Als Chefredakteurin des LAYERS mag, freiberufliche Social Media Managerin sowie Autorin und Mitherausgeberin des Stadtschwärmers ist Francis Müller gelungen, wovon vielen Frauen abgeraten wird: Mama und Unternehmerin sein.
Seit 10 Jahren arbeite ich selbstständig als Social Media Managerin, Autorin und Chefredakteurin meines eigenen Online Magazins. An den meisten Tagen liebe ich meinen Job und nicht selten mischen sich die Arbeit und mein restliches Leben angenehm ineinander wie mein morgendlicher Kaffee und ein Schuss Hafermilch. Das ist auch der Grund dafür, dass ich, bevor ich vor vier Jahren schwanger wurde, in meinem Umfeld mindestens eine Handvoll inspirierender Unternehmerinnen kannte, die ebenfalls für ihre selbstständige Arbeit brannten und gleichzeitig als Mama für ihre Familie da waren.
„Vielen Frauen wird von dem Konzept Mutter UND Unternehmerin sein, abgeraten. Ich dachte schon immer: Ich will beides!“
Durchziehen bis zur Geburt
So kam es vermutlich auch, dass ich am Tag der Geburt meines Sohnes am Schreibtisch im Home Office unter ersten leichten Wehen Belege für meine Buchhaltung sortierte. Im Krankenhaus habe ich dann mit meinem zwei Tage alten Baby auf der Brust ein paar kurze Mails verschickt. Nach dem Wochenbett habe ich stundenweise wieder richtig gearbeitet, immer dann, wenn mein Partner mit unserem Baby spazieren war oder es tagsüber lange geschlafen hat.
„Macht mich das zu einer taffen Unternehmerin? Oder einer schlechten Mutter?“
Ich denke beides trifft nicht zu. Jede Frau, die selbstständig in einem Beruf arbeitet, den sie – zumindest ziemlich überwiegend – gern ausübt, wird vielleicht nachvollziehen können, dass man dieses „Business-Ich“ mit der Geburt seines Kindes nicht einfach in der untersten Schublade der Wickelkommode verstauen kann, bis der Nachwuchs alt genug für die Fremdbetreuung ist.
„Mein Motto lautet: I want it all! “
Ich wollte immer beides sein, Mama und Unternehmerin, und ich habe großes Glück, dass die äußeren Umstände (z.B. Gesundheit, Unterstützung durch Partner und Familie sowie ein zuverlässiges Team) dies für mich bis jetzt sehr gut zugelassen haben.
Dennoch ging es nach der Geburt meines Sohnes natürlich nicht genauso weiter wie bisher. In den letzten dreieinhalb Jahren habe ich sehr viel über mich, meine Bedürfnisse, die Bedürfnisse meiner Familie und die Vereinbarkeit von all dem mit meiner Selbstständigkeit gelernt. Gefragt nach meinen wertvollsten Ressourcen würde ich antworten: Zeit, Gesundheit und der Austausch mit anderen Mamas und Unternehmerinnen. Ohne diese drei Komponenten geht nichts und ich finde es lohnt sich für jede einzelne, Routinen in den Alltag zu integrieren, um sie dauerhaft zu gewährleisten. Bei mir sieht das so aus:
Gleiche Leistung bei halber Arbeitszeit
Seit ich Mama bin, hat sich meine Arbeitszeit drastisch verkürzt. Zuvor habe ich immer ca. 40 Stunden pro Woche gearbeitet, oft auch abends oder am Wochenende. Mittlerweile hat sich diese Zeit halbiert. Die Nachmittage verbringe ich mit meinem Sohn auf dem Spielplatz, beim Eis essen oder in unserem Garten und auch die Wochenenden sind für die Familie und die Minimierung des Wäschebergs zu Hause reserviert. Dennoch hat das keinen Einfluss auf mein Einkommen! Ich verdiene genauso viel, teilweise mehr, als vor der Geburt meines Kindes. Wie das funktioniert?
„Es ist die Superpower, die die meisten Mamas besitzen und die von vielen Chefetagen noch immer nicht gesehen und gewürdigt wird: Ein Dreiklang aus Disziplin, Priorisierung und Fokus.“
Meine Arbeitstage, Aufgaben und Termine sind straff getaktet. Ich habe einen Plan und an den halte ich mich. Ablenkung und Rumtrödeln sind nicht drin. Klingt anstrengend? Ist es auch. Aber anders funktioniert es nicht.
Zwischen Schreibtisch, Spielplatz und Selfcare
Seit mein Kind den Kindergarten besucht, ist unsere Familie regelmäßig mit den üblichen, nicht zu vermeidenden Keimen und Krankheiten konfrontiert. Mein Sohn steckt diese bemerkenswert entspannt weg. Die Tage, die er krank zu Hause verbracht hat, kann ich an zwei Händen abzählen! Anders sieht es bei mir aus: Es gab Zeiten, in denen es sich eine nervige Erkältung wochenlang in meinem Körper gemütlich gemacht hat und ich weder meiner Arbeit noch meinem Kind gerecht werden konnte. Das kannte ich vorher so nicht.
Seit dieser Erfahrung steht für mich fest: Ich will fit und stark sein. Für mein Kind, meinen Job und – für mich! Regelmäßig gehe ich zum Sport, ich versuche mich gesund zu ernähren und im Alltag mit Kleinkind ist es zum Glück auch nicht allzu schwer, mein tägliches Schrittziel zu erreichen. Außerdem versuche ich mir regelmäßig kleine Auszeiten einzuplanen und gehe mal zur Kosmetik oder gönne mir eine Massage. Wird das verhindern, dass ich jemals wieder mit einer fiesen (Kinder-)Krankheit flachliege? Natürlich nicht. Aber meine „Gesundheitsroutine“ sorgt dafür, dass es mir körperlich und mental gut geht und ich das Gefühl habe für den oft anspruchsvollen Alltag zwischen Schreibtisch und Spielplatz gewappnet zu sein.
Willkommen im Club
Egal, ob es um Beikost oder die letzte Steuererklärung geht: Ich LIEBE es, dass ich mit meinen Freundinnen, die auch selbstständig arbeiten und Mama sind, in der Auswahl unserer Gesprächsthemen so flexibel bin. Mich offen und ehrlich über die Herausforderungen des Elternseins auszutauschen, hat mich vor allem im ersten Jahr nach der Geburt meines Sohnes über Wasser gehalten („Ja, es ist normal nachts alle zwei Stunden geweckt zu werden! Nein, es wird nicht ewig so weitergehen!“). Gleichzeitig tut es gut, nicht ständig über die Kinder zu reden, sondern auch über geschäftliche Themen zu diskutieren oder gemeinsame Projekte zu planen. Ich weiß wirklich nicht, ob es nun Zufall oder Schicksal ist, aber mittlerweile besteht sogar der Großteil meiner Kundschaft aus selbstständig arbeitenden Müttern.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass man sich auf einer anderen Ebene begegnet, wenn man eine Ahnung davon hat, was die andere alltäglich leistet und was es bedeutet, Unternehmerin und Mama zu sein. Nämlich vor allem: Dass beides geht!“
Dieser Beitrag ist Teil des Ausstellungsprojektes MAMA MAGMA von unserer Kolumnistin Anne Schwerin über Frauen, die Unternehmerinnen bzw. Selbständige und Mamas sind. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Frage, wie die Erfahrung der Mutterschaft unternehmerisches Handeln transformiert. Alle Bilder der Ausstellung sind vom 21. August bis 15. November 2024 frei zugänglich im Foyer der IHK zu Leipzig zu sehen. Zu den Beiträgen der weiteren Frauen geht es hier.