Im Gespräch mit Cäcilia und Benno von Kumi Mood

Wir stellen vor: Interior- und Produkt-Designer Cäcilia und Benno

Ein wenig versteckt in einem Plagwitzer Hinterhaus, unweit der Baumwollspinnerei, da wohnen sie alle: Alfredo und Siggi, Pula und Marni, Alma, Justus und auch Dolores und der Grüne Heinz. Ihr wisst nicht, wer das ist? Dann solltet ihr schnellstens Bekanntschaft mit der bunten Bande machen und auch Benno und Cäcilia, ihre Schöpfer und Namensgeber, kennenlernen.

Doch von vorn: Paloma, Justus und Co. sind keine einfachen Spielfiguren. Die kleinen Echtholztiere und Mobiles von KUMI MOOD bewegen sich gekonnt an der Schnittstelle zwischen Kinderspielzeug und Designobjekt. Mit ihren fantasievollen Kombinationen – ein Vogel, der auf einem Fisch reitet oder ein Dackel, dessen bester Freund ein Schmetterling ist – der reduzierten Formsprache und einer Farbgebung, die auch am trübsten Tag für gute Laune sorgt, finden nicht nur Kinder Gefallen an den Produkten. Diese wurden mit Hingabe, Liebe zum Detail und nicht zuletzt einem charmanten Augenzwinkern von Grafikdesignerin Cäcilia Holtgreve und Künstler Benno Sattler erst aufs Papier und dann mit Hilfe von kleinen Familienbetrieben aus dem nahegelegenen Erzgebirge in Holzform gebracht. Seit November 2018 ist die erste Kollektion erhältlich – doch unter dem Namen KUMI MOOD soll noch viel mehr passieren.

Wir haben Benno und Cäcilia in ihrem Plagwitzer Atelier besucht und von ihnen erfahren, wie ihre ersten Objekte entstanden sind, wie jedes Tier zu seinem Namen kam und mit welchen Herausforderungen sie am Anfang nicht gerechnet haben. Außerdem verraten die beiden, wovon sie sich inspirieren lassen und welche Galerien und Museen sie in Leipzig am Liebsten unsicher machen. Viel Spaß mit dem Interview!

Benno und Cäcilia mit Pula & Marni und Dolores & dem Grünen Heinz.
Benno und Cäcilia mit Pula & Marni und Dolores & dem Grünen Heinz.

Benno, Cäcilia, wolltet ihr schon immer beruflich etwas Kreatives machen? Erzählt uns doch kurz woher und aus welcher Richtung ihr kommt.

Benno: Ich komme aus der Nähe von Braunschweig. Mir war schon immer klar, dass ich einmal etwas Kreatives machen werde. Schon als Kind habe ich sehr viel gezeichnet. Später habe ich angefangen in Braunschweig Grafikdesign zu studieren. Nach dem Bachelor beschloss ich nach Leipzig an die HGB zu gehen und dort freie Kunst mit Schwerpunkt künstlerische Fotografie zu studieren. Dieses Studium habe ich mit Diplom abgeschlossen. Ich habe dann Erfahrung als Grafikdesigner und Fotograf gesammelt und neben eigenen Ausstellungen auch über vier Jahre lang einen Ausstellungsraum in Leipzig geleitet und kuratiert. Jetzt arbeite ich hauptsächlich an Kumi Mood.

Cäcilia: Und ich komme ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. Mein Opa war Künstler, mein Papa ist Grafiker und Künstler, eigentlich ist meine ganze Familie ziemlich kreativ. Ich habe auch an der Kunsthochschule in Braunschweig studiert und war dann nochmal ein Jahr in Barcelona. Über Erasmus hatte ich die Möglichkeit, in Barcelona sehr viele kreative Büros zu besuchen. Ich habe dort viele Produktdesigner kennengelernt – das hat mich gleich fasziniert. Als ich aus Barcelona wieder da war, habe ich Benno dann richtig kennengelernt und wir haben schnell gemerkt, dass wir auch auf der Arbeitsebene sehr gut harmonieren.

Benno: Ja, wir hatten schon immer ein ähnliches ästhetisches Empfinden und einen guten Austausch.

Cäcilia: Ich habe meinen Master auch noch in Braunschweig gemacht. Danach habe ich in Berlin eine Zeit lang in der Modebranche gearbeitet, bevor ich nach Leipzig gekommen bin. Das war unser Kumi Mood Startschuss.

„Unsere Produkte sind nicht nur Spielzeug, sondern auch humorvolle Wohnbegleiter.“

Wie würdet ihr Kumi Mood selbst beschreiben?

Cäcilia: Wir sehen in Kumi Mood eine Marke im Bereich Interior. Angefangen haben wir mit einer Linie für Kinder und Erwachsene. Unsere Produkte sind eine Mischung: Man soll sie nicht unbedingt nur als Spielzeug sehen, sondern auch als humorvolle Wohnbegleiter. Sozusagen eine Schnittstelle zwischen Spielzeug und Designobjekt.

Benno: Die Produkte sind so angelegt, dass sie Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Freude bereiten. Insgesamt wollen wir Kumi Mood noch so ausweiten, dass wir auch in den erwachsenen Interior Bereich gehen. Unsere Sprache soll aber trotzdem verspielt und unseren Farben und Formen treu bleiben.

Cäcilia: Natürlich gibt es dann verschiedene Kollektion, die auch mal in einem bestimmten Farbspektrum gehalten sind, wir wollen aber einen Wiedererkennungswert haben. Die Menschen sollen unsere Produkte sehen und durch die Form- und Farbsprache erkennen: Das kann nur Kumi Mood sein. Welche Bereiche wir noch so anpeilen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die nächste Kollektion wird allerdings etwas für den In- und Outdoor Bereich sein.

Wolltet ihr schon immer ein gemeinsames Projekt starten?

Benno: Wir realisieren schon relativ lange gemeinsam Projekte und wissen, dass wir gut zusammenarbeiten können. Wir hatten bereits seit einiger Zeit die Idee, dass wir gerne selbst Produkte herstellen und nach unseren eigenen Vorstellungen erschaffen wollen. Als ich mit dem Studium fertig war, ist Cäcilia nach Leipzig gezogen und es war ein guter Zeitpunkt, diesen Wunsch umzusetzen. Wir haben gemerkt, dass im Interior Bereich etwas fehlt: Schöne Dinge für Kinder und Erwachsene, die man sich gerne in die Wohnung stellt und die eine gute Qualität haben. Es war uns schnell klar, dass wir da ein ganz interessantes Feld entdeckt haben. Wir können kreativ sein, uns sind keine Grenzen gesetzt und wir können unserer Fantasie freien Lauf lassen.

Cäcilia: Außerdem ist meine Schwester Mutter geworden und wir haben für ihr Kind ein Mobile konzipiert. Es gab also schon Vorprodukte, die uns ein bisschen in die Richtung gelenkt haben. Daraufhin haben wir uns etwas in dem Bereich umgeschaut und uns informiert, wie es funktionieren würde ein Produkt in Serie herzustellen. Dann kam ziemlich schnell alles ins Rollen.

Wie lange hat es denn von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt gedauert?

Benno: Wir haben alle unsere sechs Produkte zeitgleich auf den Markt gebracht, Vorlaufzeit vor dem Launch im November 2018 war ungefähr ein Jahr.

Wie können wir uns die Entwicklung eurer Designs und Produkte vorstellen?

Cäcilia: Wir arbeiten sehr eng zusammen. Der gestalterische Prozess ist ein ständiger Austausch. Oft gehen die Skizzen immer wieder zwischen uns hin und her. Einer von uns macht einen Entwurf und der andere korrigiert ihn oder entwickelt daraus vielleicht etwas Neues und gibt es anschließend dem Anderen zurück.

Benno: So kann es auch passieren, dass wir mehrere dutzend Zeichnungen von einem Tier anfertigen, bis wir die richtige Form gefunden haben. Das Wunderbare ist, festzustellen, dass am Ende dieses Prozesses etwas entstanden ist, was wir einzeln nicht in dieser Qualität hätten schaffen können.

„Man muss sich um unheimlich viele Dinge gleichzeitig kümmern.“

Cäcilia: Der kreative Prozess ist beim Aufbau eines Unternehmens aber leider nur ein kleiner Teil. Man muss sich um unheimlich viele Dinge gleichzeitig kümmern. Bei der Produktentwicklung haben wir total unterschätzt, wie lange es dauert jemanden zu finden, der unsere Produkte so umsetzt wie wir es uns vorstellen. Wir haben in ganz Deutschland nach passenden Betrieben gesucht. Letztendlich haben wir unsere Partner im Erzgebirge gefunden. Wir haben gemerkt, dass hier im Erzgebirge die Qualität und das Handwerk durch die Tradition sehr gefestigt sind. Unsere jetzigen Partner sind drei jüngere Produzenten, die Verständnis für unsere Formsprache haben und offen für die Umsetzung unserer Ideen sind.

Benno: Die Form unserer Tiere kommt aus der Linie. Das heißt unsere Entwürfe sind direkt handgezeichnet und wir versuchen nicht, unsere Entwürfe auf die Produktion abzustimmen. Deshalb war es auch so schwer, jemanden zu finden, der unsere Designs umsetzen kann. Worauf wir ebenfalls großen Wert legen und viel Zeit investieren, ist die Farbauswahl und die Harmonie der Farben. Wir probieren immer viel aus, um das perfekte Farbbild zu kreieren.

Cäcilia: Wir achten darauf, dass unsere Produkte bei Jungen und Mädchen gleich gut ankommen. Die Menschen sollen unsere Tiere einfach sympathisch finden, deshalb bemühen wir uns, ihnen eine Persönlichkeit zu geben, zum Beispiel indem jedes Produkt einen Namen und eine kleine Geschichte hat.

Benno: Trotz des minimalistischen Designs sollen die Tiere einen Charakter haben. Bei der Reduziertheit war es gar nicht so einfach, ihnen einen charakterstarken Ausdruck zu geben.

Wie seid ihr auf die Namen für die Tiere gekommen?

Cäcilia: Das kam irgendwie ganz von Selbst. Wir haben uns die Tiere nochmal genauer angeguckt und direkt festgestellt: „Das könnte eine Pula sein“. Jedes unserer Tiere hat eine eigene Geschichte. Auch hier haben wir wieder versucht, die Schnittstelle zu treffen, indem die Geschichten für Kinder und Erwachsene interessant und witzig sind. Kinder werden permanent unterschätzt und es war uns wichtig, sie nicht für blöd zu verkaufen. Kinder sind fähig, schlau und interessiert. Wir können ihnen eigentlich gar nicht genug Geschichten und spannenden Input geben.

„Kinder werden permanent unterschätzt und es war uns wichtig, sie nicht für blöd zu verkaufen. Kinder sind fähig, schlau und interessiert.“

Welche Tiere sind denn besonders beliebt?

Benno: Eigentlich sind alle unsere Produkte sehr beliebt. Bei den Messen ziehen vor allem die Hampelfiguren die Aufmerksamkeit auf sich.

Cäcilia: Bei unseren Schiebetieren ist es witzig zu beobachten, dass es sehr charakterabhängig ist: Alfredo und Siggi werden vor allem von Erwachsenen gekauft, die im Skandi-Stil eingerichtet sind. Dolores und der grüne Heinz werden oft zur Geburt verschenkt. Der Elefant ist ein schönes Symbol für Stärke und Glück, sozusagen ein großer kräftiger Freund.

KUMI MOOD

Wie ist jetzt eure Arbeitsaufteilung? Wer macht was?

Benno: Ich kümmere mich um die technischen und mechanischen Aspekte der Produktgestaltung, mache die Fotos und kümmere mich um Instagram.

Cäcilia: Ich mache die Kommunikation, die E-Mails, führe Telefonate und kümmere mich um den Vertrieb. Was den Online Shop angeht, teilen wir uns im Moment das Meiste. Aber wir wollen auf jeden Fall noch wachsen und für den Shop vielleicht bald jemanden anstellen.

Möchtet ihr irgendwann nur noch Kumi Mood machen?

Benno: Ja, auf jeden Fall ist es das Ziel nur noch davon zu leben. Wir sehen in Kumi Mood viele Möglichkeiten. Zum Beispiel in diesem Rahmen Dienstleistungen anzubieten. Generell möchten wir das Produktspektrum so aufbauen, dass es zusätzlich auch Klein-Serien oder Einzelstücke gibt, die wir dann auch selbst handwerklich herstellen.

Könnt ihr euch vorstellen einen Pop-Up-Store zu eröffnen?

Benno: Auf lange Sicht hätten wir auf jeden Fall Lust. Auch auf ein Ladenkonzept, bei dem man auch Produkte anderer Designer mitverkauft. Unser Traum ist, dass wir das Designstudio mit im Laden haben. Hinten designen wir, fertigen Prototypen und kommen vorne mit den Menschen ins Gespräch. Schauen wir mal..

„In Leipzig passiert einfach noch so viel.“

Ihr seid jetzt schon eine Weile in Leipzig. Wo sind eure Lieblingsorte?

Cäcilia: Wir fühlen uns hier in Leipzig sehr wohl, hier passiert einfach noch so viel. Wir lieben es bei Pekar essen zu gehen, sind aber auch gerne mal im Maître oder Café Grundmann in der Südvorstadt.

Benno: Wir bleiben aber schon gerne in der Hood im Westen und sind meistens auf der Karl-Heine-Straße unterwegs.

Besucht ihr gern Ausstellungen?

Benno: Ja, auf jeden Fall!

Cäcilia: In Leipzig machen wir das leider seltener als in anderen Städten, im Alltag kommen wir einfach nicht so häufig dazu. Vor allem, wenn wir wegfahren, besuchen wir aber meist die eine oder andere Ausstellung. Wenn uns etwas besonders interessiert, planen wir unsere Reisen auch mal so, dass wir eine bestimmte Ausstellung besuchen können – das kann dann auch mal London sein.

Habt ihr hier in Leipzig ein Museum oder eine Galerie, die ihr besonders mögt?

Benno: Auf der Spinnerei gibt es spannende Kunst zu entdecken. Die Aspn Galerie finden wir beide gut, da gehen wir gerne hin. Auch die b2 Galerie gefällt uns sehr.

Cäcilia: Sonst besuchen wir noch gerne das Grassi Museum. Dort sind wir auch nicht nur im Designbereich unterwegs; auch in den Abteilungen mit den Instrumenten oder über Naturvölker gibt es viele verschiedene Inspirationsquellen. Als ich in Berlin war, habe ich auch unheimlich gerne das Naturkundemuseum besucht.

„Wir lassen uns viel von der Natur und organischen und weichen Formen inspirieren.“

Was inspiriert euch?

Cäcilia: Ich bin Halb-Kroatin und wir sind oft in Kroatien, direkt an der Küste. Wir schätzen die Landschaft, die Vegetation und, dass man die Berge und das Meer gleichzeitig hat. Wir lieben florale, natürliche Formen und lassen uns viel von der Natur und organischen und weichen Formen inspirieren.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin mit Kumi Mood.

KUMI MOOD
Benno und Cäcilia in der KUMI MOOD Werkstatt in Plagwitz.

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