Wir stellen vor: Möbelrestaurateurin Melanie Große
Eine Weile ist es schon her, nun haben wir mal wieder einen neuen Local Hero für Euch. Melanie Große habe ich letzten Oktober beim Gründerseminar kennen gelernt. Wir saßen am gleichen Tisch und haben uns drei Tage lang alle Tipps und Tricks rund um die Selbstständigkeit angehört. Danach sind wir in Kontakt geblieben und ich freue mich sehr, dass Melanie ihren Traum schon Anfang des Jahres umsetzen konnte.
Seit knapp vier Monaten ist sie Inhaberin von Möbel sucht Farbe in der Südvorstadt. Dort bietet sie eigens aufgearbeitete Möbelstücke und allerhand Dekorationsobjekte, vor allem im Landhausstil, an. Dafür ist Melanie regelmäßig auf den Flohmärkten in der Umgebung unterwegs und sucht passende Stücke, die sie liebevoll gestalten und aufwerten kann. Bei ihrem letzten Besuch auf dem Antik- und Trödelmarkt auf der AGRA habe ich sie begleitet und dabei so einiges über das Aufstöbern von echten Schätzen und natürlich auch über’s Feilschen gelernt. Mitten in all den Ständen haben wir einen alten Servierwagen aus den 1950er Jahren entdeckt, den wir für gerade mal 30,00€ kurzerhand mitgenommen haben. Melanie hat ihn dann so bearbeitet, dass er perfekt in unser Büro passt und nun nur noch mit den passenden Cocktails ausgestattet werden muss!
Im Interview erfahrt ihr nun mehr über Melanies Laden, den Stil ihrer Möbel und ein paar Insider-Tipps zum Handeln auf dem Flohmarkt!
Melanie, seit wann gibt es Deinen Laden und wie bist Du auf die Idee gekommen? Was hast Du vorher gemacht?
Das Lädchen gibt es seit März 2015. Ich habe mich vorher beruflich von Projekt zu Projekt gehangelt, war in der Jugendarbeit tätig. In meiner Freizeit habe ich für Freunde und Familie Möbel aufgehübscht, so entstand die Idee der Selbständigkeit.
Wie kam es dazu, dass Du alten Möbeln und Gegenständen wieder neues Leben einhauchst? Hast Du Dir das Handwerk selbst beigebracht?
Eigentlich ist das aus der Liebe (eher Hassliebe) zur Malerei entstanden. Ich war nie zufrieden mit meinen Bildern, mehrte ewig daran rum. Das mag für einen Künstler ein normaler Prozess sein, für mich war das nüscht. Irgendwann ging das dann mit den Möbeln los und was bei den Bildern nicht klappte, funktionierte plötzlich wunderbar. Ok, nun kann man das nicht wirklich vergleichen: Möbel und Bilder, aber ich habe immerhin noch einen Pinsel, Farbe und das Gefühl, da entsteht etwas Individuelles, was dem späteren Besitzer sehr viel Freude bereitet.
Wie kommst Du an Deine Objekte heran und wonach wählst Du sie aus?
Ganz unterschiedlich, ich durchforste das Netz und gehe auf Antikmärkte. Mitunter fahre ich auch mal ein paar Kilometer mehr, wenn mir etwas gefällt. Und es gibt mittlerweile Leute, die mir schöne Dinge im Laden vorbei bringen. Die Möbel müssen in erster Linie mir selbst gefallen. Wichtig ist dann aber auch die Beschaffenheit, wenn ich denke, oje das gute Stück müsste eigentlich schon längst tot sein, dann lasse ich es lieber in Ruhe.
Hast Du einen Tipp für’s Feilschen auf dem Flohmarkt?
Nu glarr. Authentisch sein! Wenn ich krampfhaft auf den Markt renne, nur um möglichst schnell und oft irgendwas runter zu handeln, dann ist das für beide Seiten einfach nur nervend. Man sollte da in erster Linie hingehen, um die Atmosphäre zu genießen. Der AGRA Markt zum Beispiel ist von der Auswahl schon sehr klasse. Und wenn ich mich dann in ein Teil verguckt habe, weiß ich in etwa, was ich bereit bin auszugeben. Dann einfach fragen oder eine Ansage machen, sachlich bleiben und nicht schon vorher rum wundern, dass man das Teil ja sooo toll findet und es zu Hause unbedingt in die und die Ecke muss. Wenn es preislich zu sehr von meinen Vorstellungen abweicht, lasse ich den Handel generell sein. Meistens trifft man sich aber ganz gut in der Mitte.
Wie würdest Du den Stil Deiner Möbel beschreiben? Worauf achtest Du beim Aufarbeiten?
Ich persönlich mag den modernen Landhausstil. Dabei gilt: es muss nicht alles rein weiß sein. Ein paar französische Elemente, wie Blumen oder Schnörkel, nordisch pudrige Grau- oder Pastell-Töne, raueres dunkleres Industriedesign oder auch mal angeschabter Shabby Chic. Wichtig ist mir diesbezüglich die Kombination aus Holz und Papier, ich bringe gerne verschiedene Papiersorten in meine Arbeit mit ein, dadurch haben sie oft eine etwas verspieltere Note als reine Landhausmöbel.
Hast Du ein Lieblingsstück?
Ein Küchenbuffet mit original Glasschütten von 1930. Nicht mehr ramponiert in dunklem Braun, sondern im neuen kreidigen Farbenkleid. Achja und meine Holzetageren in fluffigen, sommerlichen Farben.
Wer ist Deine Kundschaft?
In erster Linie Frauen, die sich im Landhausstil wohl fühlen oder ein Geschenk für jemanden suchen. Mittlerweile auch Kundinnen und Kunden, die ein altes Möbelstück mitbringen und umgestaltet haben möchten.
Warum hast Du Deinen Laden in Leipzig eröffnet? Gab es dabei besondere Herausforderungen?
Weil ich hier lebe, also ganz pragmatisch gedacht. Und weil ich denke, dass es gut ins Stadtbild passt. Die größte Herausforderung war es, einen passenden Laden zu finden.
Die obligatorische Kiss&Tell Frage: Hast Du einen Geheimtipp für Leipzig bzw. wo lässt Du mal die Seele baumeln?
Ich liebe das AGRA Messegelände nicht nur zu den Besuchszeiten, sondern auch ganz still, wenn mal nix los ist. Auf jeden Fall ein Picknick oder eine Fahrradfahrlernstunde für meinen Sohn wert. Auch der angrenzende AGRA Park war nicht umsonst Park des Jahres der Stadt Leipzig 2014.
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