„Und, seid ihr schön erholt?“ Hmm, lasst mich kurz überlegen und unseren Urlaub auf Maderia in wenigen Worten resümieren:
Spielplätze statt Sehenswürdigkeiten, Familienhotel statt schickes Apartment und Toben am Pool statt Wellness und Me-Time.
„Wir sollten es nicht Urlaub, sondern Reisen mit Kindern nennen“, schrieb eine Mama aus der LAYERS Community auf Instagram und ja, dieses Finetuning der Formulierung kann vielleicht schon für weniger euphemistische Annahmen über das Unterwegs sein mit Kind und Kegel sorgen.
Versteht mich nicht falsch: Ich möchte hier nicht meckern. Mit meiner kleinen Familie zu Reisen und meinem Sohn die Welt zu zeigen, macht mich jedes Mal auf’s Neue glücklich und vor allem bin ich dankbar dafür, dass wir überhaupt die Möglichkeit und das Privileg haben, regelmäßig in den Urlaub zu fahren auf Reisen zu gehen und den Alltag für ein paar Tage hinter uns zu lassen.
Die Sehnsucht nach Erholung ist auch durchaus vorhanden und zahlreiche Instagram Travel Couples leben uns doch vor, dass man entspannt unter Palmen mit dem Kokusnuss-Cocktail in der Hand chillen kann, während die Kids friedlich im Sand vor sich hin buddeln und dann im Schatten besagter Palmen einen ausgedehnten Mittagsschlaf machen.
Kann natürlich alles so passieren und wenn eure Urlaubsrealität so aussieht: Herzlichen Glückwunsch! Eine kurze Umfrage auf dem LAYERS Instagram Account hat ergeben: Bei vielen verhält es sich ein wenig anders:
„Urlaube mit Kind haben nichts mehr mit dem zu tun, wie man vor dem Nachwuchs Urlaub gemacht hat. Es sind zweifellos trotzdem großartige Reisen, aber von dem früheren Reisegefühl muss man sich für ein paar Jahre verabschieden, damit man diese neue Art zu Reisen auch schätzen kann.“ @rosa.krokodil
„Zwei Zwerge zu betreuen hat wenig mit Urlaub zu tun. Selbst Camping war ganz schön aufreibend. Und Hotels mit stundenweiser Kinderbetreuung kosten (nun allein gezahlt) einfach zu viel.“ @janine_baileo
„Puh das Thema Urlaub, ich komm immer nur erschöpfter zuhause wieder an 😂 Unser Kind wird auch irgendwie immer krank im Urlaub.“ @sopharie
„Wir können es nicht „Urlaub“ nennen, sondern „Reisen mit Kindern“. […] Mit den eigenen Kindern die Welt zu entdecken, ist wunderschön, aber eben so gar nicht erholsam.“ @frkrmr
Fairerweise muss ich zugeben, dass viele von euch auch von erfreulichen Erlebnissen und praktischen Erfahrungen berichtet haben und dass das Reisen mit Kind natürlich auch positive Nebeneffekte wie Entschleunigung und sich neu ergebende Perspektiven mit sich bringen kann. Ist ja klar, sonst wäre es ziemlich masochistisch von uns Eltern uns das Ganze immer wieder anzutun und dafür auch noch zu bezahlen.
Was meiner Meinung nach die Lösung ist (und anwendbar in erstaunlich vielen Bereichen des Lebens): die eigenen Erwartungen hinterfragen.
Klar, wenn ich zurückdenke an relaxte Wellness-Wochenenden mit den Mädels oder romantische Städtetrips mit meinem Freund, gibt das meinem Hirn und Herz Futter zum sentimental werden. Doch die bekannten und vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes bequemen Erlebnisse können nicht Anspruch an die neue Lebenssituation sein. Die, wenn man die Veränderung einmal akzeptiert hat, wunderschön, wild, liebevoll und einfach großartig sein kann.
Auch, wenn es zeitweise anstrengend ist, versuche ich das Positive zu sehen und die intensive Zeit mit meiner Familie an einem anderen Ort als das zu betrachten, was sie in erster Linie ist: Ein unfassbar wertvolles Geschenk und sehr wahrscheinlich Grundlage für einige der schönsten Erinnerungen meines Lebens. (Entschuldigt den Pathos, aber so fühlt man eben als Eltern.)
Maderia mit Kleinkind
Nach dieser ausführlichen Einleitung gibt es nun meine persönlichen Eindrücke aus Madeira. Dass dieses Reiseziel für eine Familie mit kleinem Kind nicht so geeignet sei, haben wir im Vorfeld nicht nur einmal gehört. Aber auch hier greift mein Tipp von oben: die eigenen Erwartungen überprüfen und Ansprüche an eine Reise priorisieren.
Wer kilometerlange Sandstände wie in Griechenland oder versteckte Badebuchen wie in Kroatien sucht, der wird auf Madeira nicht fündig.
Für alle, die sich gern bewegen und wandern und die aufregende Erkundungstouren in märchenhaften Landschaften unternehmen wollen, ist die portugiesische Insel ein hervorragendes Ziel – sogar mit kleinem Kind.
The Views Oasis Familienhotel in Caniço
Mit Familienhotels ist es für mich wie mit jeder neuen Taylor-Swift-Platte: Erst denke ich, ich bin zu cool dafür, dann höre ich doch kurz rein und am Ende singe ich laut die komplette Playlist unter der Dusche.
Früher hätte ich mir nicht vorstellen können, einmal freiwillig in ein Hotel für Familien einzuchecken. Heute mache ich es nicht nur aus freien Stücken, sondern auch mit großer Dankbarkeit, dass es solche Angebote gibt.
Nach dem vierstündigen Flug ab Berlin, den wir dank Stickerbuch und ausreichend Snacks ohne größere Zwischenfälle gemeistert haben, geht es mit dem Taxi in nur 25 Minuten direkt zum Hotel. Im großzügigen Familienzimmer mit Meerblick werden nicht nur die großen Gäste mit Wein und Käse, sondern auch der kleine Gast mit Malsachen und Obst begrüßt. Ein guter Start!
Großer Pluspunkt: Im Zimmer ist alles vorhanden, was man mit Baby oder Kleinkind gebrauchen, aber nicht von zu Hause mitschleppen kann: Vom Kinderbett über die Badewanne und den Toilettenaufsatz bis hin zum Hochstuhl und Fläschchensterilisator.
Richtig genossen haben wir die Halbpension. Uns nicht wie im Alltag um mehrere Mahlzeiten kümmern zu müssen, weder einzukaufen und vorzubereiten noch danach aufzuräumen und abzuwaschen, war ein echter Segen. Noch dazu war das Buffetessen frisch, vielfältig und mit extra Gerichten für die Kids auch wirklich familienfreundlich.
Besonders mochte unser Spatz den kleinen Spielplatz mit Trampolin und die Kinderecke mit Spieltisch, Mal- und Bastelsachen und wechselnden Aktionen für die Kids.
Wenn es einen Nachmittag mal geregnet hat – was auf Madeira gerade im Winter durchaus passieren kann – haben wir im flachen Indoorpool geplantscht und mein Freund und ich konnten sogar abwechselnd die Sauna oder den Sportraum nutzen.
Fazit: Das The Views Oasis in Caniço war für unseren Urlaub auf Madeira das perfekte Hotel für uns. Die Angebote für Familien mit Kindern haben für uns viele Situationen entspannt und die Atmosphäre im Hotel war durch das sympathische Personal einfach herzlich und familiär. Ihr findet The Views Oasis über alle bekannten Hotelplattformen und über deren eigene Homepage. Schaut gern auch mal auf Instagram vorbei.
Wandern mit Kind auf Madeira
Bekannt ist Madeira für seine zauberhafte, vielfältige Natur und spektakulären Landschaften, die es via zahlreicher Wanderrouten zu erkunden gilt. Ob das eine gute Idee ist, wenn man mit kleinem Kind unterwegs ist? Wir finden schon. Den Kinderwagen haben wir bewusst zu Hause gelassen und uns stattdessen von LAYERS Autorin und Reiseexpertin Pia eine Kraxe geborgt.
Hoch oben auf Papas Rücken konnte der Mini gemütlich sitzen und hatte alles im Blick während wir durch dschungelgleiche Wälder und an Wasserfällen entlang gewandert sind.
Die richtig langen und anspruchsvollen Routen haben wir weggelassen und uns stattdessen überschaubare Ziele gesetzt. Und wir haben festgestellt: Nicht wenige Eltern kamen uns ebenfalls mit Kraxe oder Trage, selten Buggy, entgegen. Madeira mit Kind ist also – zumindest solange sich die Mäuse noch tragen lassen – absolut kein No-Go.
Zwei Wandergebiete, die wir sehr empfehlen können sind Rabaçal und Queimadas.
Im Rabaçal haben wir zuerst im wunderbar urigen Nature Spot Café Halt gemacht und uns mit Zitronenkuchen, Kaffee und Blick ins scheinbar unendliche Grün gestärkt. Danach ging es mitten hinein in den verwunschenen Lorbeerwald, entlang der Levada, einem ebenerdigen Wasserlauf, bis zum Risco-Wasserfall, den wir über uns von einer kleinen Natursteinterrasse aus bestaunen konnten. Die längere 25-Fontes-Wanderung haben wir uns für’s nächste Mal aufgehoben; schließlich wird das nicht unsere letzte Reise nach Madeira gewesen sein.
Bei der Queimadas Wanderung wartete das erste Highlight bereits direkt neben dem Parkplatz. Am märchenhaften Forsthaus schnatterten ein Dutzend Gänse und Enten in einer kleinen Teichanlage. Außerdem schnurrten uns Kätzchen um die Beine und es war gar nicht so leicht, den Mini zum Loslaufen zu bewegen. Einmal in der Kraxe ging es dann doch zügig voran. Auch hier liefen wir wieder eine abenteuerliche Route entlang einer Levada und zum Teil durch Wasserfälle hindurch. Solltet ihr hier auch wandern wollen, empfehlen wir euch auf jeden Fall wasserfeste Kleidung und sicheres Schuhwerk. Nach circa einer Stunde erreicht man einen Tunnel an den sich danach mehrere anschließen. Wir haben nach dem ersten kehrt gemacht, um auch den Rückweg ohne Probleme zu meistern.
Strände auf Madeira
Eine riesige Auswahl an Sandstränden hat man nicht auf Madeira. Wir sind dennoch fündig geworden und konnten mit unserem Spatz mehrere tolle Nachmittage am Meer verbringen. Ein großer Vorteil für uns war mit Sicherheit unsere Reisezeit in der Nebensaison (Februar), da wir so oft allein oder mit wenigen anderen Menschen am Strand waren. In der Hauptsaison sieht das vermutlich anders aus.
Der Praia de Machico ist geschützt durch eine Steinmole und punktet mit feinem, hellen Sand und einem flachen Zugang ins Meer. In der Nähe gibt es mehrere Restaurants und Cafés und einen kleinen Hafen zum Boote gucken. Für Familien absolut empfehlenswert.
Am Praia do Porto do Seixal haben wir nach der Wanderung im Rabaçal ebenfalls eine gute Zeit verbracht. Die Besonderheit hier ist der schwarze Sand, der aus vulkanischem Gestein entstand. Die wolkenverhangenen grünen Berge der Umgebung sorgten für eine postkartengleiche Kulisse und der breite Strand bot genug Platz zum Toben und Buddeln.
Unterwegs in Funchal
Madeiras Hauptstadt Funchal haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Als wir da waren, wurde gerade mit einem großen Straßenfest Karneval gefeiert, aber auch sonst scheint hier immer viel los zu sein. Durch die Straßen bummeln, Pastel de Natas naschen und am Hafen Schiffe beobachten – mindestens einen Tag sollte man für Funchal einplanen.
Besonders sehenswert ist die historische Altstadt mit ihren schmalen Gassen und bunten Türen.
Seit 2011 werden die Türen im alten Fischerviertel von KünstlerInnen aus aller Welt gestaltet. Eine genaue Übersicht, welche Werke wo zu finden sind, gibt es hier.
Ein aufregendes Highlight in Funchal ist außerdem die Fahrt mit der Seilbahn von der historischen Altstadt bis hoch nach Monte. Oben angekommen, haben wir den Jardim Tropical Monte Palace besucht, einen tropischen Garten, der laut Presseberichten (z.B. Condé Nast Traveller) zu den schönsten Anlagen weltweit gehört. Uns hat die Gestaltung ein wenig an Quinta da Regaleira in Sintra bei Lissabon erinnert und hätte uns nicht der Mittagsschlaf vom Mini das Zeitfenster verkürzt, hätten wir hier vermutlich den gesamten Tag verbracht.
Madeira mit Kind? Ja, aber…
Wer mit kleinem Kind reist, das gut und gerne getragen wird, und keinen reinen Strandurlaub erwartet, der kann auf Madeira eine gute Zeit verbringen. Mit Kindern zwischen ca. vier und sieben würden wir einen Urlaub hier eher bedingt empfehlen, da die Kids bei den Wanderungen evtl. nicht so gut mitkommen und die Auswahl der Strände und sonstigen Unternehmungen begrenzt ist. Ältere Kinder, die Lust auf abenteuerliche Strecken in der Natur haben, sind bestimmt für eine Reise nach Madeira zu begeistern. Spielplätze gibt es auf Madeira übrigens in jedem noch so kleinen Dorf und wir wurden immer überall mit Freude begrüßt.
Madeira, wir sehen uns mit Sicherheit wieder!
Wart ihr schon mal mit Kids auf Madeira? Welche Tipps habt ihr? Wir sind gespannt auf eure Erfahrungen, hier in den Kommentaren oder auf Instagram.