Ich bin dann mal müde! – Warum wir unsere Einstellung zu Kinderschlaf verändern müssen

Es ist 1:36 Uhr. Ich tippe diese Zeilen im Bett liegend in mein Handy. Nein, das mache ich nicht für einen dramatischen Einstieg, zumindest nicht ausschließlich. Ich mache das, weil es meine Realität ist. Auf meiner Brust liegt ein süßer Kinderfuß, ich höre tiefe Atemgeräusche und spüre, wie mich die Ausatemluft meiner Tochter am Oberschenkel kitzelt. Lieber schnell einschlafen? Lohnt sich gerade nicht, denn ich werde vermutlich gleich wieder geweckt.

Wie viele andere Eltern begleite ich ein kleines Wesen auf seinem Weg ins Leben und dieser Weg geht nicht ohne nächtliches Ruckeln ab. Von A wie Albtraum über E wie Einnässen, N wie Nachtschreck, P wie Pseudokrupp bis zu W wie Wachphasen: Ich habe alles erlebt. Aber ich werde hier nicht meine „Leidensgeschichte“ ausbreiten. Vielmehr möchte ich weitergeben, was ich gelernt habe und wie ich mein Denken über Schlaf verändert habe. Denn das ist viel cleverer, als Etwas zu erzwingen, was die Evolution jetzt noch nicht vorgesehen hat.

„Ich könnte das ja nicht. Keine Ahnung, wie du das machst.“

Wenn jemand diesen Satz zu euch sagt, weil ihr die Augenringe mal wieder nicht überschminken konntet, dreht euch einfach um und geht. Warum ich darauf so reagiere? Es impliziert, dass sich müde Eltern ihr Schicksal selbst ausgesucht haben. „Natürlich könntest du das!“, schreit es dann immer in mir. Jeder kann das, wenn er muss. Entzieht euch bitte allen Gesprächen, die darin enden, dass ihr bedauert werdet. Erzählt nicht die hundertste Geschichte über eure Schlaflosigkeit im Büro oder bei Freunden.

Kluge Ratschläge, Erfahrungsberichte, Mitleid, der 5. Kaffee…nichts davon hilft euch wirklich.

Nutzt stattdessen eure mentale Kraft, um euch positiv zu beeinflussen: Ihr habt mal wieder die Nacht durchgemacht und müsst trotzdem leistungsfähig sein? Dann stellt euch vor, die durchwachte Nacht war nur ein Traum. In Wahrheit habt ihr super geschlafen. Kopfweh? Das muss vom Wetter kommen. Schafft ihr es, diesen Gedanken zu manifestieren, läuft euer Tag wesentlich besser. Versprochen.

Dauermüde, doof, dreckig – jeder ist irgendwas

Junge Mütter neigen stärker dazu, sich zu vergleichen. Sie befinden sich in einer Ausnahmesituation und sind oft den Großteil des Tages nicht in Gesellschaft vertrauter Menschen. Krabbelgruppe, Babyschwimmen, Müttersport und Co. sei Dank machen wir in dieser Zeit gezwungenermaßen viele neue Kontakte. Und mit neuen Menschen spricht man bekanntlich erstmal über Gemeinsamkeiten. Kam schon das erste Wort? Wie läuft das Stillen? Schläft es schon durch?

Sucht lieber nicht nach Leidensgenossen.

Das geht schief. Sucht nach Menschen, die mit euch andere Themen besprechen, oder: Hört auf nach neuen Menschen zu suchen. (Mehr dazu in meinem Artikel über Müttereinsamkeit.) Die Zeit, in der wir unfreiwillig wach sind, sollten wir mit guten Dingen, Gedanken und Positivität verbringen.

Und fangt bloß nicht an, im Netz nach Ursachen für unruhigen Kinderschlaf zu suchen. Ich kürze die Sache mal für euch ab: Euer Kind schläft „schlecht“, weil es ein Kind ist und noch sehr viel wachsen, lernen und verarbeiten muss, gesundheitliche Probleme mal ausgenommen.

Andere Kinder schlafen (vielleicht) besser als euer Kind, weil sie einfach andere Menschen sind.

Auch professionelle Schlafberatung habe ich für viel Geld probiert. Mein Resumée: Man bekommt viele gute Tipps, die man sich aber ehrlich gesagt auch selbst hätte ergooglen können. Und nein, schreienlassen (nach der Methode von Richard Ferber) ist keine Alternative. Vielleicht spürt ihr auch, dass die ständige Suche nach Antworten bei mir irgendwann Frustration erzeugt hat. Und dann kam die Akzeptanz. Und die fühlt sich gut an.

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Alle unter einer Decke

Lange habe ich versucht, mein Kind im eigenen Zimmer schlafen zu lassen. Ich wollte Paarzeit, Me-Time, Normalität und ein Stück meines alten Lebens zurück. Wirklich geholfen hat es mir, diesen Plan aufzugeben. „Warum soll ich allein sein und ihr dürft zusammenschlafen?“, berechtigte Frage meiner Tochter. Auch die Natur hat nicht mit eigenem Kinderzimmer geplant. Deshalb bin ich (auch für mich unerwartet) zum absoluten Verfechter des Familienbetts geworden.

Sehnsucht, schlechte Träume und andere Befindlichkeiten kann ich jetzt nachts klären, ohne aufzustehen.

Wie unfassbar wichtig körperliche Nähe für Kinder ist, ist mehrfach beschrieben und bewiesen. Inzwischen gibt es sogar ausziehbare Familienbetten mit flexiblem Rausfallschutz made in Germany. Die Betten von Familiennest federn wahrlich das Leben von jungen Eltern ab. Egal, ob ein Kind auszieht, ein Geschwisterchen hinzukommt oder jemand zeitweise zurück zu Mama will: Die Betten wachsen und schrumpfen mit und passen sich eurer Schlafsituation an. Verdreht jetzt nicht die Augen, aber: Der Tag, an dem ihr euer Kind im Bett vermisst, wird kommen.

Ein wichtiger Job für die Gesellschaft

Bitte vergesst die folgenden Zeilen nie: Die Verantwortung, die ihr gerade tragt, ist so viel größer als eure Müdigkeit. Euer Kind baut gerade zum ersten Mal eine Beziehung auf. Körperliche Nähe, Liebe, Sicherheit, Vertrauen, Stabilität: Jetzt prägt ihr das Bindungsverhalten eures Kindes in allen anderen Beziehungen, die es später führen wird.

Was ihr heute gebt, wird euer Kind später selbst geben und empfangen können.

Lasst euch nicht verunsichern. „Das Kind darf man nicht zu sehr verwöhnen.“ „Es muss auch mal weinen.“„Es wird sonst unselbstständig und schwach.“ Und der Klassiker: „Uns hat das doch auch nicht geschadet.“ Das alles sind Argumente, mit denen viele Generationen noch heute versuchen, vor sich selbst zu rechtfertigen, was sie selbst erfahren oder getan haben. Auch, wenn es nur aus Unsicherheit und Unwissenheit geschah. All jene drückt im Herzen die eigene Verunsicherung und der Versuch sich zu schützen, vor der Vergangenheit. Lasst es uns ganz versöhnlich und ehrlich offenbaren: Es hat ihnen eben doch geschadet.


Interview mit Doreen Wiegleb von Familiennest

Warum hast du Familiennest gegründet?

Nach der Geburt meines ersten Kindes habe ich nachts ein Beistellbett genutzt. Das fand ich furchtbar unbequem und unpraktisch. Irgendwann landete das Kind immer in meinem Bett und die Beistellliege wurde zum Nachttisch. Ich dachte mir: Gibt es keine bessere Lösung? Tatsächlich gab es die nicht. Ich habe lange gegrübelt, um die perfekte Schlafgelegenheit zu finden. Die Idee für ein sicheres ausziehbares Doppelbett war geboren. Hier begann mein Weg zum Familiennest.

Was macht eure Betten einzigartig?

Unsere Betten sind flexibel und anpassbar auf die sich ständig wandelnde Schlafsituation von Familien. Man kann sie auf vier große Schlafplätze inklusive Rausfallschutz erweitern und auch wieder zusammenschieben und Stauraum schaffen, wenn der Platz nicht benötigt wird. Diese Betten sind für immer.​

Das gab es bisher nicht?

Nein, ich war auch überrascht! Zusammen mit einem Tischler habe ich die Betten akribisch entwickelt und designt. Ein Bett ist schließlich eine seltene Investition in deutschen Haushalten. Deshalb war es mir wichtig, dass unsere Betten in jeden Lebensabschnitt passen und aus guten, robusten Materialien gefertigt sind.

Liegen bei euch alle in einem Bett?

Ja, aber nicht immer! Meine Jungs sind inzwischen 7 und 10 Jahre. Sie schlafen gern bei uns und wir genießen das. Aber wenn Freunde zu Besuch sind oder sie mal Ruhe brauchen, schlafen sie auch in ihren Betten. Der Tag, an dem sie nicht mehr zu uns wollen, kommt von allein. Schön, dass sie das selbst entscheiden dürfen.

Wenn Michelle gerade nicht für uns schreibt, verhilft sie ihren Kunden zu kluger und kreativer Kommunikation. Als Kreative in der Werbung konzipiert sie Kampagnen, schreibt Werbespots und findet die richtigen Worte für einfach alles. Klappt sie den Computer zu, findet ihr Michelle im Garten. Nebenberuflich studiert sie Phytotherapie und gibt schon bald Heilkräuter-Workshops auf einem Bauernhof in der Nähe von Leipzig.

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