Im Gespräch mit Rebecca vom nachhaltigen Heimtextil Start Up cradle studio
Wusstet ihr, dass wir rund ein Drittel unseres Lebens im Bett verbringen? Eine ganz schön lange Zeit, oder? Kein Wunder also, dass sich Rebecca Zervas, Gründerin von cradle studio, einer nachhaltigen und modernen Textilbrand, für Bettwäsche und kuschelige Decken als Produkte für ihre allererste Kollektion entschieden hat. Doch damit nicht genug, mit der Zeit sollen von Handtüchern bis zu Wäschebeuteln sämtliche Heimtextilien für ein schönes, gemütliches und zeitgemäßes Zuhause nachziehen.
Eine besondere Rolle spielt dabei Nachhaltigkeit. Dass wir darauf noch immer extra hinweisen müssen, zeigt, dass noch lange nicht alle Unternehmen Wert auf einen fairen Umgang Mensch und Natur gegenüber bei der Herstellung ihrer Produkte legen. Zum Glück ist dieses Bewusstsein und der Anspruch, es besser zu machen, bei vielen jungen Start Ups von Beginn an verankert. Auch für Rebecca war klar, dass sie eines der Unternehmen gründen möchte, die nachhaltig als das neue normal etablieren.
Im Interview verrät sie, was genau Nachhaltigkeit für sie bedeutet, mit welchen überraschenden Herausforderungen sie und Head of Marketing Antonia Eberhardt bei der Gründung von cradle studio zu kämpfen hatten und welches ihre ganz persönliches Lieblingsstücke aus der ersten cradle studio Kollektion sind.
Rebecca, ein halbes Jahr lang habt ihr an deiner Brand gearbeitet. Was war die größte Herausforderung mit der ihr vorab so nicht gerechnet habt?
Wir hatten und haben fast täglich überraschende, kleinere Herausforderungen, das ist aber ganz normal bei einem Start-Up, da bleiben wir relativ entspannt. Eine doch überraschend große Herausforderung war für uns die logistische und technische Umsetzung eines für uns eigentlich sehr simplen Konzeptes – die individuelle Kissenauswahl bei den Bettwäsche Sets in unserem Online Shop.
Natürlich war auch Corona ein sehr großes Thema – Events, Messen oder auch einfach das Knüpfen neuer Kontakte in Persona blieben uns länger als gedacht verwehrt und sind gerade für ein sehr junges Start-up unglaublich wichtig. Wir denken jedoch, dass uns die größte Herausforderung jetzt bevorsteht – ohne Influencer Status oder einem großen Konzern im Rücken auf uns aufmerksam zu machen. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass unsere Brandphilosophie und Produkte für sich sprechen und wir so organisch wachsen werden, wenn die erste Hürde einmal geschafft ist.
Was bedeutet euer Name cradle studio und wofür steht er?
Cradle ist ein kleines Wortspiel, aus dem Englischen übersetzt bedeutet der Name Wiege. Angelehnt an das Nachhaltigkeitskonzept Cradle-to-Cradle (von welchem wir viele Punkte aufgreifen, wie die Verwendung natürlicher Materialien, den Verzicht auf Plastik, eine schadstofffreie Produktion sowie die Upcycling Vision unserer Textilien) verstehen wir für uns Cradle als Wiege der Natur. Gleichzeitig verbinden wir das Wort mit Geborgenheit. Wir möchten, dass unsere Produkte ein Zuhause so gemütlich machen, dass man sich so wohl fühlt wie in seiner Kinderwiege damals.
„Wir möchten, dass unsere Produkte ein Zuhause so gemütlich machen, dass man sich so wohl fühlt wie in seiner Kinderwiege damals .“
Was ist euer beruflicher Background und wie habt ihr zusammengefunden?
Ich bin seit vielen Jahren in das Unternehmen meiner Familie, der Produktion von Heimtextilien, involviert und habe immer wieder in anderen Unternehmen Erfahrungen in den Bereichen Marketing und Beratung gesammelt, bevor ich meinen Master in Management an der WHU beendet habe.
Die Legitimation einer nachhaltigen Brand im Heimtextilbereich, welche nicht nur einen Nischenmarkt anvisiert, sondern in erster Linie schöne und qualitativ hochwertige Textilien anbietet, die in jedes Zuhause passen als Alternative zu Zara Home und Co. wurde mit der Zeit immer präsenter. Toni und ich kennen uns durch ihren Bruder, mit dem ich zusammen studiert habe – als ich ihr bei einem Kaffee von der Gründung und dem Brandkonzept erzählt habe, war sie sofort Feuer und Flamme und im Prinzip einen Kaffee später dabei. Sie war zu dem Zeitpunkt fast fertig mit ihrem Mode- und Designmanagement Studium an der AMD und hat nebenbei für ein Start-Up gearbeitet – daher kannte sie den chaotischen Alltag bereits ganz gut, der auf uns beide danach eingebrochen ist.
Auf eurer Homepage schreibt ihr, ihr seid mit einem Familienunternehmen aus der Heimtextilproduktion aufgewachsen. Inwiefern hat das euren Start beeinflusst bzw. erleichtert?
Unser Start wurde dadurch natürlich deutlich erleichtert, da wir so die außergewöhnliche Möglichkeit haben, heutigen Zeitgeist mit jahrzehntelanger Produkterfahrung zu kombinieren. Wir können zum Beispiel auf das Wissen zurückgreifen, welche Stoffqualitäten sich bewährt haben und besonders beliebt bei den Konsumenten sind, da sind echte Erfahrungswerte ein unglaublich toller Startpunkt.
Unsere Produktion ist spezialisiert auf qualitativ besonders hochwertige Textilien und hat schon immer aus eigener Überzeugung auf Respekt gegenüber Mensch und Natur geachtet. Es ist sehr schön, die tollen Werte von Fair Cotton über die Bienenstöcke bis hin zu der neuen Solaranlage mit einer eigenen Brand zu kommunizieren.
Ihr startet mit Bettwäsche und Decken. Wieso ausgerechnet mit diesen Produkten und worauf können wir uns noch freuen?
Wir alle verbringen rund ein Drittel unseres Lebens im Bett – für uns war das als Heimtextilmarke der wichtigste Startpunkt in einem Zuhause. Zum einen sehen wir das Schlafzimmer als das Zentrum der Geborgenheit und zum anderen hat Bettwäsche einfach so viel Kontakt mit unserer Haut, dass es sich hier wirklich lohnt, in Qualität zu investieren.
Die Decken als zusätzliches Launch-Produkt sind aus einer spontanen Unterhaltung entstanden. Wir wollen für wirklich jede Situation die Ausstattung für einen erholsamen Schlaf bereitstellen – daher kommt auch die Überschrift Nap Time bei den Decken.
„Zum einen sehen wir das Schlafzimmer als das Zentrum der Geborgenheit und zum anderen hat Bettwäsche einfach so viel Kontakt mit unserer Haut, dass es sich hier wirklich lohnt, in Qualität zu investieren.“
In der Zukunft freuen wir uns darauf, unser Sortiment mit sämtlichen Heimtextilprodukten von Reisewäschebeuteln bis hin zu Handtüchern über die Zeit stetig zu erweitern und so die Go-To Marke im Heimtextilbereich zu werden für nachhaltige Qualitätsbasics in wunderschönen Farben, bei denen Preis/Leistung einfach stimmt.
Was unterscheidet eure Bettwäsche von z.B. den Klassikern von Ikea?
Von großen, günstigeren Playern im Markt unterscheiden wir uns in erster Linie im Bereich Qualität. Wir sehen uns allerdings bewusst auch nicht in direkter Konkurrenz mit diesen Unternehmen, da sie andere Kundenbedürfnisse abdecken. Wir freuen uns allerdings sehr, dass sich beim Thema Nachhaltigkeit auch hier einiges getan hat in den letzten Jahren.
„Hinter diesem Unternehmen steckt die Motivation junger, kreativer Köpfe, die bei jedem Detail überlegen, wie man es ein bisschen besser machen kann.“
Von Marken mit ähnlichen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsansprüchen unterscheiden wir uns in der Liebe zum Detail. Unsere Dankeskarten können zu Sonnenblumen aufblühen, unsere Bettwäsche ist verpackt in wunderschönen Kissenhüllen aus 100% Baumwolle, die als Kissen oder Beutel wiederverwendet werden können, die Produkte werden klimaneutral in innovativen Graskartons versendet – letztendlich steckt hinter diesem Unternehmen die Motivation junger, kreativer Köpfe, die bei jedem Detail überlegen, wie man es ein bisschen besser machen kann.
Die Designs sind mit wunderschönen Farben, aber z.B. ohne Muster sehr schlicht gehalten. Wie ist hier euer Ansatz?
Simpel gesagt – wir möchten als Brand Produkte anbieten, die in jedes Zuhause passen und gerne mit gutem Gewissen gekauft werden können.
Unser Design ist die Kombination aus wunderschön subtilen Farbnuancen und der Qualität unserer Stoffe – wie sie glänzen oder sich anfühlen, das Garn, die Webart, die Verarbeitung der Nähte – schlicht kann unglaublich schön sein. Und natürlich auch super kombiniert werden.
Der Begriff « Nachhaltigkeit » gehört mittlerweile ja schon fast zum guten Ton eines Unternehmens. Was genau bedeutet er für euch?
Für uns sind Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen bei der Herstellung unserer Produkte Kernbestandteil unseres Unternehmens. Wir achten bei jedem Schritt unseres Wertschöpfungsprozess auf verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber Mensch und Umwelt, selbst bei für den KonsumentInnen nicht unbedingt sichtbaren Details wie unseren Visitenkarten aus recyceltem Cotton agieren wir aus Überzeugung nachhaltig.
Natürlich möchten und müssen wir das auch kommunizieren, letztendlich sehen wir diese Punkte aber als selbstverständlich und möchten ein Teil der Unternehmen sein, die Nachhaltigkeit als das neue Normal etablieren.
„Wir möchten ein Teil der Unternehmen sein, die Nachhaltigkeit als das neue Normal etablieren.“
Wie ist eure Aufgabenverteilung intern? Wer ist wofür zuständig?
Toni ist unser Head of Marketing und daher seit dem Launch in der Verantwortung für Social Media, Content, Shootings und Kooperationen.
Als Managing Director bin ich mehr mit dem allgemeinen Management, den Finanzen, der Produktion, Preisverhandlungen etc. beschäftigt.
Wir haben immer neue, spannende Aufgaben vor uns und arbeiten letztendlich in durchgängigem Austausch miteinander, vor allem bei dem Thema Produktinnovation – daran haben wir beide aber auch einfach sehr viel Spaß.
Welchen Tipp würdet ihr GründerInnen mitgeben, die auch in die Textilbranche wollen?
Vom Garn bis zur Abschlussnaht ist die Produktentwicklung bei Textilien ein unglaublich interessanter Prozess, allerdings auch ein sehr langwieriger – dabei ist eine sehr klare und informierte Vision des Endproduktes unglaublich wertvoll.
Ansonsten sind wir selbst noch sehr frisch, stellt uns diese Frage gerne in einem Jahr wieder, da haben wir sicher eine sehr interessante Antwort parat.
Habt ihr ein ganz besonderes Lieblingsstück? Wenn ja, welches ist es und warum?
Mein Lieblingsstück ist die kuschelige Strickdecke. Das erste Sample von der Decke in der Farbe Warm Stone wird immer noch täglich von mir benutzt – ich liebe einfach, wie weich und groß sie ist.
Ich habe Toni eben gefragt, sie kann sich wirklich beim besten Willen nicht entscheiden, welche Bettwäsche ihr am meisten gefällt, allein weil die Farben einfach zu schön sind, um eine zu wählen.
Im Bett nur schlafen oder auch essen, chillen, arbeiten…? Welcher Typ seid ihr?
Im Bett schlafe ich eigentlich nur, aber dafür so unglaublich gerne, dass es mein absoluter Lieblingsplatz in der Wohnung ist. Ich chille grundsätzlich auch sehr gerne im Bett, nur besteht da eben eine sehr hohe Gefahr, dass ich direkt einschlafe (haha).
Toni meint, ihr geht es da ähnlich, Netflix wird aber auch ganz gerne mal am Wochenende morgens angemacht, bevor der Tag richtig startet.
Vielen Dank für das spannende Interview, Rebecca, und viel Erfolg weiterhin für euer Start-Up!
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