Das erste Mal bin ich der „Stadtelster“ alias Jessica Herber auf dem Leipziger Designers’ Open Festival im Jahr 2013 begegnet. Die Weimarer Goldschmiedin und Illustratorin präsentierte dort ihre Werke und ich war sofort von der leuchtenden Ausstrahlung – sowohl ihrer Arbeiten als auch ihr selbst – begeistert.
Schon kurze Zeit später fand ich mich im „Nest“ der Stadtelster im beschaulichen Weimar wieder und statte Jessica seitdem jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin, einen Besuch ab. Nun ist es Zeit einmal mehr über sie zu erfahren. Am Bahnhof ihrer Wahl-Heimat treffen wir uns und Jessica verrät mir, welches Stück das Wertvollste in ihrer Schatulle ist, was man beachten sollte, wenn man für jemand anderen Schmuck kauft (habt ihr eigentlich schon alle Weihnachtsgeschenke?) und warum sie jeden Morgen mit einer Runde Yoga startet.
Was ist das Spannende an deiner Arbeit?
Das Spannende an meiner Arbeit ist, dass ich extrem frei sein kann – im Schmuck wie auch in der Illustration. Außerdem kann ich mir meine Kunden selbst aussuchen und meine Kreativität völlig ausleben.
Warum Weimar?
Der Standort Weimar war eher Zufall. Früher habe ich lange in Frankfurt am Main in einer Goldschmiede gearbeitet, bin jedoch mit Frankfurt nie richtig warm geworden. Als ich nach Weimar kam, habe ich mich sofort in die Stadt verliebt. Es ist auch einfach eine großartige Stadt, um sich zum Beispiel selbstständig zu machen. Du hast hier ein sehr großes Netzwerk, die Weimarer Klassik, die Bauhaus Universität und kannst dich unfassbar schnell mit den Leuten vernetzen. Hier hilft man sich gegenseitig und wir sind eine gute Gemeinschaft. Weimar ist zwar klein, aber es ist trotzdem alles da.
„In Weimar hast du ein sehr großes Netzwerk, die Weimarer Klassik, die Bauhaus Universität und du kannst dich unfassbar schnell mit den Leuten vernetzen.“
Warum sollten die Menschen mehr Zug fahren?
Die Menschen sollten mehr Zug fahren, weil es einfach ökonomisch und ökologisch besser ist. Es verbindet auch. Ich habe schon viele lustige Bekanntschaften in Zügen gemacht. Außerdem ist es entspannt. Im Zug kannst du schlafen, lesen, arbeiten und deine Zeit besser nutzen.
„Diamonds are a Girls best friend.“ Was fasziniert uns an Schmuck?
Schmuck hat eine unfassbar alte Geschichte und kann sehr symbolbehaftet und energiegeladen sein. Für viele ist es ein Talisman und stetiger Begleiter. Manche legen ihren Schmuck nie ab und haben ihn Tag und Nacht an.
„Schmuck hat einfach eine unfassbar alte Geschichte und kann auch sehr symbolbehaftet sein.“
Was ist das Wertvollste Stück in deiner Schmuckschatulle?
Das ist dieser ganz kleine Ring, den ich hier am Finger trage. Er hat zwar keinen großen materiellen Wert, aber er ist mein Talisman.
Welche Geschichten erzählen deine Arbeiten?
Die Arbeiten erzählen ganz viel von mir und meiner Entwicklung. Der Schmuck und die Illustration verändern sich ständig, weil ich mich auch ständig verändere. Ich habe Phasen, in denen ich viele Farben und es sehr üppig mag, dann bin ich wieder extrem reduziert. Es ist sehr persönlich, was man da kauft und man sieht vielleicht auch in welcher Phase ich mich gerade befinde.
Schmuck als Geschenk. Worauf sollte man achten, wenn man für jemand anderes Schmuck kauft?
Wenn man sich unsicher ist, dann sollte man eher etwas Kleines und Dezentes nehmen. Etwas, von dem man nicht unbedingt größenabhängig ist, wie bei Ringen. Etwas Kleines und Feines ist immer ganz schön. Damit macht man nichts falsch.
„Nun achte ich darauf, mir regelmäßig Pausen zu gönnen und gebe mir selbst mehr Raum für freie Arbeiten.“
Schaffst du es immer kreativ zu sein?
Vor einem dreiviertel Jahr hatte ich das erste Mal ein Kreativ-Burnout. Da ist meine Quelle versiegt, die zuvor noch nie versiegte. Ich hatte mich selbst überfordert. Ich war überarbeitet und das hat der Kreativität nicht gutgetan. Ich habe daraufhin viele Dinge reduziert und mir wieder Freiraum geschaffen. Danach floss es auch wieder. Nun achte ich darauf, mir regelmäßig Pausen zu gönnen und gebe mir selbst mehr Raum für freie Arbeiten. Ich mache nur noch ganz ausgewählte Auftragsarbeiten, damit ich einfach viel mehr Raum habe für meine freien Projekte.
Hast du eine Morgenroutine?
Ja, ich mache jeden Morgen Yoga. Es ist total wichtig für mich, um entspannt und energiegeladen in den Tag zu gehen. Wenn ich gut geschlafen habe, dann wird’s eine längere Yogarunde und wenn ich schlecht geschlafen habe, dann wird es nur eine schnelle Frequenz zum Aufstehen und Wach werden. Ich habe auch Rituale, wie zum Beispiel das Frühstücken. Das ist wichtig für mich, um dem Körper das zu geben, was er braucht. Selbstständig sein ist nun mal eine anstrengende Sache und da sollte man auf sich achten und sich pflegen, damit man das gut hinbekommt.
„Selbstständig sein ist nun mal eine anstrengende Sache und da sollte man auf sich achten und sich pflegen damit man das gut hinbekommt.“
Was lernst du gerade, was du noch nicht so gut kannst?
Ich habe vor kurzem eine Weiterbildung gemacht zum Galvanisieren. Ich werde sozusagen künftig vergolden. Annsonsten lerne ich für mich persönlich nie aus. Momentan lerne ich auch sehr viel über mich selbst – was mir gut tut und was mir nicht gut tut. Das ist auf jeden Fall spannend.
Pssst: Mittlerweile bin ich schon mit so einigen spannenden Persönlichkeiten Zug gefahren. Alle weiteren „Zugfahrten“, zum Beispiel mit Musiker Martin Kohlstedt oder Handballer Dario Quenstedt, findet ihr hier auf dem Blog.