Ally Ann Schößling, Justiziarin und Ressortleiterin bei RTL sowie freiberufliches Model – und Mama von zwei Kindern, nimmt uns mit in eine aufregende Arbeitswoche mit unerwartetem Ende.
Noch am Sonntagabend bei der Planung der kommenden Tage sah es nach einer ganz normalen verrückten, spannenden Arbeitswoche aus. Es kam jedoch anders als erwartet. Also, wie immer!
Wochenstart mit Hindernissen
Der erste Tag der Woche wird gleich am Anfang seinem bekannten schlechten Ruf gerecht und beschert mir IT-Probleme bei der Durchführung von drei größeren Teams-Meetings. Ich tigere durch die Wohnung – Homeoffice war dran – und hoffe in jeweils einer anderen Ecke auf eine bessere Internet Verbindung.
„Irgendwie können das alle mit Humor nehmen, eine kleine Führung durch alle Räume meiner Wohnung ist schließlich inbegriffen.“
Zwischen acht Telefonaten und 15 Emails setze ich die Waschmaschine an und bereite schnell das Mittagessen zu. Mit hungrigen Kindern nach dem langen Schultag ist nicht zu spaßen, das gilt übrigens auch für mich – mein Mann weiß das zum Glück.
Zwei Jour fixe Termine mit unterschiedlichen Teams und eine lange interdisziplinäre Abstimmung für ein neues großes Projekt später, ist es an der Zeit, meinen Sohn zu seinen Sportaktivitäten zu kutschieren. Während des Wartens auf ihn versuche ich die Zeit nützlich mit Einkaufen zu verbringen, mich jedoch nicht (schon wieder) von leckeren Käsesorten verführen zu lassen, unternehme einen kurzen Abstecher zur Reinigung und bin schließlich pünktlich wieder zur Abholung zurück.
Nach dem gemeinsamen Abendessen und Familienzeit muss ich später noch schnell ein paar dringende Anfragen beantworten und ganz nach dem Feuerlöscher-Prinzip einen Vertragsentwurf aufsetzen, um dann nur noch mal kurz in den Kalender schielen und endlich den Laptop in den Dornröschenschlaf bis zum nächsten Morgen zu schicken.
Produktive Bahnfahrt und unerwünschtes Saunieren
Dienstag ist reserviert für die Deutsche Bahn und eine lange Fahrt mit erheblichen Verspätungen nach Köln in das Headquarter von RTL. – Eine produktive Zeit also für das Abarbeiten von Anfragen, Anfertigen von mehreren Vertragsentwürfen, Vorbereiten einer Keynote für die nächste Woche und für diverse Versuche, Telefonate mit den Managements unserer Mitwirkenden zu führen.
„Endlich angekommen, eile ich schnellen Fußes zu der geplanten Abendveranstaltung in Köln, bei der die Klimaanlage in Streik getreten ist, was allen Anwesenden ein ungewolltes Saunieren ermöglicht.“
Aber auch solche Tage gehen irgendwann zu Ende. Dafür darf ich den nächsten Morgen besonders früh begrüßen, denn der erste Termin im ganztägigen Marathon ist im Kölner Büro bereits für 8.00 Uhr – zugegebenermaßen unüblich – angesetzt. Berufstätige Mütter mit den schulpflichtigen Kindern kann das allerdings nicht erschüttern oder gar aus der Fassung bringen.
Rollenwechsel ins Modelleben
Am Abend desselben Tages geht es gleich weiter nach Hamburg zu anstehenden Dreharbeiten: Mein Juristen-Dasein wird von meinem zweiten Standbein als Model und Darstellerin bis Freitag abgelöst. So kann ich voll und ganz in die wunderbare Welt vor der Kamera eintauchen, um mittendrin im kreativen Trubel einer Produktion für ein Werbespot zu sein.
In den Pausen checke ich trotzdem Emails auf Dringlichkeit, schreibe Antworte und setze nach Möglichkeit einige Anrufe ab. Platt aber happy laufe ich am Abend noch meine obligatorischen fünf Kilometer und lande irgendwann am Ende des ersten Drehtages im Bett.
Nach dem Abschluss des zweiten Drehtages geht es mit der ungeahnten Geschwindigkeit zum Hauptbahnhof, um frustriert Folgendes am Bahngleis zu lesen: „Zug fällt aus…heute ca. 15 Minuten später“. Da die Deutsche Bahn sich offenbar nicht entscheiden kann, macht sich Ratlosigkeit unter allen Mitreisenden breit. So bleiben wir in der Hoffnung am Bahnsteig stehen, lediglich mit einem blauen Auge davonzukommen und nach 15 Minuten die Fahrt antreten zu können. Es kommt jedoch anders…
Erst eine Stunde später sitze ich halb liegend und völlig müde im Zug. Was für eine Woche: Trotz Pannen und Herausforderungen konnten viele Vorgänge erfolgreich abgeschlossen oder vorangebracht, Verträge gut verhandelt und interne Mandanten glücklich gemacht werden. Ein toller Werbespot ist im Kasten, der Kunde und die Werbeagentur sind total zufrieden! Eine fantastische Wochenbilanz also!
Dennoch fühlte ich mich frustriert und traurig, denn nun steht fest, dass ich definitiv nicht rechtzeitig zu Hause ankommen werde, um meine Kinder noch vorm Schlafengehen anzutreffen.
Happy End im Hauptbahnhof
Mit letzter Kraft schleppe ich mich nach der Ankunft am Leipziger Bahnhof Richtung Ausgang – und sehe völlig unverhofft einen sehr markanten dunkelblauen Luftballon und drei Menschen dazu: meine Familie, die trotz später Stunde am Bahnsteig auf mich wartete und mir einen Liebesbrief überreicht.
„In diesem Moment überkam mich ein unbeschreibliches Gefühl der Dankbarkeit…“
... und der unendlichen Liebe für diese drei wunderbaren Menschen, die mir die Kraft geben, solche Wochen wie diese zu meistern, die mich dazu inspirieren und motivieren, mich in meinem Job als Juristin bzw. als Model zu entfalten und dieser Arbeit mit voller Leidenschaft nachzugehen. – Meine Familie, die es mir ermöglicht, die Grenzen des Machbaren beim ständigen Versuchen, alles unter einen Hut zu bringen, immer wieder neu zu definieren und zu erweitern und mir somit die nötige „Power“ gibt, um als „Powerfrau“ zu bestehen und erfolgreich zu sein!
Dieser Beitrag ist Teil des Ausstellungsprojektes MAMA MAGMA von unserer Kolumnistin Anne Schwerin über Frauen, die Unternehmerinnen bzw. Selbständige und Mamas sind. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Frage, wie die Erfahrung der Mutterschaft unternehmerisches Handeln transformiert. Alle Bilder der Ausstellung sind vom 21. August bis 15. November 2024 frei zugänglich im Foyer der IHK zu Leipzig zu sehen. Zu den Beiträgen der weiteren Frauen geht es hier.