Anne Schwerin über junge Gründer
Auf der Suche nach dem guten Leben mit Dirk Wilhelm
„Ich möchte in einer Welt leben, in der Menschen die Dinge tun, die sie lieben“, bei Dirk Wilhelm klingt dieser Satz keineswegs versponnen oder esoterisch. Der Gründer von One Life Baby, One Life! hat seine Berufung gefunden und zum Beruf gemacht: Als persönlicher Coach und Lifestyle Designer unterstützt er Menschen in ganz Deutschland dabei, Wünsche in Taten umzusetzen, neue Möglichkeitsräume zu entdecken und ein Leben näher bei sich selbst zu führen. Als Dirk mir vor Kurzem bei einer Networking-Veranstaltung aufgefallen ist, erschien er mir sofort als perfekter Kandidat für den Auftakt meiner Serie von Unternehmer-Interviews, in der es gerade nicht um die Arbeit gehen soll, sondern um all das, was Persönlichkeiten aus der Startupszene jenseits dessen bewegt. Dass er mir daraufhin erklärte, diese Art von Interview sei mit ihm nicht möglich, da er eine solche Trennlinie nicht zieht, hat mich erst recht neugierig gemacht. Ich habe einen milden Oktobernachmittag mit Dirk im Leipziger Palmengarten verbracht und einen ebenso schönen wie geistreichen Mann kennengelernt, der mit seinen Ideen bei vielen Menschen auf einen Nerv trifft.
Dirk, warum kommst du für dieses Interview nicht in Frage?
Wenn ich Menschen erzähle, dass sie für sich das ideale Leben kreieren können – dann muss ich bei mir selbst anfangen. Arbeiten, um dann in meiner knappen Freizeit oder einer unbestimmten Zukunft, das zu erleben, was mir wirklich wichtig ist, möchte ich gerade nicht. Das hat aber keineswegs Passivität zu Folge: Ich greife jeden Tag gestaltend in die Welt ein und verdiene dabei Geld, aber das ist ein freudvolles Tun, bei dem ich nicht auf eine bestimmte Rolle reduziert bin, sondern immer vollkommen ich selbst sein kann. In diesem Sinne empfinde ich für mich keine Trennung zwischen Leben und Arbeit.
Das geht mir als Texterin und Fotografin ganz ähnlich, aber ich sehe das eher als Glücksfall: Ich habe eben einen tollen Job.
Ich denke, dass es für jeden Menschen die Möglichkeit gibt, einen Platz zu finden, der ihm genau entspricht. Manchmal braucht es dafür aber einen Anstoß von außen.
Du bist erst 29 Jahre alt, woher kommt deine Sicherheit, kompetent zu sein, anderen diesen Weg zu zeigen?
Diesen Einwand höre ich öfter. Ich sehe mich nicht als jemand, der anderen den einen richtigen Weg zeigt, das wäre tatsächlich anmaßend. Vielmehr bin ich ein Reisebegleiter, der inspiriert, Fragen stellt und Feedback gibt, um Menschen dabei zu unterstützen, eine bessere Verbindung zu ihrem Herzen, ihrer inneren Stimme zu finden und anschließend nach Wegen zu suchen, ein wirklich erfülltes Leben zu führen – und das nicht etwa als Aussteiger, sondern mitten in unserer Gesellschaft, im ganz normalen Alltag.
Du wirkst heute sehr bei dir angekommen, ich kann mir vorstellen, dass es bis dahin ein weiter Weg war. Gibt es in deiner Biographie eine Schlüsselsituation, so eine Art Epiphanie, die dich zu dem gemacht hat, der du heute bist?
Die gab es tatsächlich. Ich war lange nicht der Typ, der sich viel Gedanken um die Zukunft gemacht hat. „Genieß dein Leben, so lang du jung bist“, habe ich von zuhause immer gehört und genau das auch gemacht. Bis bei meiner Mutter Brustkrebs diagnostiziert wurde. Da habe ich mich zum ersten Mal mit dem Tod auseinandergesetzt. Das hat alles geändert.
Meine Mutter hatte auch Brustkrebs. Ist deine wieder gesund geworden?
Ja, sie hat gekämpft und danach für sich das ideale Leben gefunden. Sie ist mein großes Vorbild und meine Heldin!
Wenn ich dir zuhöre, spüre ich, dass du mit viel Leidenschaft bei der Sache bist, woher kommt die?
Zum einen ist das sicher ein Charakterzug von mir – ein Talent, das mir dabei hilft, andere dazu zu bewegen, mir zuzuhören und sich begeistern zu lassen. Zum anderen denke ich, dass jeder diese Leidenschaft in sich hat. Nur haben viele für sich noch keinen Weg gefunden, die nach außen zu tragen. Genau hier komme ich als Coach und Lifestyle-Designer ins Spiel.
Trotzdem gibt es doch sicher Augenblicke, in denen du zweifelst?
Um ganz ehrlich zu sein, im Moment gibt es die wirklich nicht. Der Dirk, der ich heute bin, der ist so cool, den liebe ich abgöttisch. Das soll nicht abgehoben klingen, das war gewiss nicht immer so. Früher hatte ich viele Zweifel, weil ich meinen Platz im Leben noch nicht gefunden hatte. Da waren so viele Dinge, für die ich mich interessiert habe und trotzdem das Gefühl, dass ich nichts wirklich kann, dass es so schwer ist, bei einer Sache zu bleiben. Ich habe alles immer und immer wieder in Frage gestellt.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Schwierige Frage, ehrlich gesagt, kann ich das gar nicht sagen. Im Moment kann ich selbst manchmal nicht fassen, was alles Grandioses passiert, wenn man Schritt für Schritt in die richtige Richtung geht. Allein in den nächsten zwei, drei Jahren kann so viel geschehen. Früher wurde mir gesagt: „Genieß es, solange du noch kannst!“ Heute habe ich das Gefühl, es wird jeden Tag sogar ein Stückchen besser. Das ist für mich immer noch unglaublich!