MAMA MAGMA // Luise Frohberg: Zwischen Struktur und Spontaneität

Dr. Luise Frohberg hilft Frauen in IT-Berufen mit ihrem Unternehmen Taara Quest, sich in schwierigen beruflichen Situationen besser zu behaupten. Dabei setzt sie auf Rollenspiele in virtuellen Welten und Künstliche Intelligenz. Sie ist außerdem Mutter von vier Kindern. In diesem Beitrag erzählt sie, wie sie all das meistert und woher sie ihre Kraft nimmt, wenn es herausfordernd wird.

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Muttersein und Unternehmertum – zwei Welten, die auf den ersten Blick kaum vereinbar scheinen, doch in meinem Leben untrennbar miteinander verbunden sind. Mit vier Kindern im Alter von 11 bis 16 Jahren und der Gründung von Taara Quest, einem Unternehmen, das innovative Technologien wie KI und Gaming-Welten nutzt, um Frauen in der IT-Führung zu stärken, stehe ich täglich vor der Herausforderung, diese beiden Welten in Einklang miteinander zu bringen.

Radikale Priorisierung

Elternschaft bedeutet für mich sowohl Ansporn als auch Verantwortung. Ich habe gelernt, mein Unternehmertum so zu gestalten, dass es mit dem Leben meiner Kinder kompatibel ist. Diese Notwendigkeit zwingt mich, radikal zu priorisieren und auszusortieren.

„Not-to-do-Listen sind für mich ein Muss seit ich Mama bin.“

Natürlich bin ich nicht immun gegen das schlechte Gewissen, das wahrscheinlich alle Eltern kennen. Seit meine Kinder älter geworden sind, hat sich die frei gewordene Zeit oft automatisch mit Arbeit gefüllt. Manchmal stehen meine Kinder dann vorwurfsvoll vor mir und sagen: „Immer arbeitest du nur.“ Dann sind es gerade die vielen kleinen und großen Kabbeleien, Fragen und Probleme, die mich aus meiner Arbeitswelt herausholen und alle unternehmerischen Herausforderungen sofort ins Verhältnis rücken. Unternehmerin zu sein, gibt mir aber auch Freiheiten, die andere nicht haben. Zum Beispiel plane ich alle Meetings so, dass sie mit unserer Familie übereinstimmen. Ich mache Urlaub, wenn die Kinder Ferien haben, und muss da auf niemanden Rücksicht nehmen.

Ein vertrauter Balance-Akt

Vier Kinder unter einen Hut zu bringen, erfordert viel Struktur, Organisation und Planung. Gleichzeitig den Blick auf den Einzelnen nicht zu verlieren und Intuition sowie Kreativität Raum zu lassen, ist dabei immer die Herausforderung. Beim Aufbau eines innovativen Tech-Startups ist es das Gleiche. Es braucht ein hohes Maß an Agilität und kreativen Problemlösungen, zugleich muss ich dennoch Strukturen und Prozesse aufbauen, die Wachstum ermöglichen. Dieser ständige Balanceakt ist mir als Mama sehr bewusst und vertraut. Das ist vielleicht ein Vorteil.

„Mit vier Kindern und einem Unternehmen muss man einfach pragmatisch sein und innovative Lösungen suchen. Darin bin ich mittlerweile Profi.“

Kraft schöpfen in schweren Zeiten

Im letzten Jahr gerieten wir mit unserem ältesten Sohn in eine Krise, die meine Mutterschaft auf eine harte Probe stellte. Ich erkannte, wie sehr Mutterschaft auch mit Schmerz und Zerbruch verbunden sein kann. Meine unternehmerischen Aktivitäten mussten zurücktreten.

„In dieser schwierigen Phase half mir der Glaube daran, dass das, was ich in jedem einzelnen Moment geben kann, genug ist und dass es auch dann weitergeht mit Taara Quest, wenn ich nicht 100% investieren kann.“

Tatsächlich reichte ich in dieser Zeit die Bewerbung für eine große Innovationsförderung ein und erhielt sie auch. Es war ein Geschenk, das mir zeigte, dass mein Unternehmen trotz aller Herausforderungen weiterwachsen und gedeihen kann.

Inspiration aus dem Kinderzimmer

Ohne meine Söhne wäre die Idee zu Taara Quest definitiv nicht entstanden. In der Pandemie gab es nicht viel zu tun, und die beiden zogen sich in Spielewelten zurück – wie viele Kinder damals. Ich wollte unbedingt sehen, was sie daran so faszinierte und auch ein bisschen eine ‚coole Mama‘ sein. Also spielte ich mit ihnen (auch wenn ich unfassbar schlecht war). Ich war überrascht zu sehen, wie viele Fähigkeiten sie ganz spielerisch dort übten – von analytischem Denken bis hin zu Leadership-Skills. Und da kam die Idee, einen virtuellen „Safe Space“ speziell für Frauen zu schaffen, in dem sie ihr unentdecktes Potenzial erleben und ihre Führungsfähigkeiten erweitern können.

„Mutter zu sein ist ein immenses Privileg und eine Freude, aber immer auch eine Herausforderung, die ständiges Wachstum von mir verlangt.“

Was ich in meiner eigenen Familie nicht meistere, kann ich auch in meinem global verteilten Team nicht umsetzen. Meine Kinder haben mich gelehrt, wie wichtig Selbstreflexion ist und wie man die Balance zwischen Struktur und Spontaneität findet – eine Kunst, die im kreativen Problemlösen unverzichtbar ist. Außerdem haben sie mir beigebracht, das große Ganze im Blick zu behalten.

Diese Lektionen aus der Mutterschaft sind zu wertvollen Ressourcen für mein unternehmerisches Schaffen geworden. So wachsen Unternehmertum und Mutterschaft in meinem Leben Hand in Hand und bereichern sich gegenseitig.

Dieser Beitrag ist Teil des Ausstellungsprojektes MAMA MAGMA von unserer Kolumnistin Anne Schwerin über Frauen, die Unternehmerinnen bzw. Selbständige und Mamas sind. Im Mittelpunkt des Projektes steht die Frage, wie die Erfahrung der Mutterschaft unternehmerisches Handeln transformiert. Alle Bilder der Ausstellung sind vom 21. August bis 15. November 2024 frei zugänglich im Foyer der IHK zu Leipzig zu sehen. Zu den Beiträgen der weiteren Frauen geht es hier.


English Version

MAMA MAGMA // Luise Frohberg: Between Structure and Spontaneity

Motherhood and entrepreneurship – two worlds that seem incompatible at first glance, but are inextricably linked in my life.  With four children aged 11 to 16 and founding Taara Quest, a company that uses innovative technologies such as AI and gaming worlds to empower women in IT leadership, I face the daily challenge of balancing these two worlds.

Radical Prioritization

For me, parenthood is both an incentive and a responsibility. I have learned to organize my entrepreneurship in such a way that it is compatible with my children’s lives. This necessity forces me to radically prioritize and sort things out.

„Not-to-do lists have been a must for me ever since I became a mom.“

Of course, I’m not immune to the guilt that all parents probably know. As my children have grown older, the free time has often automatically filled up with work. Sometimes my children stand in front of me accusingly and say, “All you ever do is work.” It’s in those moments, through the small and big arguments, questions, and problems, that I’m pulled out of my work world, and all business challenges are put into perspective. But being an entrepreneur also gives me freedoms that others might not have. For example, I schedule all meetings to align with our family life. I take vacations when the kids have holidays, without needing to consider anyone else.

A Familiar Balancing Act

Juggling four children requires a lot of structure, organization, and planning. At the same time, I have to keep an eye on each individual, leaving room for intuition and creativity – this is always the challenge. Building an innovative tech startup is the same. It demands high agility and creative problem-solving, while still requiring the establishment of structures and processes that allow for growth. This constant balancing act is something I’m very familiar with as a mom. Maybe that’s an advantage.

„With four kids and a company, you have to be pragmatic and seek innovative solutions. I’ve become a pro at that.“

Finding Strength in Difficult Times

Last year, we went through a crisis with our eldest son that put my motherhood to a severe test. I realized how much motherhood can involve pain and brokenness. My entrepreneurial activities had to take a back seat.

„During this difficult season, it helped me believe that what I can give in every single moment is enough and that Taara Quest will continue even if I can’t invest one hundred percent.“

During this time, I actually submitted an application for a large innovation grant and received it. It was a gift that showed me that my company could continue to grow and thrive despite all the challenges.

Inspiration from the Kids’ Room

Without my sons, the idea for Taara Quest would definitely not have come about. During the pandemic, there wasn’t much to do, and the two of them retreated into gaming worlds – like many kids did back then. I wanted to see what fascinated them so much and also be a bit of a ‘cool mom.’ So, I went into the gaming worlds with them (even though I was incredibly bad at it). I was surprised to see how many skills they were practicing in these games – from analytical thinking to leadership skills. And that’s when the idea was born: to create a virtual „safe space“ specifically for women, where they could explore their untapped potential and enhance their leadership abilities.

“Being a mother is an immense privilege and a joy, but always a challenge that demands constant growth from me.”

What I can’t manage in my own family, I can’t achieve in my globally distributed team either. My children have taught me the importance of self-reflection and how to find the balance between structure and spontaneity – a skill that is essential in creative problem-solving. They’ve also taught me to keep the bigger picture in mind.

These lessons from motherhood have become valuable resources for my entrepreneurial work. In my life, entrepreneurship and motherhood grow hand in hand and enrich each other.

Schöne Bilder und Texte – bei Anne gibt’s beides aus einer Hand. Als freie Redakteurin und Fotografin ist es ihr Job, spannende Themen aufzuspüren und gekonnt in Szene zu setzen. Das größte Projekt von allen wartet indes ungeduldig zuhause auf sie. Seit 2019 ist Anne stolze Mami eines kleinen, süßen Jungen – und das hat ihr Leben ordentlich durcheinander gewirbelt. Auf LAYERS berichtet sie von den Höhen und Tiefen ihres neuen Alltags.

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