Im Gespräch mit Mandy Reinmuth von Posterlounge

Wir stellen vor: Künstlerin und Verlagsleiterin Mandy Reinmuth

Gespräche wie das mit Mandy Reinmuth sind der Grund, warum ich meinen Job so liebe. Wir haben die Möglichkeit kreative Künstlerinnen, inspirierende Unternehmer und einfach spannende Menschen zu treffen und für ein paar Stunden in ihren Alltag einzutauchen, zu erfahren wie sie arbeiten, was sie motiviert und wie sie mit Herausforderungen umgehen.

All das habe ich an einem heißen Mittwochvormittag im August auch von Künstlerin und Posterlounge Gründerin Mandy Reinmuth erfahren. Vor 15 Jahren gründete sie mit ihrem Lebensgefährten Falk und dessen Bruder Florian das Unternehmen, um online ihre eigenen Poster und Kunstdrucke zu verkaufen. Heute arbeiten sie nicht mehr zu dritt in der Gohliser Privatwohnung, sondern haben 30 Mitarbeiter und ein mehrstöckiges Firmenquartier inklusive eigener Produktion im Leipziger Norden. Bei Posterlounge bekommt ihr klassische Werke von Franz Marc bis Henri Rousseau, aber auch von zeitgenössischen, nationalen und internationalen Künstlerinnen und Fotografen. Und lasst Euch vom Namen nicht täuschen: gedruckt werden kann nicht nur auf Papier, sondern auch auf Leinwand, Holz, Acrylglas, Hartschaum und Alu. Ebenso können die Bilder gleich fertig gerahmt zu Euch geschickt werden, sodass Eure einzige Aufgabe ist, einen schönen Platz zu finden und einen Nagel in die Wand zu schlagen. 

Im Interview verrät Mandy, was ihre Aufgaben als Verlagsleiterin sind, welcher Trend den Minimalismus demnächst ablösen wird und was ihre beiden Kinder über sie denken.

Mandy Reinmuth von Posterlounge.
Im Gespräch mit Mandy Reinmuth von Posterlounge.
Mandy, erinnerst Du Dich noch an das erste Bild, das Du für Euren Shop als Künstlerin gestaltet hast?

Ja, ziemlich gut. Ich hatte es ursprünglich für die Dekoration eines Schaufensters gemalt. Zwischen 2001 und 2002 war die große Zeit des Retrorevivals. Das Bild zeigte ein 70er Jahre Lounge-Motiv mit diesen typischen orangefarbenen Retrokreisen.

Und wie kam es dann von diesem Bild zur Gründung von Posterlounge?

Bevor wir Posterlounge gegründet haben, arbeitete ich noch für meine Dekorationsfirma. Ich hatte Schauwerbegestaltung gelernt und mich nach der Lehre selbstständig gemacht. Anschließend habe ich ziemlich schnell Falk und seinen Bruder Florian kennengelernt, mit denen ich damals schon zusammen arbeitete. Dadurch, dass es auf mein Leinwandbild im Schaufenster so eine gute Kundenresonanz gab und alle das Bild kaufen wollten, ist die Idee entstanden, uns von der Dekorationsfirma zu trennen und selbstgestaltete Poster online zum Verkauf anzubieten.

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„Wir haben am Anfang sechs Jahre lang ohne Angestellte zu dritt von unserer Wohnung aus gearbeitet.“

Es gibt viele Startups, von denen man nach einigen Jahren nichts mehr hört. Ihr hingegen seid an Eurer Ursprungsidee dran geblieben. Was war in den 15 Jahren Eure größte Herausforderung?

Es war natürlich nicht immer alles so einfach, gerade weil wir sechs Jahre lang nur zu dritt waren. Damals hatten wir Arbeit für zehn, jedoch kein Geld für Angestellte. Wir haben nachts und an den Wochenenden gearbeitet. Und das alles von unserer privaten Wohnung aus. Ich habe damals schon mit Falk zusammen gewohnt und Florian ist jeden Tag zu uns gekommen. Wir haben von dort aus alles gemacht: die Kunden am Telefon beraten, Bilder erstellt oder die Website optimiert. Das alles ohne viel Platz von der Wohnung aus zu organisieren war auf jeden Fall eine große Herausforderung.

Wann kam dann der Schritt, den ersten Mitarbeiter einzustellen?

Das kam dann erst 2009 mit den neuen Räumlichkeiten als wir in die Weißenfelser Straße umgezogen sind. Dort haben wir auch gleich mit dem Drucken angefangen, denn wir waren vorher oft unzufrieden mit der Qualität, die die Druckereien uns geliefert haben.

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Würdest Du Dich selbst als Künstlerin oder Unternehmerin bezeichnen?

Theoretisch bin ich beides, aber ich würde mich selbst nicht als Unternehmerin bezeichnen. Ich bin Verlagsleiterin und habe mich im Laufe der Zeit ganz bewusst aus der geschäftsführenden Position herausgenommen. Die Firma war ursprünglich mein Einzelunternehmen. Später haben Florian und Falk gemeinsam die GmbH als Geschäftsführer gegründet und mich als Verlagsleitung angestellt. Das hatte einfach praktische Gründe, denn ich habe mit unseren Künstlern hier auch ganz gut zu tun.

„An mir geht kein Bild vorbei, das in den Shop will.“

Was genau sind Deine Aufgaben? 

Ich prüfe jeden Tag die neuen Bilder-Uploads unserer Künstler, die diese selbst einreichen können. An mir geht kein Bild vorbei, das in den Shop will. Ich muss dann sagen: das nehmen wir oder das nehmen wir nicht. Es ist wirklich jeden Tag größtenteils Urlaub für die Augen, wenn man sich immer wieder neue, schöne Bilder anschauen darf. Ich muss dann schauen, was nachgefragt ist und wofür wir uns interessieren. Die Künstler geben Trends vor, aber wir können das natürlich auch, indem wir Bilder auswählen von denen wir überzeugt sind, dass sie sich als Kunstdruck eignen.

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Verlagsleiterin Mandy (rechts) und Marketing Managerin Julia Nostitz führen durch das Posterlounge Büro.
Gibt es bestimmte Kriterien, nach denen Du die Bilder oder die Künstler auswählst? Siehst Du auf den ersten Blick, ob sich ein Bild verkaufen lässt?

Mittlerweile ja. Man braucht schon ein gutes Auge für den Bildaufbau. Oftmals spielt gar nicht das Thema eine Rolle, sondern vielmehr die Dekorativität eines Motivs. Es muss sich einfach als Wandschmuck eignen. Ich bin da schon sehr streng und wir sind im Laufe der Jahre auch immer strenger geworden. Das muss man auch, sonst wächst das Portfolio ins Unermessliche und man überfordert damit die Kunden.

„Langsam verabschieden wir uns vom Minimalismus und es wird wieder bunter und pompöser.“

Welcher Trend war in diesem Jahr maßgeblich und wo geht es nächstes Jahr hin?

In diesem und letztem Jahr ist das Minimalistische, Skandinavische und Typographische der absolute Hype gewesen. Ich denke, dass es nicht mehr lange so Minimalistisch weitergeht. Das war jetzt so viel, fast schon ein bisschen too much. Ich kann mir vorstellen, dass es bald wieder etwas bunter und pompöser wird.

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Details im Posterlounge Büro.
Gibt es ein aktuelles Trendtier?

Zur Zeit ist es das Alpaka. Der Flamingo oder das Faultier gehen auch immer sehr gut weg. Waldtiere, wie vor allem die Eule, waren in der letzten Zeit ebenso der absolute Renner.

Hast Du ein Lieblingsmotiv im Shop?

Nein, das kann ich so nicht sagen. Mir gefallen schon allein ganz viele verschiedene Kunstepochen, doch ich würde mich eher als Kunst- statt Fotografietyp einschätzen. Momentan gefällt mir der Popsurrealismus sehr gut. Das ist sehr speziell, ein bisschen surreal und ein bisschen verrückt.

Du bist auch zweifache Mama, wie würden Dich Deine Kinder beschreiben?

Meine Tochter Mia meinte letztens, die Mama wäre perfekt so wie sie ist, aber nicht streng genug.

Als Du Dein erstes Kind bekommen hast, konntest du Dir als Selbstständige trotzdem Zeit für Dich nehmen?

Als meine Tochter geboren wurde, waren wir immer noch zu dritt mit dem Aufbau unserer Firma beschäftigt. Es war oft nicht leicht, beides unter einen Hut zu bekommen. Wenn sie geschlafen hat, habe ich gearbeitet. Es gab keine Babypause. Als fünf Jahre später unser Sohn kam, hatten wir bereits die ersten Angestellten in unseren neuen Räumlichkeiten und ich konnte die Zeit mit Baby zu Hause ganz anders genießen.

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In der Posterlounge Produktion.

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Ihr habt mittlerweile 30 Mitarbeiter. Wie schafft Ihr für alle ein gutes Arbeitsklima?

Meiner Meinung nach muss man die Arbeitsatmosphäre so schön wie möglich gestalten, damit man jeden Tag in Räume kommt, die einem gefallen und sich gerne darin aufhält. Jeder unserer Mitarbeiter durfte für ein Zimmer eine Bilderwand gestalten. Das hat schon mal sehr viel gebracht und viel Spaß gemacht. Es sind einfach viele Feinheiten, die die gesamte Atmosphäre ausmachen, wie die Gemeinschaftsräume, eine ordentliche Kaffeemaschine oder eine Tischtennisplatte. Das sind so kleine Sachen, die man dem Team bieten kann und die auch immer gerne angenommen werden. Es ist nicht so, dass die Leute hier nur arbeiten sollen. Sie sollen sich wohl fühlen und sich mit der Firma identifizieren können. Außerdem sind es auch die kurzen Wege zu uns, zur Geschäftsleitung. Wir sitzen praktisch alle zusammen und sind im Team integriert.

„Unsere Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und mit der Firma identifizieren können.“

Was machst Du, wenn Du nicht so gut drauf bist? Wie motivierst Du Dich an solchen Tagen?

Ich versuche die freie Zeit kreativ zu nutzen, bin viel mit den Kindern und Freunden unterwegs. Ein bißchen Natur auf dem Land hier und Kultur in der Stadt da, bringen schnell neue Inspiration und Motivation.

Vielen Dank für das Gespräch, Mandy!

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Mandy Reinmuth zusammen mit ihren beiden Mitgründern, den Posterlounge Geschäftsführern Falk und Florian Teßmer.

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