Gastbeiträge von den Schülern der Rahn Schule
Als wir vor ein paar Monaten eine Anfrage von der Leipziger Rahn Schule bekamen, ob wir nicht Lust hätten sie im Rahmen der Projektwoche an der Schule zu besuchen und den Schülern zu zeigen, was man als Blogger so macht, mussten wir nicht lange überlegen. Die Idee, den Kids unsere Arbeit und vor allem die kreative Szene Leipzigs näher zu bringen, gefiel uns und schnell entstand der Plan, ihnen nicht nur etwas zu erzählen, sondern sie gleich richtig zu involvieren.
Diese Woche war es dann soweit und 15 Schüler der 7. bis 9. Klasse haben gelernt, was es heißt einen Blog zu betreiben. Aufgeteilt in drei Gruppen bereiteten sich die Kids auf ein echtes Interview mit Leipziger Local Heroes vor und waren dann auch selbst vor Ort, um ihre Fragen zu stellen und Bilder aufzunehmen. Später ging es dann an’s Bearbeiten der Texte, die Auswahl der Bilder und die Erstellung des Layouts. Es hat uns großen Spaß gemacht, gemeinsam mit den Schülern unsere Stadt zu erkunden und wir freuen uns nun, die drei fertigen Beiträge bei uns auf dem Blog zu präsentieren!
Kettenreaktion
Bericht 1 von Josephine, Sinan, Milutin, Lisane und Felix aus der 9c, gemeinsam mit Frau Kasimir
Es ist Montagmorgen und wir starten gemeinsam mit den Mädels von Kiss & Tell in das Projekt „Leipzig heute: Junge Kreative erobern die Stadt“. Wir erfahren, dass es drei Themen zur Auswahl gibt und entscheiden uns für die Jungs vom Fahrradladen Kettenreaktion. Am Dienstag ist es soweit, wir machen uns auf den Weg, um die Jungs zu interviewen. Wir sind sehr gespannt, mal eine andere Seite von Leipzig kennen zu lernen. Gegen 12 Uhr betreten wir das Geschäft und werden freundlich von Inhaber Max und seinem Hund begrüßt. Jetzt wollen wir wissen, was macht diesen Laden aus?
Wie seid ihr auf die Idee und den Namen für den Laden gekommen?
Willi und Basti sind gelernte Zweiradmechaniker. Ich bin Einzelhandelskaufmann und habe meine Lehre in einem Fahrradladen gemacht. Auf den Namen sind wir durch Brainstorming gekommen. Das Beste, das uns eingefallen ist, war Kettenreaktion.
Was ist das Besondere an eurem Laden?
Wir sind jung, serviceorientiert und fair. Außerdem können sich die Kunden bei uns ein individuelles Fahrrad zusammenstellen lassen.
Seid ihr alle drei gleichberechtigt?
Man kann es so oder so sagen, entweder wir sind alle drei Chefs oder keiner. (schmunzelt)
Welche Arten von Fahrrädern bietet ihr an?
Tourenräder, Stadträder, Trackingräder, Reiseräder…also vor allem Räder zur Fortbewegung. Ansonsten restaurieren wir auch alte Fahrräder, z.B. aus den 60er Jahren.
Wie bezahlt macht sich eure Arbeit wirklich?
Wir kommen bis jetzt gut über die Runde. Aber wir arbeiten meist mehr, als wir verdienen. Das nehmen wir in Kauf, denn wir haben es uns ja so ausgesucht. (lacht)
Seid ihr schon seit euer Kindheit Fahrradfans?
Ja! Früher sind wir Downhill und BMX gefahren, aber jetzt bleibt kaum noch Zeit, zu viel Arbeit. (lacht) Wir machen aber gerne im Urlaub Radtouren und testen dabei auch unsere selbst zusammengestellten Räder.
Welche Ideen habt ihr für die Zukunft?
Wir werden natürlich weiterhin arbeiten und werkeln. Aber wir wollen uns jetzt nicht unbedingt schon wieder vergrößern. Schließlich sind wir ja erst umgezogen. Wir glauben nicht an ewiges Wachstum, wichtig ist es, eine stabile Basis zu haben.
Sind die Fahrräder, die ihr gestaltet, für euch Kunstwerke?
Ja, besonders die Räder, die wir restaurieren. Da glänzen schon manchmal die Augen. (lacht)
Wo ist eure Lieblingslocation in Leipzig?
Ja, es gibt viele schöne Orte und Kneipen, vor allem in Connewitz. Ich persönlich mag auch den Wald, wo ich jeden Morgen vor der Arbeit mit meinem Hund unterwegs bin.
Habt ihr noch einen Geheimtipp für uns?
Mhm, einen Geheimtipp? Die Frau Krause ist schon was Besonderes, total lauschig und so ein bisschen wie eine DDR- Kneipe. Man trifft nette Leute, auf jeden Fall sehr gemütlich.
Vielen Dank für das Interview!
Als wir zurück zur Schule laufen, sind wir voller neuer Eindrücke und fühlen uns wie richtige professionelle Blogger. Vor allem das Interviewen und Fotografieren fanden wir voll cool. Wir haben gesehen: Auch heute gibt es in Leipzig noch viel Neues zu entdecken.
Die Leute hinter den Produkten sind am spannendsten – Ein Besuch im Laden VIELFACH
Bericht 2 von Katha, Sini, Ali, Goi und Mara aus der 7a, gemeinsam mit Franzi
Für einen Tag Bloggerin und wir sind überzeugt! 😉
Als wir von dem Laden VIELFACH, der im April 2013 eröffnet wurde, hörten, stellten wir uns zuerst etwas ganz anderes vor. Dann kamen wir dort an und waren sofort fasziniert. Es war ein kleiner süßer Laden mit den verschiedensten Dingen, von Babysachen und Schmuck bis zu Fotografien und kleinen Möbeln. Im Laden gab es zum Beispiel selbst bedruckte Strümpfe vom Label popett77, außerdem kleine Kommoden von Feinschliff und besonderen Schmuck aus Naturmaterialien.
Die Inhaberin Simone Stephan und ihre Mitarbeiterin Susan Pühn machten von vorneherein einen sehr freundlichen und herzlichen Eindruck auf uns. Zuerst guckten wir uns im Laden um und staunten zum Teil über manch außergewöhnliche Kunstwerke und Produkte.
Als wir anfingen, die vielen Fragen zu stellen, erzählten uns die beiden, dass sie normalerweise sehr nervös vor Interviews sind. Wir haben es allerdings nicht gemerkt. Es hat uns viel Spaß gemacht, dieses Gespräch zu führen, denn die beiden Frauen antworteten offen und erzählten viele spannende Geschichten. Es war beeindruckend zu hören, wie sehr ihnen ihr Beruf und die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Künstlern und Designern Freude bereitet. Als wir sie darauf ansprachen, ob es zu einigen Produkten auch Geschichten gibt, erzählte uns Simone Stephan: „Ja, aber die Leute hinter den Produkten sind immernoch am spannendsten“.
Die Inhaberin hat seit 10 Jahren auch einen anderen Laden, in dem sie Kindermode verkauft. Dort sammelte sie erste Eindrücke und Erfahrungen und hatte dann den Wunsch, auch andere Dinge zu verkaufen. So entstand der Laden VIELFACH. In dem Geschäft verkaufen sie Produkte von rund 100 verschiedenen jungen Künstlern und Designern. Von diesen nahmen sie anfangs alle Produkte und Kunstwerke an. Mittlerweile gehen sie danach, was den Kunden und auch ihnen selbst gut gefällt. Ihre Kunden sind völlig verschieden, vom Schüler bis zur Oma und am Wochenende Touristengruppen sind alle dabei. Den Käufern ist die Qualität der Produkte wichtig. „Leute, die im VIELFACH einkaufen, gehen nicht zu H&M, weil sie wissen was Arbeit ist“, meinte Simone Stephan.
Wir können uns vorstellen, dass ein solcher Laden viel Arbeit bedeutet und es nicht immer leicht ist, genug Zeit für die Familie zu haben. Wir fragten die beiden und erfuhren, dass es für sie kein Problem ist, Privatleben sowie Job unter einen Hut zu bekommen. Simone und Susan sehen ihren Job nicht als 9 Stunden Arbeit, sondern es macht den beiden Spaß, den Laden zu betreiben. Außerdem stehen ihre Familien hinter ihnen.
Als wir den beiden die obligatorische Kiss&Tell Frage stellten, ob sie einen Geheimtipp oder einen Lieblingsort in Leipzig haben, meinten beide einstimmig, dass der Palmengarten sehr empfehlenswert sei, obwohl er oft übersehen wird.
Der Tag ging für uns mit einer neuen, interessanten Erfahrung zu Ende. Es war beeindruckend und gleichzeitig sehr inspirierend zu erfahren, wie das Leben eines Bloggers bzw. einer Journalistin ist.
Auf den Spuren von Malerin Lee D. Böhm
Bericht 3 von Jessi, Vicky, Alina, Lea und Theresa aus der 9c gemeinsam mit Steffi
Heute haben wir die Malerin Lee D. Böhm in ihrem Atelier besucht, da Sie uns in unserem Projekt vorgestellt wurde. Wir fünf Mädels von der Rahn Oberschule wählten dieses Jahr in der Projektwoche zu dem Thema 1000 Jahre Leipzig, Kiss & Tell mit Steffi und Franzi. Die beiden Mädels gaben uns drei kreative Themen zur Auswahl, wir wählten das Interview über die Malerin Lee D. Böhm. Nun zeigen wir euch einen kleinen Einblick in ihr Künstlerleben in Leipzig.
Liegt Ihnen das Künstlerische im Blut? Bzw. kommen Sie aus einer Künstlerfamilie?
Tatsächlich komme ich nicht aus einer Künstlerfamilie. Trotzdem male ich, seitdem ich einen Stift halten kann. Klar geworden ist es mir mit fünf Jahren, als ich im Kindergarten ein Bild von einem Faschingskostüm gemalt habe und ich mich mit den anderen Kindern verglichen habe.
Wo haben Sie Ihr Handwerk gelernt?
Ich habe an der Hochschule für Grafik und Buchdruck in Leipzig Grafikdesign und Illustration studiert und Malerei und Grafik im Meisterschülerstudium.
Sie haben ja gesagt, dass Sie sich nach der Geburt Ihrer Tochter selbstständig gemacht haben, wie lief das genau ab?
Das war 2008, da habe ich am Tag dreieinhalb Stunden Zeit gefunden, um zu malen. Nachdem meine Tochter 2011 in die Schule kam, konnte ich mich voll und ganz meinem Beruf als Malerin/Grafikerin widmen. Mit dem Schritt in die Öffentlichkeit begann der Kontakt zu Käufern und Sammlern, welche mir sehr wichtig sind. Sie erlauben mir, meine Arbeit fortzuführen.
Uns interessiert Ihr Malstil, wie würden Sie diesen beschreiben?
Ich male klassisch und eher figurativ mit Ölfarben auf Leinwand oder Holz. Momentan experimentiere ich mit Mischtechnik, um die Leuchtkraft der Bilder zu steigern. Für Druckgrafiken nutze ich häufig die Radierung oder mehrfarbige Linolschnitte. Davor habe ich viel mit digitalen Techniken gearbeitet, bin aber davon abgewichen, da es mich nicht gereizt hat und ich lieber etwas zum Anfassen brauche.
Würden Sie sagen, dass Sie Ihre Emotionen in Ihren Bildern verarbeiten?
Ich würde sagen ja, wahrscheinlich sogar sehr starke Emotionen, aber indirekt und verpackt in Geschichten.
Kommt es denn auch mal vor, dass Sie eine kreative Blockade haben?
Eigentlich nie und wenn, dann gehe ich mit Disziplin dagegen vor. Mein Problem ist eher, dass ich eine Perfektionistin bin, daher fürchte ich, dass ich mir zu viel vornehme und dem nicht gerecht werde. Deshalb teile ich mir die Arbeit in kleine Stücke ein, um nicht den Überblick zu verlieren und alles in Ruhe abzuarbeiten.
Haben Sie einen bestimmten Lieblingskünstler, von dem Sie sich inspirieren lassen oder mit dem Sie sich vergleichen?
Ehrlich gesagt, kann ich das gar nicht genau sagen, da ich viele Lieblingskünstler habe, z.B. Peter Paul Rubens, Tilo Baumgärtel und natürlich den Leipziger Künstler Neo Rauch.
Können Sie sagen, dass Sie ein Lieblingsbild haben, das Sie von sich am meisten schätzen?
Ja, das kann ich, es heißt der „Der Kuss“. Die Fertigstellung des Bildes hat ein Jahr gedauert.
Gibt es aktuell eine Ausstellung von Ihnen?
Ich hatte letztes Jahr sechs Ausstellung absolviert und habe jetzt Zeit neue Werke zu produzieren. Aktuell bin ich gerade dabei, ein Buch zu illustrieren, welches im März auf der Buchmesse erscheint. Übrigens würde ich mich freuen, wenn ihr mich dort mal besuchen kommt.
Sehr gerne, jetzt noch mal eine andere Frage die uns interessiert: Trifft das typische Künstlerfrühstück wie man es kennt, also mit Croissant und einer Zigarette, auch auf sie zu?
(lacht) Nein, für mich ist das eher ein Klischee, denn ich rauche nicht.
Und nun zum Schluss noch die obligatorische Kiss & Tell Frage: Haben Sie einen Geheimtipp für uns? – einen Ort oder ein Café, wo Sie gern entspannen?
Ich verbringe gerne meine Freizeit in den Parks und an den umliegenden Seen von Leipzig. Gelegentlich esse ich im vietnamesisches Restaurant An Nam auf der Gottschedstraße.
Vielen Dank für das interessante Interview, wir fanden den kleinen Einblick in das Leipziger Künstlerleben sehr eindrucksvoll und inspirierend. An dieser Stelle möchten wir uns bei Lee D. Böhm bedanken, dass sie sich für uns Zeit genommen hat und natürlich auch bei Steffi und Franzi für diese tolle Woche.
Mathieu
Schöne Geschichten habt ihr mitgebracht.