Serah Robeiya Leruk hat sich 2024 mit ihrem Kenianischen Café Jikoni in Leipziger Stadtteil Schleußig ihren Traum verwirklicht. Im Text berichtet sie, wie ihre Erfahrung als Mama, sie als Unternehmerin belastbarer gemacht hat und ihren Führungsstil prägt.
Meine Erfahrung: Eine Lernreise als Mama und Unternehmerin
Eines der wichtigsten Dinge, die ich als Mama über mich selbst gelernt habe, ist meine Belastbarkeit. Die Anforderungen der Mutterschaft und der Leitung von Jikoni Leipzig unter einen Hut zu bringen, hat mir gezeigt, dass ich stärker und einfallsreicher bin, als ich es mir je vorgestellt hatte. Ich habe entdeckt, dass ich Herausforderungen mit Anmut bewältigen und mich schnell an veränderte Umstände anpassen kann. Dieses Selbstbewusstsein hat mir sowohl in meinem Privat- als auch in meinem Berufsleben Selbstvertrauen gegeben.
Mir ist außerdem noch mehr bewusst geworden, dass Menschen unglaublich unterschiedliche Stärken und Perspektiven haben und jeder etwas Wertvolles beizutragen hat. Ob mit meinen Geschäftspartnern oder meinem Kind zu Hause – ich habe erkannt, wie wichtig es ist, richtig gut zuzuhören und unterschiedliche Standpunkte zu verstehen. Der Aufbau starker Beziehungen auf der Grundlage von Vertrauen und gegenseitigem Respekt ist entscheidend. Menschen sind kooperativer und produktiver, wenn sie sich respektiert, wertgeschätzt und gehört fühlen.
„Als Mutter habe ich vor allem gelernt, wie wichtig es ist, präsent und geduldig zu sein. Die Elternschaft hat mich gelehrt, kleine Momente zu schätzen und aufmerksamer und einfühlsamer zu sein.“
Diese Eigenschaften haben sich gut auf mein Berufsleben übertragen lassen, wo mir Geduld und Einfühlungsvermögen dabei helfen, effektiver zu führen und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Mein Weg: Mit klaren Zielen und offenem Blick
Durch meine Selbstständigkeit habe ich erkannt, wie wichtig Disziplin und Zeitmanagement sind. Ohne die Struktur eines traditionellen Jobs ist man leicht überfordert, aber klare Ziele zu setzen und eine Routine einzuhalten, war in diesem gesamten Prozess der Schlüssel. Ich habe auch gelernt, wie wichtig kontinuierliches Lernen und Anpassungsfähigkeit sind. Die Geschäftslandschaft verändert sich ständig, und neugierig und offen für neue Ideen zu bleiben, ist für Wachstum unerlässlich.
„Insgesamt haben mich diese Erfahrungen zu einem vielseitigeren Menschen gemacht.“
Sie haben mir den Wert von Belastbarkeit, Einfühlungsvermögen, Geduld und kontinuierlichem Lernen beigebracht. Dass jeder Tag eine Lernreise ist.
Im Allgemeinen hat die Mutterschaft meine Einstellung zur Arbeit grundlegend geprägt. Während der Erziehung eines Kindes kann der Alltag chaotisch, unvorhersehbar, anspruchsvoll usw. werden, diese Eigenschaften gelten auch für ein Geschäft.
Mein Traum: Jikoni Leipzig – mein eigenes Café
Als ich Jikoni Leipzig gründete, gab es zu viel Bürokratie, Unvorhersehbarkeit, Termine usw. Sowohl im Geschäft als auch in der Erziehung ist es jedoch wichtig, dass ich mich daran erinnere, immer positiv weiterzumachen, belastbar zu sein – schnelle und nachhaltige Lösungen zu finden. Mich an Veränderungen anzupassen, anderen und mir selbst gegenüber einfühlsam zu sein. Kreativ zu sein, wenn es darum geht, mit alltäglichen Problemen im Geschäft oder bei Herausforderungen als Mutter umzugehen.
Als Mama muss ich mehrere Aufgaben unter einen Hut bringen, von den Zeitplänen meiner Tochter bis hin zur Sicherstellung gemeinsamer Quality Time. Dies hat meine Fähigkeiten im Zeitmanagement und meine Fähigkeit, Aufgaben effizient zu priorisieren, erheblich verbessert. Beispielsweise verwende ich jetzt einen detaillierten Planer, um sowohl Familien- als auch Businessaktivitäten zu organisieren, und stelle so sicher, dass ich Zeit für wichtige Aufgaben einplane, ohne meine Liebsten zu vernachlässigen.
Mein Führungsstil: Verständnisvoll und empathisch
„Mama zu sein, hat mich aber auch die Bedeutung von Empathie, Geduld und Verständnis gelehrt. Diese Eigenschaften haben mich zu einer mitfühlenderen Chefin gemacht.“
In meinem Café bemühe ich mich, eine unterstützende und fördernde Umgebung für mein Team zu schaffen. Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise vor persönlichen Herausforderungen steht, bin ich eher geneigt, flexible Arbeitsregelungen anzubieten, so wie ich mir in meinen eigenen Momenten der Not Verständnis erhoffen würde.
Der Umgang mit der Unvorhersehbarkeit der Elternschaft hat aber auch meine Fähigkeit verbessert, Stress zu bewältigen und angesichts geschäftlicher Herausforderungen belastbar zu bleiben. Es gab Tage, an denen die plötzliche Krankheit meines Kindes sofortige Aufmerksamkeit erforderte und mich zwang, berufliche Verpflichtungen neu zu ordnen. Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, unter Druck ruhig zu bleiben und schnelle, effektive Lösungen zu finden.
Als Geschäftsfrau und Mutter spiegelt das Geschäftsmodell von Jikoni Leipzig diese Reflexion wider. Wir bieten zum Beispiel ein gemütliches und heimeliges Café an, die Gerichte, die wir kochen, orientieren sich natürlich an mütterlichen, instinktiven Kochstilen, die im Mittelpunkt vieler familienorientierter Kulturen stehen.
Jikoni Leipzig ist im Grunde eine Erweiterung unserer heimischen Küche!
Meine Überzeugung: Es gibt immer eine Lösung
Bei der Eröffnung von Jikoni standen wir allerdings vor vielen Herausforderungen. Durch den für mich unvorhergesehenen Papierkram und die Vorschriften, die wir erfüllen mussten, ergaben sich unerwartet hohe finanzielle Ausgaben. Das ist natürlich problematisch für ein neues Unternehmen, das gerade erst anfängt!
Gleichzeitig brauchte mein Kind Unterstützung, da es wichtige Prüfungen absolvierte. Durch diese Kombination war das eine sehr schwierige Phase. Persönlich zeige ich keine Verletzlichkeit und versuche, Probleme selbstständig zu lösen. In diesen Zeiten musste ich mich jedoch auf meine Lieben stützen. Ich musste mir immer wieder unseren gemeinsamen Grundsatz in Erinnerung rufen, dass unser Zuhause ein sicherer Ort ist. Dies ermutigt uns, so verletzlich wie möglich zu sein, da wir wissen, dass wir zu Hause Zuflucht suchen können.
Die zweite Regel ist, dass alles gelöst werden kann.
„Wenn es nicht Plan A ist, dann ist es Plan B, C usw. Das Alphabet ist lang.“
Mein Fundament: Meine Familie
Eine gesunde, sichere Umgebung zu Hause zu haben, um sich zu beruhigen und neu zu formieren, war entscheidend, um diese Phase zu überwinden. Der größte Dank gebührt jedoch meinem Partner, der mir durch dick und dünn zur Seite steht. Er hat mich auf jede erdenkliche Weise unterstützt.
Ich habe immer davon geträumt, hier in Leipzig mein eigenes Unternehmen zu haben. Die Planung, Umsetzung und schließlich Gründung von Jikoni Leipzig war eine enorme Leistung.
Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich es wert bin, fähig, ein Teamplayer, kreativ, belastbar und auf meine eigene Weise stark sein kann!
Außerdem war es unglaublich, dies mit der Liebe und Unterstützung meines Partners zu tun. Diesen Prozess mit meiner Tochter und meinem Partner zu teilen, ist ein wahrer Segen. Ich bin dankbar, ich bin wirklich glücklich – jedes Mal, wenn ich die Tür zu Jikoni öffne, durchströmen mich diese Gedanken!
Mein Tipp: Jede Herausforderung als Chance betrachten
Für andere Frauen und Unternehmerinnen habe ich keinen goldenen Ratschlag. Aber vielleicht kann ich aus meiner Erfahrung einen Tipp geben: Ich hatte schon immer den tiefen Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu führen, ich sah Geschäftsmöglichkeiten in jedem Aspekt des Lebens.
Unternehmerin zu sein, kann sich an manchen Tagen aber auch entmutigend anfühlen. Daher ist eine Einstellung wichtig, die Herausforderungen als kreative Chance, Lernkurve und Wachstumsmeilenstein betrachtet, sonst wird es anstrengend und sehr stressig. Stark, positiv und belastbar zu bleiben, ist deshalb ganz entscheidend.
Dieser Beitrag ist Teil des Ausstellungsprojektes MAMA MAGMA von unserer Kolumnistin Anne Schwerin über Frauen, die Unternehmerinnen bzw. Selbständige und Mamas sind. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Frage, wie die Erfahrung der Mutterschaft unternehmerisches Handeln transformiert. Alle Bilder der Ausstellung sind vom 21. August bis 15. November 2024 frei zugänglich im Foyer der IHK zu Leipzig zu sehen. Zu den Beiträgen der weiteren Frauen geht es hier.