich der Klang meiner geliebte Hifi-Anlage und ich wollte etwas tun.
Kann jeder Raum eine gute Akustik haben?
Ein klares ja. Das „gut“ wird für jeden Raum individuell betrachtet. Die Nutzung entscheidet über die Lösung. Je nachdem, ob es ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Büro oder Konferenzraum ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Wer sind deine Kunden?
Meine Kunden sind ein Mix aus Privatpersonen, Unternehmern und Konzernen verschiedener Branchen. Es sind Menschen, denen ein gesunder Lebensstil und eine gute Atmosphäre für ihre Angestellten wichtig ist. Sie wollen ihre Lebensqualität erhöhen. Die meisten von ihnen lieben Musik und eine stimmige Akustik.
Was hat es mit der KlangKlima Galerie auf sich?
Die Galerie nutzte ich als Büro, Showroom und Eventfläche. Hier empfange ich Kunden, demonstriere die Raumakustik und zeige Möglichkeiten auf. Mit einer Raumhöhe von 6 Metern ist sie wie eine kleine Kirche. Meine Kunden und Gäste erwarten meist einen sehr halligen Raum und sind dann verblüfft. Durch die Akustik Klangbilder an den Wänden fühlt sie sich nun wie ein Wohnzimmer an!
„Es macht mich glücklich zu sehen, was Menschen mit ihren eigenen Ideen alles erreichen können. Es ist ein ständiger Prozess des Springens, Lernens und Wachsens.“
Was war bisher deine größte Herausforderung?
Meine größte Herausforderung war, meinen alten Lebensstil loszulassen, vermeintliche Sicherheiten aufzugeben und ein Risiko einzugehen. Es macht mich glücklich zu sehen, was Menschen mit ihren eigenen Ideen alles erreichen können. Es ist ein ständiger Prozess des Springens, Lernens und Wachsens.
Welche Faktoren sind entscheidend, um eine gute Klangumgebung zu schaffen?
Entscheidende Faktoren sind die Raumgröße, die Deckenhöhe und die Einrichtung sowie Materialien. Aus diesem Zusammenspiel entsteht die individuelle Raumakustik. Großflächiger Einsatz von schallreflektierenden Materialien wie Beton, Glasflächen, Fliesenböden oder Trockenbau begünstigen einen langen Nachhall im Raum.
Welche Möglichkeiten hast du, um einen Raum akustisch zu optimieren?
Mit der Ästhetik im Fokus sind meine eigenen Akustik-Klangbilder, artModule und funktionale smartModule entstanden. Weiterhin nutze ich akustisch wirksame Moos-Pannele-Bilder und entwerfe mit Designern spezielle Trennwände und Wall-Pannels aus geschaumten Aluminiumwerkstoffen. Das Wichtige ist, dass die Lösungen individuell angepasst sind.
Was war das spannendste Projekt, das du bisher umgesetzt hast?
Das war das erste – mein eigenes Wohnzimmer. Mit dem ersten Prototyp meiner Akustik-Klangbilder habe ich es ausgestattet und bin dadurch in den Genuss eines neuen Raumgefühls gekommen und konnte Ruhe und Gemütlichkeit erleben. Diesen Moment werde ich nie vergessen.
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Mit der neuen KlangKlima Galerie in Plagwitz möchte ich gern mehr Besucher und Gäste mit der Raumakustik in Berührung bringen. Dazu wird es große und kleine Events geben, die sich mit dem Kontext Raumakustik ergänzen. Beispiel: unserer KlangKlima Galerie wird als externer Spot bei den Designers‘ Open zu finden sein. Weitere Ideen sind Jazzabende, Lesungen oder Vortragsabende. Meine große Vision ist es Menschen zu begeistern, weiter neue Designs und Produktideen umzusetzen, das Thema bewusst machen und wieder mehr Ruhe und Lebensqualität ins Leben zu bringen.
Wie kombinierst du Arbeit und Privatleben?
Ich liebe meine Arbeit, aber ich liebe es genauso in der Natur zu sein, Städte-Trips und Wandertouren zu machen. Der Schlüssel hierzu ist spontane Kreativität. Meine Freundin lebt in Valencia, sie ist international unterwegs und meine Arbeit in und an Klangklima Projekten ermöglicht es mir teilweise unabhängig vom Ort zu arbeiten. Dann zieht mein gesamtes Büro – als ich und mein Laptop – um und es geht dort weiter. In unserer gemeinsamen Zeit unternehmen wir viele kleine Trips. Wie lieben diese Art zu leben. Das gibt mir jedes Mal Kraft, Energie und neue Perspektiven.
Was ist dein Geheimtipp in Leipzig?
Mein Geheimtipp ist das Café Telegraph – einer meiner Lieblingsorte, an dem ich gern mal ein paar Stunden verweile, Espresso trinke, arbeite, lese, auch mal Partner und Kunden treffe. Es ist unglaublich authentisch. Ich fühle mich dort sehr wohl. Zudem liebe ich die zahlreichen Parks und Seen die Leipzig so schön machen.
Ist Leipzig eine guter Standort um ein Unternehmen zu gründen?
Absolut. Es gibt eine ausgeprägte Gründerszene mit der ich im Basislager Coworking Space und den FuckupNights in Kontakt kam und bis heute zusammenarbeite. Es ist wie ein kreativer Geist, der sich durch die Stadt zieht – etwas bewegen zu wollen. Die Stadt gibt auch durch ihre vielen lokalen Förderprogramme tolle Unterstützung. Zudem bin ich während der Gründungsphase auf viele hilfsbereite, herzliche und motivierte Menschen gestoßen.
Welchen Tipp würdest du anderen StartUps geben?
Hört auf euer gutes Bauchgefühl und sucht euch starke, langfristige Partner an eurer Seite, denen ihr vertraut. Das hat mir sehr geholfen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview erschien in der Oktober-Ausgabe des Leipziger AHOI-Magazins.